In den Supermärkten mit dem orangen M gilt noch immer: kein Alkohol in den Regalen! Es ist die Maxime des Migros-Gründers Gottlieb Duttweiler (1888–1962). Dieses Tabu wird nun mit Sicherheit fallen. Denn die Migros lanciert im hauseigenen Abstimmungskampf ein eigenes Bier, das in jedem Fall in den Regalen landen wird.
Die zehn Migros-Genossenschaften stimmen bis am 4. Juni ab, ob das seit 1928 geltende Verkaufsverbot für Alkohol aufgehoben werden soll. Stimmt eine Genossenschaft mit einer 2/3-Mehrheit für den Verkauf von Spirituosen, wird sie künftig das Migros-Bier «Oui» im Sortiment haben. Stimmt sie dagegen, wird es das alkoholfreie Bier «Non» sein.
Abstimmungsbier soll «Debatte anregen»
Mit dem neuen Bier will die Migros die hitzige Abstimmungen-Kampagne nun so richtig lancieren. «Die ‹Migros-Biere′› ‹Oui› und ‹Non› stehen symbolisch für die Migros-Demokratie und die Abstimmungsfrage. Sie sorgen für eine plakative und schnelle Übersetzung der Abstimmungsfrage und werden während der ganzen Laufzeit das Symbol für die Abstimmung sein», sagt die Migros.
Die Migros will das «Oui»- und «Non»-Bier auf dem Gebiet der jeweiligen Genossenschaften brauen lassen.
Das Verkaufsverbot wurde zur Förderung der Volksgesundheit und im Kampf gegen «das allmächtige Alkoholkapital» durch Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler eingeführt. Angesichts der damaligen Situation mit «verheerenden Schnapsgewohnheiten» wollte er die Menschen vor Armut schützen, die auch durch Alkoholmissbrauch verursacht wurde.
Kontroverse Diskussionen zur Alkoholfrage
In den letzten 100 Jahren haben sich die soziale Situation und die Konsumgewohnheiten in der Schweiz stark verändert. Und so wurde auch die Alkoholfrage zwischenzeitlich immer wieder kontrovers diskutiert. Seit 1983 ist das Verbot in den Statuten der regionalen Migros-Genossenschaften – mit Ausnahme von Genf – verankert.
Um die Statuten zu ändern und den Verkauf von alkoholischen Getränken für die Kundinnen und Kunden zu ermöglichen, ist eine Zustimmung von zwei Dritteln der abstimmenden Mitglieder der jeweiligen regionalen Migros-Genossenschaft erforderlich. Es ist also theoretisch möglich, dass nur ein Teil der über 600 Migros-Filialen künftig Alkohol verkaufen wird. (smt)