Was Herbert Bolliger (69) sich traut, traut sich sonst kaum einer: Der ehemalige Migros-Chef teilte diese Woche in einem Blick-Interview gegen seine Nachfolger an der Spitze des orangen Riesen aus: «Ich frage mich, ob die überhaupt noch wissen, in welchem Unternehmen sie arbeiten.»
Stein des Anstosses: der mögliche Alkoholverkauf in der Migros. Bis zum 4. Juni stimmen die Migros-Genossenschafterinnen und -Genossenschafter darüber ab. Um das Alkoholverbot zu kippen, braucht es eine Zwei-Drittel-Mehrheit.
Bolliger macht sich Feinde
In Bolligers Augen würde die Migros damit die Werte ihres Gründers Gottlieb Duttweiler (1888–1962) verraten. Er kämpft auf allen Kanälen gegen die Aufhebung des Verkaufsverbots. Damit macht er sich Migros-intern nun Feinde.
«Es gab sehr negative Reaktionen von Migros-Verantwortlichen», sagt Bolliger in der «SonntagsZeitung». Gemäss Informationen der Zeitung wird Bolliger für seine Äusserungen als «Verräter» beschimpft. Er selber nennt keine weiteren Details.
Fliegender Bierkrug
Die sogenannte «Gruppe für die M-Werte» rund um Ex-Chef Bolliger polarisiert im Abstimmungskampf auch mit einem Sujet: Darauf ist zu sehen, wie das ikonische orangene Migros-M einen Bierkrug wegkickt. Dazu heisst es: «Nicht mein Bier!
Bolliger und seine Mitstreiter begründen ihren Widerstand gegen den Alkoholverkauf mit Duttis Erbe. Dass kein Alkohol verkauft werde sei «einer der Pfeiler der Migros», so Bolliger im Blick-Interview. Angesichts der Abstimmung stünden ihm «die Haare zu Berge», so der ehemalige Migros-Chef. Er prognostiziert einen massiven Imageschaden, wenn das Alkoholverbot fällt. (sfa)