Blaues Kreuz will Alkoholverbot behalten
Migros soll trocken bleiben

Eine Suchtorganisation will die Alkoholpläne der Migros durchkreuzen. Das Blaue Kreuz fordert ein Gespräch mit Chef Zumbrunnen und plant eine Abstimmungs-Kampagne.
Publiziert: 27.11.2021 um 14:32 Uhr
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Heute kann man in der Migros fast alles kaufen. Aber nicht Alkohol und Tabak.
Foto: Keystone

Die Migros plant eine Revolution, von der Gegner sagen, dass sich Gründer Gottlieb «Dutti» Duttweiler beim Gedanken daran im Grab umdrehen würde. Der orange Detailhandelsriese will Alkohol verkaufen! Die Delegiertenversammlung sprach sich am 6. November dafür aus, das Verkaufsverbot aus den Statuten zu kippen.

Doch die Sache ist noch nicht im Trockenen, wie die «Schweiz am Wochenende» berichtet. Bis Ende nächster Woche müssen die Regionalgenossenschaften entscheiden, ob sie dazu eine Urabstimmung durchführen wollen.

Blaues Kreuz will Migros Strich durch die Rechnung machen

Glatt wird das nicht laufen. Denn die Suchtorganisation Blaues Kreuz will all ihr Gewicht in die Waagschale werfen, um dafür zu sorgen, dass die Migros «trocken» bleibt.

Blaukreuz-Präsident Philipp Hadorn (54) verweist darauf, dass viele Mitglieder des Blauen Kreuzes auch Migros-Genossenschafter seien, unter anderem wegen der Anti-Alkohol-Philosophie von Migros-Gründer Duttweiler. Man werde mit diesen Personen das Gespräch suchen, in der Hoffnung, dass sie Einfluss auf andere Migros-Genossenschafter nehmen und sie für ein Nein bei der Abstimmung überzeugen können.

«Zudem sehen wir vor, auch eine Kampagne zu starten, unter anderem über die sozialen Medien», sagt er gegenüber der Zeitung. «Die Migros spricht selbst von einem demokratischen Prozess, und in dieser Debatte möchten wir uns aktiv engagieren», so der ehemalige SP-Nationalrat.

Blaukreuzler fordern Treffen mit Zumbrunnen

Und das ist nicht alles: Die Blaukreuzler fordern zudem ein Treffen mit Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen (51), «um die Folgen einer möglichen Verbotsaufhebung zu diskutieren». Unter anderem für trockene Alkoholiker. Diese seien ständig in Gefahr, in die alte Sucht zurückzufallen. In Migros-Filialen würden sie heute nicht in Versuchung geführt. «Bei einem Ja der Genossenschaften wäre künftig auch die Alkohol-Versuchung allgegenwärtig», so Hadorn.

Zudem würden viele karitative Organisationen Menschen mit Suchtproblemen oftmals Migros-Gutscheine aushändigen: «So können sie sicher sein, dass das Geld nicht für Alkohol und Tabak ausgegeben wird.»

Bei Ja braucht es Begleitmassnahmen

Sollte das Alkoholverbot in der Migros fallen, seien zwingend Begleitmassnahmen nötig, fordert Hadorn. Dabei gehe es unter anderem darum, wo im Regal die Alkoholika stehen sollen, und wie sehr sie beworben werden sollen, um Jugendliche und Suchtgefährdete nicht zu stark den Produkten auszusetzen. Das Blaue Kreuz würde der Migros dabei gern beratend zur Seite stehen.

Setzt sich Hadorn bei Genossenschaftern und Migros-Spitze durch, braucht es das vielleicht gar nicht. (sf)

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