Mobbing und Stress am Arbeitsplatz
Krankheitsbedingte Ausfälle gehen in die Milliarden

Arbeit macht immer mehr Schweizerinnen und Schweizer krank. Das geht ins Geld. Nun reagieren erste grosse Firmen und bieten spezielle Kurse an.
Publiziert: 29.10.2023 um 11:32 Uhr
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Aktualisiert: 31.10.2023 um 14:03 Uhr
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Arztbesuche wegen Stress und Problemen bei der Arbeit nehmen zu.
Foto: imago images / Westend61

Was ist bloss los in der Schweizer Arbeitswelt? Arbeitnehmer sind so krank wie noch nie. 2022 fehlten sie im Schnitt über neun Tage am Arbeitsplatz. Das kostet die Wirtschaft Unsummen: Allein die Prämien für die Krankentaggelder, mit welchen Firmen die Löhne ihrer kranken Angestellten versichern, beliefen sich 2021 auf 4,6 Milliarden Franken, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt.

Besonders teuer wird es, wenn Mitarbeitende psychisch erkranken. Dann fehlen sie im Schnitt sechs bis sieben Monate im Job. Deutlich länger als bei anderen Krankheiten. Doch warum werden so viele krank? Die Probleme gehen meist auf Mobbing, Stress und Streitigkeiten bei der Arbeit zurück. «Etwas mehr als 50 Prozent aller psychischen Arbeitsunfähigkeiten werden durch Konflikte am Arbeitsplatz ausgelöst», sagt Simon Tellenbach, Leiter Firmenkunden beim Vermögenszentrum (VZ), in der «NZZ am Sonntag».

Stress nimmt zu

43 Prozent der Arbeitnehmenden fühlen sich bei der Arbeit gestresst, besagt eine andere Studie. 2016 waren es noch 38 Prozent. Ein Drittel gibt an, auch in der Freizeit zu arbeiten. Auf Dauer geht das an die Substanz. Und macht krank.

Entscheidend sei, dass solche Fälle möglichst früh erkannt werden. Tellenbach empfiehlt Firmen, das Thema offen anzusprechen und Präventionsschulungen durchzuführen. Immerhin: Eine Umfrage bei grossen Schweizer Firmen zeigt, dass viele sich des Problems bewusst sind. Insbesondere im Bereich mentale Gesundheit haben sie aufgerüstet, wie es im Bericht heisst.

So bietet die Post ihren Deutschschweizer Angestellten etwa eine anonyme 24/7-Betreuung an. Diese stösst auf so viel Anklang, dass der Dienst auf die weiteren Landesteile ausgeweitet wird. Auch die Swisscom will ein ähnliches Programm lancieren. Denn täglich fehlen beim Telecomanbieter drei Prozent der Angestellten krankheitsbedingt. Das geht ins Geld. Schon junge Mitarbeitende sollen für das Problem sensibilisiert werden.

Weniger Fälle, längere Dauer

Die Unternehmen glauben, dass der Höhepunkt bei den krankheitsbedingten Absenzen erreicht ist, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Aber ist dem wirklich so? Zahlen der Versicherung Swica, der Marktführerin im Bereich Krankentaggelder, lassen allerdings daran zweifeln. Bei ihr stiegen die Leistungszahlen dieses Jahr gegenüber 2022 um vier bis fünf Prozent. Die Zahl der Fälle habe abgenommen. Aber vor allem Langzeitabsenzen würden zunehmen. (pbe)

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