Es ist der Albtraum eines jeden Ferienreisenden: Die Sonne scheint, das Wasser lockt – doch der Strand bleibt zu! Er wird am Freitag in Italien wahr. Die legendären italienischen Strandbäder – die Bagni – bleiben am Morgen geschlossen, mitten in den Sommerferien. Die Betreiber der Strände streiken. Von 7.30 bis 9.30 Uhr werden sie keine Sonnenschirme oder Liegestühle vermieten. Wer ins Wasser will, der steht vor verschlossenen Türen.
Einfach so ans Meer liegen kann man in Italien nicht. In den meisten Badeorten muss man für den Zugang zum Meer Eintritt bezahlen. Die Betreiber der Bäder haben die Lizenz für einen Strandabschnitt – eine italienische Eigenheit mit einem historischen Hintergrund. Die Strandbäder sind vom Staat nach dem Zweiten Weltkrieg an Kriegsversehrte verpachtet worden. So wollte Italien ihnen ein Einkommen ermöglichen.
«Sonnenschirm-Mafia» wehrt sich
Längst haben in den 30'000 Strandbädern des Landes ihre Nachkommen das Sagen. Sie machen mittlerweile richtig Kohle mit den Bagni, deren Lizenzen sich in der Vergangenheit automatisch Jahr für Jahr verlängerten. Die Vermietung von Badeutensilien ist zum lukrativen Geschäft geworden, das man nicht einfach so aufgibt – immer wieder ist von der «Sonnenschirm-Mafia» die Rede. Im Schnitt kostet eine Woche Baden und Sändele in Alassio an der Riviera 340 Euro pro Person. In der ersten Reihe, mit direktem Blick aufs ligurische Meer, sogar 392 Euro.
Da erstaunt es nicht, dass sich die Betreiber gegen ein Ansinnen der EU wehren. Die will die Strandlizenzen neu nämlich europaweit ausschreiben. Deren Vergabe soll neu organisiert werden und transparent ablaufen – was derzeit nicht der Fall ist. An den Protesten nehmen die Strandbad-Betreiber in den Provinzen Udine, Ligurien und Livorno teil. Ihre Forderung: Die Regierung in Rom solle endlich der EU die Stirn bieten und sich für sie einsetzen.
15 Milliarden Euro Umsatz
Über 50 Prozent der Tausende Kilometer langen Küste Italiens sind mit Strandbädern belegt. 300'000 Menschen arbeiten während der Sommermonate in den Bädern. Die Betreiber machen damit pro Jahr 15 Milliarden Euro Umsatz. Diesen wollen sie nicht mit Konkurrenten aus Deutschland oder Frankreich teilen.