Nach Massenkündigung am Spital Einsiedeln
Patienten-Organisation befürchtet lange Wartezeiten

Dass am Spital Einsiedeln sämtliche Assistenzärzte kollektiv die Kündigung eingereicht haben, ist laut der obersten Patientenschützerin «beunruhigend». Sie warnt vor längeren Wartezeiten im Spital. Die kantonalen Behörden geben sich wortkarg.
Publiziert: 10.08.2022 um 18:18 Uhr
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Aktualisiert: 10.08.2022 um 19:12 Uhr
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Am Spital Einsiedeln haben kürzlich alle sieben Assistenzärzte gekündigt.
Sarah Frattaroli und Aline Leutwiler

Wer sich in Einsiedeln SZ den Fuss bricht, den Blinddarm entfernen lassen muss oder aus anderen Gründen im Spital landet, wird behandelt. Das zumindest verspricht die Spitalbetreiberin Ameos. Und dies, obwohl alle sieben Assistenzärztinnen und -ärzte jüngst geschlossen gekündigt haben. Grund: miserable Arbeitsbedingungen, so der Vorwurf der Betroffenen.

Die Patientenorganisation SPO sieht die Massenkündigung eindeutig kritischer. «Das ist ziemlich beunruhigend und kommt zum Glück in Spitälern nicht häufig vor», sagt SPO-Geschäftsführerin Susanne Gedamke (36). «Im Spital Einsiedeln wird es nun wohl zu längeren Wartezeiten kommen, gerade bei ungefährlichen Fällen.»

Ameos hält dagegen: Die «qualitativ hochstehende Versorgung» sei jederzeit gesichert – Kündigungswelle hin oder her». Die Kündigungen selbst werden nicht kommentiert. «Nicht zuletzt aus Datenschutzgründen», wie es heisst. Nur so viel: Jede Kündigung sei bedauernswert, die Abgänge würden kompensiert.

Spital verspricht Verbesserungen

Auch wie viele der sieben Assistenzstellen bereits neu besetzt sind, will das Spital nicht preisgeben. Online ist eine Stelle ausgeschrieben. Auf Twitter kursieren Screenshots von Headhuntern, die offenbar Mediziner an anderen Spitälern abzuwerben und nach Einsiedeln zu locken versuchen. In der Ausschreibung ist die Rede von einem «lukrativen Gesamtpaket» und Weiterbildungsmöglichkeiten. Just fehlende Weiterbildungen hatten die letzten Assistenzärzte allerdings zur Kündigung bewogen.

Der designierte Spitaldirektor Martin Stein (53) gibt zu, dass sich die Rekrutierung herausfordernd gestalte. «Aufgrund seiner kompakten Grösse und seiner Lage bietet das Regionalspital Einsiedeln nicht die gleiche Vielfalt und das für viele potenzielle Mitarbeitende attraktive städtische Umfeld wie grosse Häuser mit ihrer grossen Bandbreite an Angeboten.»

Das Spital Einsiedeln sagt auf Anfrage von Blick, die Anstellungsbedingungen würden gerade analysiert. Schon in den nächsten Tagen sollen konkrete Schritte zur Verbesserung vorgestellt werden.

Kanton Schwyz schweigt

Ein politisches Nachspiel hat die Kündigungswelle auf alle Fälle: Antoine Chaix (58), Schwyzer SP-Kantonsrat und Arzt, hat eine Anfrage im Kantonsparlament eingereicht. «Jetzt ist der Kanton in der Pflicht zu überprüfen, ob Vorgaben verletzt worden sind.»

Das Spital Einsiedeln erbringt für den Kanton Schwyz – gemeinsam mit den Spitälern Lachen und Schwyz – den Grundversorgungsauftrag. Das kantonale Amt für Gesundheit will sich trotz mehrmaliger Nachfrage nicht zu der Massenkündigung in Einsiedeln äussern.

Patientenvertreterin Susanne Gedamke bleibt beunruhigt. Dennoch würde sie nun nicht generell vom Spital Einsiedeln abraten. Aber: «Man sollte sich bei nicht dringlichen Anliegen vorher erkundigen, in welchen Fachbereichen das Spital Erfahrung aufweist, und je nachdem eine längere Strecke in ein anderes Spital auf sich nehmen.»

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