Darum gehts
- Direktor Alois Zwinggi bekennt sich zum WEF-Standort Davos
- WEF will verstärkt den Kontakt zur Bevölkerung suchen
- Bevölkerung vervierfacht sich während der Veranstaltung
Der Direktor des Weltwirtschaftsforums, Alois Zwinggi (63), bekennt sich zum Standort Davos GR. Bei der Überzeugung gewisser Teile der Bevölkerung stehe etwas Arbeit an, sagt er zudem in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit Tamedia.
«Wir müssen gewisse Kreise der Bevölkerung davon überzeugen, dass wir auch für sie Vorteile bringen», sagt Zwinggi im Gespräch mit den Tamedia-Zeitungen. Die Verantwortlichen müssten besser kommunizieren, was das Weltwirtschaftsforum (WEF) Davos bringe.
Direktor will sich bald zurückziehen
Der Standort sei für das WEF ideal. Das Forum sei seit 55 Jahren in der Bündner Gemeinde und wolle dort auch das 100-Jahr-Jubiläum feiern, sagt der Direktor und fügt an: «Dafür müssen wir genügend Unterkünfte haben, die Konferenzinfrastruktur muss stimmen, und wir müssen spüren, dass die Bevölkerung uns will.»
Für den WEF-Direktor selbst wird die Austragung im Jahr 2027 die letzte sein. «Ende nächsten Jahres werde ich 65. Danach werde ich mich zurückziehen», sagt er.
Künftig will die Organisation laut Zwinggi verstärkt den Kontakt zur Bevölkerung suchen. Die teuren Unterkünfte und die Folgen für die Bevölkerung seien ein Thema, sagt er. Die WEF-Verantwortlichen wollen demnach dafür sorgen, dass die Nachfrage gedämpft wird. Beispielsweise würden mit weniger Trittbrettfahrern weniger Personen nach Davos reisen, sagt der Direktor.
Vorstoss des Mieterinnen- und Mieterverbands
In Davos mit seinen knapp 11'000 ständigen Einwohnerinnen und Einwohnern vervierfacht sich die Bevölkerung während der WEF-Woche praktisch. Welche Auswirkungen das Forum für gewisse Einwohnerinnen und Einwohner haben kann, zeigte kürzlich ein Vorstoss des Bündner Mieterinnen- und Mieterverbands. Er will gegen Vertragsklauseln vorgehen, die Mieterinnen und Mieter dazu zwingen, ihre Wohnung während des WEF zu verlassen.
Der Standort in der Bündner Gemeinde ist offenbar nicht an den abgetretenen WEF-Vorsitzenden und -Gründer, Klaus Schwab (87), geknüpft. «Institutionen sind in der Regel grösser als Individuen», antwortet Zwinggi auf eine entsprechende Frage von Tamedia. Die Garantie für Davos werde von der ganzen Stiftung des Forums getragen.
Das WEF sorgte diese Woche aufgrund einer Untersuchung gegen Schwab für Schlagzeilen. Der Stiftungsrat des Forums hatte sie wegen möglicher Unregelmässigkeiten in der Amtsführung eingeleitet. Ein anonymer Whistleblower-Brief hatte die Untersuchung ausgelöst. Schwab weist die Vorwürfe als «bösartige Unterstellung» zurück, wie aus einem Interview mit CH Media vom Mittwoch hervorgeht.