Das World Economic Forum (WEF) steht im Zentrum einer grossen Recherche des «Wall Street Journal». Für einmal geht es dabei nicht um Ideen von globalen Leadern, wie man die Welt verbessern kann. Sondern um sexuelle Belästigung, sexistische und rassistische Benachteiligung und Altersdiskriminierung. Im Bericht ist von einem «toxischen Arbeitsklima» die Rede. Ausgerechnet beim WEF, das sich seit Jahren Gleichstellungsthemen auf die Fahne geschrieben hat.
Im Zentrum der Vorwürfe stehen Klaus Schwab (86) und sein Management-Team. Das WEF soll «eine frauen- und schwarzenfeindliche Atmosphäre» am Arbeitsplatz zugelassen haben. Das WEF beschäftigt weltweit 850 Mitarbeitende, die meisten am Hauptsitz in Cologny GE. Es stehen aber auch Vorfälle am Jahrestreffen des WEF in Davos im Raum.
Für sexuelle Handlungen zur Verfügung stehen
So berichten zwei Zeuginnen, dass sie vor Jahren in Davos von VIP-Gästen belästigt worden seien. Weitere Mitarbeiterinnen erheben Vorwürfe gegen teils noch heute beim WEF tätige leitende Mitarbeiter. Diese sollen sie sexuell belästigt haben.
Damit nicht genug: Weisse WEF-Manager sollen schwarze Arbeitskollegen rassistisch beleidigt haben – sie sollen das «N-Wort» benutzt haben. Weiter seien Schwarze bei Beförderungen übergangen worden. Oder hätten nicht in Davos arbeiten können. Zudem soll Klaus Schwab persönlich einen Personalchef angewiesen haben, eine Gruppe von über 50-Jährigen zu feuern. Nachdem Letzterer Bedenken zu den Entlassungen äusserte, musste der Manager laut dem «Wall Street Journal» selbst gehen.
Basis der Vorwürfe im Artikel des «Wall Street Journal» sind interne Beschwerden, Mails sowie Dutzende Gespräche mit WEF-Mitarbeitenden, wie es heisst. Mehrfach haben sich auch Schwangere geäussert. Sie seien entweder entlassen worden oder hätten einen Karriereknick erlebt. Und zwar nachdem sie schwanger wurden oder aus dem Mutterschaftsurlaub zurückgekehrt sind.
Das WEF wehrt sich
Das WEF wehrt sich gegen die Vorwürfe. «Unsere Organisation, Kultur und Kollegen, einschliesslich des Gründers, werden falsch dargestellt», heisst es. Die Organisation widerspricht den Darstellungen. Es betont, dass das WEF keinerlei Toleranz gegenüber Belästigung oder Diskriminierung toleriere. Und auf alle Beschwerden stets angemessen reagiert habe. Drei Fälle von Rassendiskriminierung seien seit 2020 gemeldet worden. Man habe diese gründlich untersucht und Massnahmen ergriffen.
Zu Blick sagt Sprecher Yann Zopf: «Es ist entsetzlich, dass das Journal wissentlich solch nachweislich falsche Behauptungen veröffentlicht, um unsere Organisation, Kultur und Kollegen, einschliesslich unseres Gründers, falsch darzustellen.» Die Organisation droht mit juristischen Mitteln. «Wir werden den Ruf unserer Organisation schützen und gegen alle Versuche vorgehen, die darauf abzielen, dem Forum und seinen Menschen zu schaden», heisst es vom WEF.
1971 gründete Klaus Schwab das Weltwirtschaftsforum. Über 50 Jahre lang war er das Gesicht des Weltwirtschaftsforums in Davos. Nun tritt der Gründer des Wirtschaftstreffens in den Bündner Bergen kürzer. Und leitet damit seine Nachfolge ein. Schwab gibt seinen Posten als geschäftsführender Vorsitzender auf, wie das WEF kürzlich bekannt gegeben hat. Schwab bleibt dem WEF aber erhalten und wird per Januar 2025 Vorsitzender des Stiftungsrates.