Krimi um Klaus Schwab!
So wurde der WEF-Gründer an Ostern gestürzt

An Ostern überschlugen sich die Ereignisse. WEF-Gründer Klaus Schwab (87) trat sofort zurück und erhielt sogar Hausverbot. Was dahinter steckt: Persönliche Bereicherung, Machtmissbrauch oder eine Schmutzkampagne? Blick hat die Details zum Schwab-Krimi.
Publiziert: 23.04.2025 um 20:29 Uhr
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Aktualisiert: 23.04.2025 um 21:32 Uhr
Klaus Schwab kämpft um sein Lebenswerk.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Seit Ostersonntagabend hat Klaus Schwab (87) Hausverbot. Der WEF-Gründer darf sein Lebenswerk, den Hauptsitz des World Economic Forum (WEF) in Cologny GE, von dem er nur einen Steinwurf entfernt wohnt, nicht mehr betreten. Dort ist er wohl oft in seinem Büro gesessen, hat den Blick über den Genfersee schweifen lassen und sich überlegt, wie er den Zustand der Welt verbessern könnte.

Nun geht es plötzlich nicht um die Welt, sondern um das WEF. Am Genfersee tobt ein Machtkampf um die Zukunft der Organisation. Die fehlende Aussicht kann Schwab verschmerzen, nicht aber, dass er von sämtlichen Ressourcen des WEF abgeschnitten ist, nicht einmal seine engsten Mitarbeitenden kontaktieren darf. Schwab sei verzweifelt und masslos enttäuscht, heisst es aus seinem engsten Umfeld.

In seiner Verzweiflung meldet sich der WEF-Gründer mit einem langen Statement, spricht von «Rufmord» und einem Maulkorb, da es ihm verboten sei, die gegen ihn erhobenen Vorwürfe nur schon zu erwähnen.

Kampf ums Lebenswerk

Das Statement, das Blick vorliegt, ist der Höhepunkt einer Woche, die einen erbitterten Machtkampf um die Nachfolge von Klaus Schwab und die künftige Ausrichtung des WEF offenbart. Für Schwab ist offensichtlich: «Mein Lebenswerk – und das meiner Frau Hilde – wird zerstört.»

Dabei wäre es gar nicht nötig, Schwab aus dem Amt zu drängen, da er kurz nach seinen 87. Geburtstag am 30. März seinen Rückzug in Aussicht stellt: «Sobald sich das Tarif- und Inflationsdebakel beruhigt hat, werde ich zurücktreten.» Nur: Bis US-Präsident Donald Trump (78) zur Vernunft kommt, könnte es noch dauern. Und Schwab wäre nach dieser Ankündigung möglicherweise länger im Amt geblieben, als einigen lieb war.

In den Augen des WEF-Gründers hat es mit einem Artikel im «Wall Street Journal» im Juni 2024 begonnen. Damals wurden Schwab und dem WEF unter anderem Diskriminierung vorgeworfen. Vorwürfe, die sich trotz monatelanger Untersuchungen nicht erhärtet haben. Damals hatte sich das WEF noch hinter seinen Gründer gestellt.

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Klaus Schwab kämpft um sein Lebenswerk.
Foto: keystone-sda.ch

Dramatische Ostern in Cologny

In der Karwoche 2025 ist das nicht mehr der Fall. Am Mittwoch vor Ostern erreicht das WEF über die Whistleblower-Hotline ein anonymes Mail mit erneuten schweren Anschuldigungen gegen Klaus Schwab. Dabei ging es um finanzielles und anderes Fehlverhalten, wie das «Wall Street Journal» am Dienstagabend nach Ostern enthüllt. So ist im Artikel unter anderem von Privatreisen und Massagen auf dem Hotelzimmer die Rede, die über das Forum abgerechnet worden sein sollen.

Das lässt den überhasteten Rücktritt von Schwab als Vorsitzender des Stiftungsrats am Ostermontag in einem ganz neuen Licht erscheinen: Erst hat es den Anschein gemacht, der WEF-Gründer ziehe sich unter anderem wegen seiner Abneigung gegen Ideologen wie Javier Milei (54) oder Donald Trump (78) von allen Ämtern zurück.

Das anonyme Mail landet bei Thomas Buberl (52), CEO des Versicherungskonzerns Axa, der im Stiftungsrat des WEF unter anderem für Risikofragen zuständig ist. Nun werden externe Rechtsberater beigezogen und die anderen Mitglieder des 27-köpfigen Stiftungsrates informiert. Diesem gehören unter anderem Ex-Nestlé-Präsident und -CEO Peter Brabeck-Letmathe (80) als Vizepräsident, der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore (77), Blackrock-Chef Larry Fink (72), EZB-Chefin Christine Lagarde (69) oder die jordanische Königin Rania (54) an.

