Alle Jahre wieder rollt der Lohnherbst an. Doch dieses Jahr sind die Diskussionen besonders hitzig. Aufgrund der Inflation fordern die Arbeitnehmenden nun einen Teuerungsausgleich. Der Kaufmännische Verband Schweiz und Angestellte Schweiz fordern 4 Prozent mehr Lohn für das Jahr 2023. «Damit soll mindestens der Kaufkraftverlust der Arbeitnehmenden ausgeglichen werden», teilen beide in einer gemeinsamen Medienmitteilung mit.
Damit ist der Arbeitgeberverband nicht einverstanden: «Arbeitgeber und Arbeitnehmende kämpfen mit der hohen Inflation. Es gibt auch keinen Automatismus, dass eine höhere Inflation höhere Löhne zur Folge hat.» Die Arbeitgeber hätten im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise mit besonders grosser Unsicherheit zu kämpfen. Zudem seien die Rohstoffpreise gestiegen und in Exportbranchen sei der Wettbewerbsdruck gross.
Arbeitgeber wollen nur individuelle Lohnerhöhungen
«Tieflöhne müssen überproportional steigen», fordern die Arbeitgeber-Verbände weiter. Aufgrund der steigenden Gesundheitskosten, welche nicht in der Teuerung abgebildet werden, hätten viele Geringverdienende keine finanziellen Reserven. Und die geforderten Lohnerhöhungen seien verkraft- und vertretbar.
«Der Blick auf die Statistiken zeigt, dass die Einkommen in der Schweiz ziemlich gleichverteilt sind. Die Lohnschere blieb in den letzten Jahren konstant, die niedrigen und mittleren Einkommen stiegen eher noch etwas stärker an als die höheren», hält der Arbeitgeberverband gegenüber Blick dagegen. Der Verband geht im Herbst nur von individuellen Lohnerhöhungen und keinen generellen aus. Die ersten Verhandlungsrunden für die Löhne 2023 beginnen früh im Herbst 2022 und dauern bis April 2023 an. (lui)