Egal, wie viel Wecker am Morgen auch läuten: Patrick Fessler (27) aus Aalen im deutschen Baden-Württemberg schafft es nicht aus den Federn. Aber nicht aus Faulheit – er kann nicht anders. Der 27-Jährige leidet unter Narkolepsie Typ I.
Die Schlafkrankheit beeinträchtigt sein Leben massiv. Da im Gehirn eine organische Störung vorliegt, leiden Betroffene unter extremer Müdigkeit, die auch mit ausreichend Schlaf nicht weggeht. Zwar können Medikamente die Symptome lindern, doch eine Heilung gibt es nicht. Der Deutsche schafft es manchmal erst am Mittag aus dem Bett. «Wenn ich wach werde, kann ich die Augen nicht öffnen und bin gelähmt. Diese Anfälle hatte ich früher täglich, mittlerweile zum Glück nur noch selten», sagt Fessler zur «Bild».
«Ich hatte zu viele Fehlstunden»
Für Fessler bedeutet die Krankheit nicht nur ständige Müdigkeit, sondern auch ein Leben am Existenzminimum. Wegen der Narkolepsie hat er seit 13 Jahren keinen Job, ist auf Bürgergeld angewiesen, also finanzielle Unterstützung vom Staat. Das Abitur, die Matura in Deutschland, wollte er zwar, konnte es aber nicht machen. Er versuchte sich an einer Berufsausbildung im IT-Bereich. Doch auch dort wurde ihm der körperliche Schlafzwang zum Verhängnis. «Ich hatte zu viele Fehlstunden.»
Insgesamt musste Fessler drei Ausbildungen sowie vier Ausbildungsmassnahmen der Agentur für Arbeit abbrechen. Jetzt will er etwas ändern und Data Science an der Hochschule Aalen Data Science studieren – auch ohne Abitur. Denn inzwischen geht es ihm besser. Auf Medikamente kann er seit drei Monaten verzichten. Fessler erklärt gegenüber «Bild»: «Ich bin in einem Top-Zustand und will studieren. Die einzige Perspektive zu einer schnellstmöglichen beruflichen Rehabilitation und gesellschaftlicher Teilhabe wäre die Aufnahme eines Studiums.»
«Davon könnte ich nicht mal die Miete bezahlen»
Doch so einfach geht das nicht. Schliesslich hat Fessler nicht das Abitur – die Bedingung für eine Studienzulassung. Nochmals die Schulbank drücken und das Abitur nachholen, ist für Fessler keine Option. Denn dann würde er den Anspruch auf das Bürgergeld verlieren. «Wäre ich wieder Schüler, bekäme ich nur Kindergeld. Davon könnte ich nicht mal die Miete bezahlen», sagt er.
Dabei hatte die Antidiskriminierungsberatung Baden-Württemberg bereits in 2022 eine Ausnahmeregelung für Fessler beantragt. Damals schrieb die Behörde laut «Bild»: «Ein Studium im Bereich Informatik könnte Herrn Fessler helfen, einen Beruf zu erwerben, der es ihm ermöglicht, mit der Narkolepsie am Arbeitsleben teilzunehmen und damit ein geregeltes Leben zu führen.»
Doch bei den Behörden stösst Fessler bislang auf taube Ohren. Um die Ausnahmeregelung dennoch zu bekommen und den Einstieg ins Berufsleben zu schaffen, startete Fessler eine Petition. Mit Erfolg: Am 22. Juni wird darüber im Landtag abgestimmt. (mrs)