Mitten in der Krise
In diesen Branchen gibts saftige Lohnerhöhungen

Das Leben in der Schweiz wird immer teurer. Viele Arbeitskräfte dürfen sich aktuell aber über die grössten Lohnerhöhungen seit über zehn Jahren freuen. Was ist für das nächste Jahr zu erwarten?
Publiziert: 13.09.2022 um 15:42 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2022 um 18:51 Uhr
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Viele Angestellte in der Gastronomie dürfen mit saftigen Lohnerhöhungen rechnen ...
Foto: PIUS KOLLER
Martin Schmidt

Die Teuerung setzt vielen Schweizerinnen und Schweizern zu: Gemäss der Wirtschaftsberatungsfirma Wellershoff & Partners sind die Preise für Alltagsgüter, die Haushalte wöchentlich einkaufen, um 5,9 Prozent gestiegen. Die Gewerkschaften fordern deswegen je nach Branche satte Lohnerhöhung von bis zu 5 Prozent.

Mit derartigen Lohnerhöhungen dürfen zwar nur die wenigsten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Schweiz rechnen. Trotzdem haben derzeit viele Grund zur Freude: «Die Löhne in der Schweiz steigen derzeit so stark wie seit über zehn Jahren nicht mehr», sagt Claude Maurer (47), Chefökonom der Credit Suisse.

Die Bank hat in ihrem aktuellen Lohn-Monitoring 150 Firmen befragt, wie stark die Löhne bei ihnen im nächsten Jahr steigen werden. Die Lohnaussichten sind auch für das nächste Jahr positiv.

Schweizer bei Lohnforderungen zurückhaltend

Besonders Angestellte in der Gastronomie und in der Transportbranche dürfen sich auf überdurchschnittliche Lohnerhöhungen einstellen. Zum Transportwesen zählen neben Zügen und Bussen auch der Flugverkehr sowie der ganze Gütertransport. Transport und Gastronomie profitieren gemäss Credit Suisse nach wie vor von einem starken Aufholeffekt nach der Corona-Pandemie.

Diese Branchen sind sehr personalintensiv und stehen mit anderen Branchen im Wettbewerb. «Wer mehr bezahlt, macht bei der Personalsuche oft das Rennen», sagt Maurer.

In anderen Wirtschaftssektoren wie der Industrie, dem Bau, im Handel, der Informations- und Kommunikationsbranche, den Unternehmensdienstleistungen sowie im Gesundheitswesen dürfte sich das Wachstum 2023 dagegen abschwächen.

Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Schweiz würden die wirtschaftlichen Aussichten bei ihren Lohnforderungen berücksichtigen, sagt Maurer. «In der Schweiz werden bei Lohnerhöhungen selten Maximalforderungen gestellt. Damit wollen die Arbeitskräfte verhindern, dass bei einer Abschwächung des Wirtschaftswachstums die Arbeitslosigkeit zunimmt.» Zudem sei der Anteil der Löhne an der Wirtschaftsleistung in der Schweiz sowieso ausserordentlich hoch.

16 Prozent der Industrie-Angestellten mit Nullrunde

Entsprechend unterschiedlich fallen dort die geplanten Lohnerhöhungen bei den verschiedenen Firmen aus. Angestellte in der Industrie dürfen mit einer durchschnittlichen Lohnerhöhung von 2 Prozent rechnen. In einzelnen Firmen könnten die Löhne jedoch um bis zu 5 Prozent steigen. Bei 16 Prozent der Firmen soll das Personal jedoch sogar leer ausgehen.

Mitarbeiter im Dienstleistungssektor dürfen sich auf Lohnerhöhungen zwischen 0 und 10 Prozent einstellen. 42 Prozent der Firmen gehen davon aus, dass die Löhne um 3 Prozent und mehr ansteigen.

Die Credit Suisse rechnet über alle Branchen mit einer Lohnerhöhung von 2,3 Prozent. Entscheidend ist jedoch, was am Ende in der Tasche bleibt. Bei der aktuellen Inflationsrate haben die meisten Leute trotz Lohnerhöhungen am Ende des Monats weniger Geld in der Tasche. Im nächsten Jahr sollen die Einkommen dank der erwarteten Abschwächung der Teuerung aber endlich auch real wieder anziehen.

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