Der Nächste, bitte: William Mansfield, Chef des europäischen M&A-Geschäfts der Credit Suisse, wechselt zur Deutschen Bank, meldet das Portal «Financial News». Der Topbanker stand 27 Jahre im Dienste der CS. Dieser Braindrain ist für die UBS, welche die CS übernehmen will, ein Riesenproblem. Denn mit jedem Tag wird die CS durch solche Abgänge weniger wert. Doch noch sind UBS-Chef Sergio Ermotti die Hände gebunden.
Denn die Übernahme ist noch nicht abgeschlossen. Formal ist die Credit Suisse bis zum sogenannten Closing des Deals eine eigenständige Bank. Und Ermotti & Co. haben noch nichts zu sagen, die Kontakte zwischen beiden Banken beschränken sich auf die grossen Fragen rund um den Deal.
Diese Übergangsphase ist für die Konkurrenz ein gefundenes Fressen. «Der Merger gibt uns die Möglichkeit zu Neueinstellungen», sagt Allan Bertie, der bei der US-Bank Raymond James das europäische Investment Banking leitet.
Bonus-Kürzungen für 1000 CS-Banker
Die vom Bund verordnete Bonus-Streichungen bei der CS spielt ihm dabei in die Karten. «Das Verbot der aufgeschobenen Kompensationszahlungen wird wahrscheinlich mehr Banker aus Enttäuschung aus der CS vertreiben», sagt Bertie, «und die aufgeschobenen Kompensationszahlungen wurden immer als ‹Klebstoff› betrachtet, um die Leute zu halten und sie teuer zu machen.»
Am 5. April hat das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) von Karin Keller-Sutter den Mitgliedern der obersten drei Führungsebenen der Credit Suisse die aufgeschobenen Bonus-Anteile gestrichen oder gekürzt. Davon sind rund tausend CS-Mitarbeitende in der ganzen Welt betroffen. Laut Bund haben diese Kürzungen ein Volumen von 50 bis 60 Millionen Franken, hinzu kommt die anteilsmässige variable Vergütung, die für das laufende Jahr fällig wird.
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Die Kürzung sei ein «politisches Signal», wie das Finanzdepartement schreibt. Der Bund wollte damit offenbar dem öffentlichen Furor über die milliardenschweren Staatshilfen für die Zwangsheirat etwas entgegensetzen.
«Erhöhter Abwanderungsdruck»
Doch schwant den Verantwortlichen in Bern, dass das Ganze auch nach hinten losgehen kann. «Dies könnte zu einer unerwünschten operativen Destabilisierung beitragen, indem der Abwanderungsdruck für Leistungstragende weiter erhöht wird», heisst es beim EFD.
Ein Topmanager einer US-Investmentbank bestätigt, dass es im Kampf um CS-Topleute ein Mittel ist, den CSlern die vom Bund gekürzten Boni-Anteile anzubieten, wenn sie wechseln. Allerdings müsse man diese Boni-Anteile nicht voll garantieren, es hänge immer davon ab, welche Optionen die betreffende Person habe. Im Klartext: Je begehrter ein Talent, umso höhere Anteile seines staatlich gekürzten Bonus-Pakets wird er oder sie bei einem Wechsel bekommen.
Dieser Artikel wurde erstmals in der «Handelszeitung» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.handelszeitung.ch.
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Das sagt auch Investmentbanker Bertie: «Ich glaube nicht, dass viele Banken die Banker für die entgangenen Kompensationszahlungen entschädigen würden, aber Antrittsprämien und progressivere Kompensationsstrukturen werden Banker zum Wechsel bewegen.»
Khan wirbt um Topleute
Laut Finanzkreisen sei bei der CS nun eine Liste in Arbeit, auf der jene Topbanker stehen sollen, die man unbedingt halten wolle. Doch die CS selbst darf keine Halteboni zahlen, sonst bekommt sie Ärger mit dem Bund.
Die neue UBS ist ein Finanzgigant, eine der wichtigsten Banken der Welt, systemrelevant für die Schweiz und das globale Finanzsystem. Ihr Chef Sergio Ermotti wird auf ein Topteam setzen, und zwar rasch. Dabei sind die UBS-Leute im Lead.
Essenziell wird neben der Erfahrung auch der kulturelle Fit sein. VR-Präsident Colm Kelleher will die solide Firmenkultur der UBS nicht durch den CS-Freestyle, der besonders im Investment Banking grassierte, beschädigen. Jede Führungskraft soll auf ihre Kompatibilität geprüft werden.
Die neue UBS ist ein Finanzgigant, eine der wichtigsten Banken der Welt, systemrelevant für die Schweiz und das globale Finanzsystem. Ihr Chef Sergio Ermotti wird auf ein Topteam setzen, und zwar rasch. Dabei sind die UBS-Leute im Lead.
Essenziell wird neben der Erfahrung auch der kulturelle Fit sein. VR-Präsident Colm Kelleher will die solide Firmenkultur der UBS nicht durch den CS-Freestyle, der besonders im Investment Banking grassierte, beschädigen. Jede Führungskraft soll auf ihre Kompatibilität geprüft werden.
Und die UBS? Laut einem Bericht der Agentur Bloomberg tourt Iqbal Khan, Chef der Vermögensverwaltung, bereits rund um den Globus, um die Top-CSler zum Halten zu überreden. So trat er auf Einladung von seinem CS-Kollegen Francesco De Ferrari in Hongkong bei der CS auf – nur mit diesem Kniff durfte er überhaupt bei der CS intervenieren, die ja formal immer noch eine Konkurrentin ist.
Bei diesen Auftritten soll Khan damit geworben haben, dass den CSlern «Anreize» und eine Art Halteprämie winken, wenn sie an Bord bleiben. UBSler argumentieren, dass die Konkurrenzbanken schliesslich mit ähnlichen Mitteln um die Topleute der CS werben würden. Daher wäre es absurd, wenn ausgerechnet die neue CS-Eigentümerin, die UBS, schlechtere Bedingungen als Konkurrenzbanken bieten dürfe – und so benachteiligt würde.
Zahlt die UBS Halte-Boni?
Laut den Angaben des Bundes darf die UBS tatsächlich Halteboni beziehungsweise Treueprämien bieten. «Kann die Bank kein wettbewerbsrechtliches Vergütungssystem mehr bieten, besteht die Gefahr, dass daraus ein beträchtliches Risiko für die operative Stabilität und schliesslich das gesamte Geschäft der UBS entsteht, was zu vermeiden ist», so das EFD.
Denn die einzige Vorgabe des Bundes in Sachen Boni bei der UBS betrifft jene übernommenen CSler, die mit der Abwicklung des Problemportfolios der CS-Investmentbank beschäftigt sind.
Verluste aus diesem Portfolio will der Bund im Volumen von 9 Milliarden tragen, nachdem die UBS die ersten 5 Milliarden Franken übernommen hat. Die betreffenden CSler sollen laut den Vorgaben des Bundes nur dann einen Bonus bei der UBS bekommen, wenn die Abwicklung des Portfolios gelingt, ohne dass die 9 Milliarden des Bundes in Anspruch genommen werden müssen.
Die UBS will sich zur Frage von Halteprämien nicht äussern.