«Sorry, out of Service.» Über die Zapfsäulen an der Tankstelle in Nokomis an der Westküste Floridas sind gelbe Plastiksäcke gestülpt. Hier gibt es am Montagnachmittag kein Benzin mehr. Wegen des nahenden Hurrikans Milton, der am Mittwoch die Küste erreichen dürfte, hamstern die Anwohner der Küstenregion um Tampa Benzin für ihre Generatoren. «Bei einem der letzten Stürme hatten wir zwölf Tage keinen Strom», erzählt ein Mann, dem es gerade noch gelang, vier Kanister zu füllen, die er nun auf seinem Truck verstaut.
Auch an den anderen Tankstellen in der Region ist das Benzin ausgegangen. Ein Verkäufer lacht Fotograf Stefan Bohrer und mich aus, als wir fragen, was wir denn nun tun könnten. Wir sind gerade auf Reportagereise im Süden Floridas und die Tankfüllung im Mietauto neigt sich dem Ende zu.
Auch Miami bereitet sich vor
Der Mann mit den vier Benzinkanistern ist schliesslich bereit, uns einen zu verkaufen, damit wir zurück nach Miami kommen. Der Kanister hat nämlich ein Leck – und bis er daheim ist, wäre vom Treibstoff sowieso nicht mehr viel übrig. Sonst hätte er sich wohl nicht so grosszügig gegenüber den Touristen gezeigt.
In Miami auf der anderen Seite der Halbinsel bereitet man sich zwar ebenfalls auf den Sturm vor, doch ist die Gefahr deutlich kleiner. Vor den Türen von Hotels und Geschäften liegen Sandsäcke, damit man für mögliche Überschwemmungen gerüstet ist. Hotels haben Notfallpläne parat.
Behörden drängen Anwohner zur Flucht
In Tampa Bay hingegen rechnen die Menschen mit dem Schlimmsten. Mit lautem Alarmton ploppen Evakuations-Anweisungen der Behörden auf dem Handy auf. «Schliessen Sie dringend die Vorbereitungen zum Schutz von Leben und Eigentum ab. Haben Sie Lebensmittel, Wasser, Bargeld, Kraftstoff und Medikamente für mehr als drei Tage auf Lager», heisst es in einer Pushmeldung.
Familien verbarrikadieren ihre Häuser, Schulen haben die nächsten Tage geschlossen, Notunterkünfte wurden eingerichtet. Die Bürgermeisterin von Tampa warnte die Bevölkerung eindringlich: «Wenn Sie bleiben, werden Sie sterben.» Die Behörden rechnen mit der grössten Evakuierung seit dem verheerenden Wirbelsturm Irma von 2017.
Erst Ende September hatte Tropensturm Helene den Südosten der USA heimgesucht und grosse Zerstörung angerichtet. Über 200 Menschen kamen ums Leben, auch an der Westküste Floridas gab es Todesopfer. Die Aufräumarbeiten dort sind voll in Gang, als die Bevölkerung vor dem nächsten Sturm das Weite suchen muss.
Einige werden aber auch in ihren Häusern ausharren. «Ich bleibe», sagt der Mann von der Tankstelle, während er das Benzin in unseren Tank füllt. Auch wenn er damit rechnet, dass sein Haus den Sturm nicht unbeschadet überstehen wird.