Das dürfte vielen Führungskräften in der Schweiz den Morgenkaffee gehörig verdorben haben: Eine Erhebung des Stellenvermittlers Dynajobs und des Angestelltenverbands Angestellte Schweiz zeigt, dass in den nächsten drei Jahren 73'000 Kaderleuten in der Schweiz der Jobverlust droht!
Paradoxerweise soll der akute Fachkräftemangel, unter dem die Schweizer Wirtschaft derzeit leidet, reihenweise Kaderjobs kosten. Drei Jahre sind eine kurze Zeit. Ein Blick auf die Arbeitslosenstatistik soll deswegen zeigen, ob Führungskräfte auf dem Arbeitsmarkt bereits heute immer weniger begehrt sind.
5700 Kaderleute ohne Job
Im Juni fanden sich gemäss den Zahlen des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) unter den 92'500 Arbeitslosen 5700 Kadermitglieder. Ein Vergleich mit den Jahren 2020 und 2021 bietet sich jedoch kaum an. In dieser Zeit standen rund 8400 Kaderleute auf der Strasse. Doch die Arbeitslosigkeit lag in den beiden Pandemiejahren rund 50 Prozent höher, als es derzeit der Fall ist – und diese machte auch vor Führungskräften nicht Halt.
Doch auch vor dem Pandemieausbruch im Jahr 2019 waren mit 6800 Kaderleuten knapp 20 Prozent mehr ohne Job. Auch unter den Langzeitarbeitslosen ist die Zahl der Führungskräfte gesunken.
Steigende Zuwanderung hilft
Geht es nach der Erhebung von Dynajobs und des Angestelltenverbands, dürfen sich Kader deswegen aber trotzdem nicht allzu sehr in Sicherheit wähnen. Denn der Jobabbau steht erst noch bevor: ««Bis 2025 fehlen 365'000 Fachkräfte. Das bremst die Wirtschaft um rund 18 Prozent», prognostiziert Dynajobs-Geschäftsführer Tino Senoner (63), aus dessen Feder die Erhebung stammt.
Seine Theorie: Wird die Wirtschaft ausgebremst, werden auch weniger Führungskräfte benötigt. Gleichzeitig fallen mit dem Trend zu Homeoffice Führungsaufgaben weg.
Kaderleute können zwar auf eine steigende Einwanderung hoffen. So sind im Mai rund 7500 Personen mehr in die Schweiz ein- als ausgewandert. Das sind gar wieder mehr als 2019. Den gravierenden Fachkräftemangel kann die Zuwanderung jedoch nicht auffangen.
Senoners Tipp lautet deshalb: Führungskräfte, die von der vorausgesagten Entwicklung nicht überrollt werden wollen, sollten womöglich über den Aufbau von Kompetenzen in anderen Gebieten nachdenken. (smt)