Milton richtet Zerstörung an
Müsste Florida seine Häuser besser gegen Hurrikane schützen?

Einmal mehr hat ein Hurrikan im US-Bundesstaat Florida gewaltige Schäden angerichtet und Menschenleben ausgelöscht. Viele Häuser haben einer solchen Naturgewalt nichts entgegenzusetzen. Was sind die Gründe dafür?
Publiziert: 10.10.2024 um 16:38 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2024 um 16:44 Uhr
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Ein Bewohner in seinem zerstörten Haus in Fort Myers, Florida.
Foto: Getty Images

Auf einen Blick

  • Hurrikan Milton bedroht Florida mit 257 km/h Windgeschwindigkeiten
  • Viele alte Holzhäuser sind besonders gefährdet und werden evakuiert
  • Neubauten sind sicherer dank strenger Bauvorschriften
  • 1992 zerstörte Hurrikan Andrew über 60'000 Häuser
  • Gouverneur DeSantis streicht Klimawandel aus Bauvorschriften
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Der Hurrikan Milton hält den US-Bundesstaat Floria in Atem und wirbelt altbekannte Diskussionen über die Bauvorschriften auf: Bilder von Häusern mit weggerissenen Dächern und zerstörten Wänden gehen um die Welt. Viele Holzhäuser haben der Naturgewalt nichts entgegenzusetzen. Wie steht es um die Stabilität der Wohnhäuser in Florida? 

Hurrikane sorgen in Florida nicht erst seit dieser Woche für Überschwemmungen und Verwüstung. Nachdem der Bundesstaat in den 1970er-Jahren Minimalvorschriften für den Häuserbau erlassen hatte, wurden die Vorgaben in den letzten Jahrzehnten regelmässig verschärft. Fenster müssen heute bruchsicher sein oder über Fensterläden verfügen. Dächer und deren Deckung müssen stärker verankert sein sowie Fassaden höheren Windstärken und Hochwasser standhalten. Auch für Fundamente gelten höhere Auflagen. Die Häuser sind dank der Vorschriften, die zu den strengsten im Land gehören, deutlich sicherer. Doch das gilt nur für Neubauten.

Sicherheitsbedenken bei den alten Gebäuden

Die Mehrheit der Gebäude stammt aber aus der Zeit vor den verschärften Vorschriften. Darunter Trailerparks und Billigbauten, die in der Schweiz mit grösseren Schrebergartensiedlungen vergleichbar sind. Wenig überraschend sind es genau diese Gebäude, die bei heranrauschenden Hurrikanen als Erstes evakuiert werden. Zieht ein Wirbelsturm über ein solches Quartier, werden die Bauten wie Kartenhäuser weggeblasen.

Die heute viel dichtere Besiedlung hat das Schadenspotenzial zudem massiv erhöht. Ab den 1990er-Jahren erlebte der Bundesstaat eine grosse Zuwanderung, darunter zahlreiche Rentnerinnen und Rentner, die ihre Pensionierung im warmen Süden geniessen wollten. Der Hurrikan Andrew im Jahr 1992 zerstörte über 60'000 Häuser und sorgte für Schäden in der Höhe von mehreren Dutzend Milliarden US-Dollar. Eigentümer alter, nicht nachgerüsteter Gebäude zahlen entsprechend deutlich höhere Versicherungsprämien.

Sicher oder möglichst günstig bauen?

Der Experte Bryan Norcross (73) ist überzeugt, dass Florida die sogenannten Building Codes weiter verschärfen müsste. Schliesslich nehmen die extremen Wetterlagen durch die weltweite Klimakrise zu. Doch Ron DeSantis (46) will vom Klimawandel nichts wissen. Der republikanische Gouverneur von Florida liess Verweise darauf komplett aus den Bauvorschriften verschwinden. Seine Priorität: Der Hausbau soll möglichst günstig möglich sein. 

Der Konflikt zwischen günstig oder sicher ist nicht neu: Bereits in der Vergangenheit sorgten die Bauvorschriften immer wieder für hitzige Diskussionen. Auch die Bauwirtschaft hat grosses Interesse an tiefen Baukosten, damit sich möglichst viele Leute ein Haus leisten können. Und viele Menschen scheinen die Gefahr zu verdrängen, wenn die Region für längere Zeit verschont bleibt. Denn genau in diesen Phasen wurde in der Vergangenheit am meisten gebaut.

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