Es ist ein herber Rückschlag für alle Betroffenen: Für Roche wie vor allem für die rund 150'000 Demenz-Patienten in der Schweiz, von denen zwei Drittel an Alzheimer leiden. Der Pharmakonzern musste am Montag bekannt geben, dass seine Forschung zu Alzheimer nicht den gewünschten Erfolg brachte. Der Wirkstoff «Gantenerumab» konnte den Verlauf der Krankheit nicht wirklich verzögern kann. Den Absturz der Aktie an der Schweizer Börse von bis zu 5 Prozent kann der Pharmagigant verkraften, da seine Pipeline mit Medikamenten und Therapien zu anderen Krankheiten recht gut gefüllt ist.
Umso niederschmetternder ist das Studienergebnis für die übrigen Betroffenen. «Es ist für Patienten, Angehörige und Ärztinnen immer eine grosse Enttäuschung, wenn eine Medikamentenstudie nicht so ausfällt wie erhofft», erklärt Stefanie Becker (55), Direktorin der Vereinigung Alzheimer Schweiz.
Andere sind erfolgreicher
Die Hoffnung war gross, endlich eine Therapie zu finden, die wenigstens den Verlauf der Krankheit abbremst. «Auch das Medikament von Roche hätte die Krankheit nicht geheilt. Aber nur schon eine Verzögerung könnte viel bringen», sagt Becker. «Im Idealfall so lange, bis der Alzheimer-Patient verstirbt.»
Roche ist aus dem Rennen, nun ruht die Hoffnung auf anderen Pharmakonzernen: auf Biogen und Eisai, die gemeinsam im September vielversprechende Studienergebnisse veröffentlicht haben. Auch wenn die Pharmaindustrie seit über 30 Jahren versucht, den Ursachen von Alzheimer auf die Spur zu kommen, eine Heilung der Krankheit ist nicht in Sicht. «Die Prozesse sind nur zum Teil bekannt, Alzheimer ist eine komplexe Krankheit», erklärt Becker. «Es braucht noch sehr viel Forschung, auch wenn man hat schon einiges verstanden hat.»
Deshalb ist die Früherkennung so wichtig, darf Alzheimer nicht länger ein Tabuthema sein, sagt die Expertin: «Je früher man die Diagnose hat, desto früher kann man Unterstützung und das Leben mit den Angehörigen organisieren.» Denn auch wenn die Krankheit nicht heilbar sei, so sei sie doch durch die Behandlung der Begleitsymptome therapierbar, ist Becker überzeugt.