Schon vor Sitzung kaltgestellt

Was Klaus Schwab, der zu diesem Zeitpunkt noch Vorsitzender des Stiftungsrats ist, besonders schmerzt: Er darf sich nicht zu den Vorwürfen vor dem Stiftungsrat äussern, wird ohne Zögern auf die Anklagebank gesetzt.

Brabeck handelt sofort, beruft für Ostersonntagabend 20 Uhr eine dringliche Online-Sitzung des Stiftungsrates ein. Einziges Traktandum: Wie weiter mit Klaus Schwab?

Dabei dürfte das Urteil bereits vor der Sitzung gefällt worden sein: Gemäss Schwab wird er am Samstagnachmittag von einem Mitglied der WEF-Leitung zum sofortigen Rücktritt gedrängt – «um Schaden für die Reputation des Forums abzuwenden», wie es im Statement heisst. Schwab willigt ein, allerdings nur, weil die anonyme Quelle mit der Veröffentlichung der Vorwürfe am Mittwoch nach Ostern gedroht habe, sollte Schwab bis dahin nicht zurückgetreten sein.

Da aber das «WSJ» die Vorwürfe am Mittwoch bekannt macht, legt Schwab seine Zurückhaltung ab – und beginnt, den Kampf um sein Lebenswerk nach aussen zu tragen. Frust und Verzweiflung sind aus jeder Zeile des langen Statements zu spüren.

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So wehrt sich Schwab

Schwab verweist zunächst auf all die finanziellen Mittel, die er in den Aufbau des Forums gesteckt habe. Erwähnt, dass seine Frau Hilde seit 1973 unentgeltlich für die Organisation gearbeitet habe und dass er nach seiner Pensionierung als Professor an der Universität Genf, zum Wohle des WEF auf ein vertraglich vereinbartes Bonuspaket bis jetzt verzichtet habe. «Ich habe unter Berücksichtigung der Teuerung auf rund acht Millionen Franken verzichtet», schreibt Schwab.

Umso abstruser erscheine ihm deshalb die Vorwürfe bezüglich des «Missbrauchs von WEF-Mitteln durch Klaus und Hilde Schwab». Dafür fehlten «jegliche Beweisgrundlagen».

Anschliessend weist Schwab den Vorwurf von privaten Reisen und weiteren Ausgaben auf Kosten des Forums kategorisch zurück: «Als Chef einer international tätigen Organisation kam ich in den Genuss der für diese Rolle üblichen Unterstützung in Bezug auf Transport, Reisen, Kommunikation und Sicherheit. Wurden diesen Dienstleistungen jemals für private Zwecke benutzt, wurden sie dem Forum zurückerstattet.»

«Glatte Lüge»

Zudem habe er als Vorsitzender der Organisation, im Interesse des Forums, selbst über seine Reisepläne entschieden, so Schwab. Dies gelte auch für die Reisen seiner Frau Hilde (78) im Rahmen ihrer Tätigkeiten für das WEF.

Dieser Vorwurf scheint ihn besonders zu echauffieren: «Es ist eine glatte Lüge, dass ich junge Mitarbeitende gebeten habe, Tausende von Dollar für mich von Geldautomaten abzuheben.» Ausserdem hätten weder er noch seine Frau die dem WEF gehörende Villa Mundi für Zwecke genutzt, die nicht im Interesse des Forums waren.

Auf einen anderen im «WSJ» erhobenen Vorwurf geht Schwab überhaupt nicht ein. Zu den Massagen im Hotelzimmer findet sich im 11'000 Zeichen langen Statement kein einziges Wort.

Der Ruf vieler steht auf dem Spiel

Das Statement ist die erste Verteidigungslinie des WEF-Gründers Klaus Schwab im Kampf um sein Lebenswerk. Die zweite ist die Justiz: Was bereits im «WSJ» angedeutet wird, hat Schwab nun umgesetzt: Er weist alle Vorwürfe des finanziellen Missbrauchs weit von sich. Deswegen haben er und seine Frau Hilde Anzeige gegen unbekannt wegen Diffamierung eingereicht.

Das letzte Kapitel in diesem Machtkampf ist noch lange nicht geschrieben. Denn nicht nur der Ruf von Klaus Schwab und seiner Familie steht auf dem Spiel, auch der hochkarätig besetzte Stiftungsrat des WEF muss sich die Frage gefallen lassen, warum er seinen Vorsitzenden wie eine heisse Kartoffel hat fallen lassen.

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