Schweizer Rentner in Thailand schickt Hilferuf
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Nach Gebühren-Schock durch UBS
Schweizer Rentner in Thailand schickt Hilferuf

Die UBS schockt die «fünfte Schweiz» mit einer Verzehnfachung der Gebühren. Zahlreiche Auslandschweizer melden sich deshalb beim Verband ASO. Ein Rentner im Norden Thailands schreibt sogar dem Bundesrat – und erhält eine Antwort.
Publiziert: 28.10.2020 um 00:33 Uhr
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Aktualisiert: 12.11.2020 um 12:01 Uhr
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Chiang Mai, Thailand: Hier lebt Rentner Hanspeter Vogel.
Foto: Getty Images
Marc Iseli

Der Schock kommt Mitte Oktober. Der Schweizer Rentner Hanspeter Vogel* (78) lebt im thailändischen Chiang Mai. Er hält einen Brief in der Hand. Absender: die UBS. Die Nachricht: Ab Januar muss Vogel 330 Franken für die Kontoführung zahlen. Jeden einzelnen Monat. Die Regel gilt für alle Kunden, die ihren Wohnsitz im Ausland und weniger als 500'000 Franken Vermögen haben. Vogels Blutdruck steigt.

Bislang hat der Rentner knapp 30 Franken pro Monat bezahlt. Jetzt kommt urplötzlich eine Verzehnfachung. Und das Schlimmste: Die Kündigungsfrist ist passé. Die UBS hat den Brief im September losgeschickt. Das Schreiben kam aber erst Mitte Oktober an. Panik macht sich breit. Vogel fürchtet um die Existenz, wenn er jeden Monat über 300 Franken dafür berappen muss, dass die AHV und die Pension aufs Konto fliessen.

Der Rentner leidet an einer chronischen Lungenerkrankung. Die Kosten zur Behandlung sind teuer. Er unterstützt die Tochter seiner Frau, zahlt auch für die betagten Eltern seiner Lebensgefährtin. Bislang ging das alles gut. Seit 15 Jahren leben die beiden in Thailand. Seit Jahrzehnten besteht das Kundenverhältnis zur UBS.

Aber jetzt kommt es zum Bruch. Vogel fühlt sich im Stich gelassen von seiner Hausbank. Er kontaktiert Gleichgesinnte im Norden Thailands. «Viele mir bekannte Schweizer Rentner, welche hier leben und ihre Rente über die UBS Schweiz einholen, verstehen das Vorgehen der Bank überhaupt nicht», sagt er.

In seiner Verzweiflung wendet er sich mit einem Brief an den Bundesrat. Es wird politisch. «Wir Auslandschweizer brauchen Ihre Hilfe», heisst es im Schreiben. «Für viele Auslandschweizer und hauptsächlich für Rentner kann dieser Aufschlag zu einem existenziellen Problem werden.»

Nur einen Tag später kommt die Antwort vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Die Behörde zeigt Verständnis. Diverse andere Betroffene hätten sich beim Bund gemeldet, heisst es in der Antwort.

Bei allen wollte die Bank «aus geschäftspolitischen Gründen die Geschäftsbeziehung auflösen» oder die Gebühren verschärfen. Diese Tendenz bedauere das EDA. Doch der Bund sei nicht ermächtigt, «in die privatrechtlichen Kundenbeziehungen der Schweizer Banken einzugreifen».

Beschwerdebrief folgt

Die Antwort ging auch an die Auslandschweizer-Organisation in Bern (ASO). Dort bestätigt Geschäftsführerin Ariane Rustichelli (46): Es gibt weitere Betroffene, die sich gemeldet haben. Und: Es gab keine Vorankündigung der Gebührenerhöhung gegenüber dem Verband. Keinerlei Vorabgespräche.

Dabei hatte der Verband vor zweieinhalb Jahren mit allen systemrelevanten Banken über das Thema gesprochen. Und damals war klar: Die Banken wollen den Kontakt mit der fünften Schweiz aufrechterhalten. Der Verband der Auslandschweizer und die Banken sollten sich regelmässig austauschen. Das blieb aber offenbar ein Lippenbekenntnis. Rustichelli will sich nun in einem offiziellen Schreiben an die UBS wenden.

Immerhin: Für Hanspeter Vogel ging die Sache glimpflich aus. «Da der Brief betreffend die neuen Kontoführungsgebühren mit Verspätung eintraf, kann ich Ende Dezember das Konto per 31. März kündigen und erhalte die Belastung zurück», sagt der Rentner, der einen Grossteil seines Lebens bei einem Konsumgüterkonzern verbracht hat. Das habe ihm die Bank versprochen.

* Name der Redaktion bekannt

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