Auf einen Blick
- Hurrikan Milton fegte über Florida hinweg
- Mindestens 17 Menschen starben
- Der Schaden beläuft sich auf rund 50 Milliarden US-Dollar
Biden besucht Florida nach Hurrikan Milton
Happy End für zurückgelassenen Hund
Die Polizei von Tampa veröffentlichte am 9. Oktober auf X ein herzzerreissendes Video. Die Beamten fanden in der Nähe einer Strasse einen zurückgelassenen Hund, der an einem Zaun festgebunden war.
Jetzt gibt es Neuigkeiten zum armen Bullterrier, dem das Wasser bis zum Bauch stand. «Er ist gesund und munter und erholt sich von den Strapazen in einer Auffangstation, wo er seinen Rettern ein Lächeln schenkt», wie die Leon County Humane Society schreibt. Wenn Trooper wieder ganz bei Kräften ist, will man für ihn ein neues Zuhause finden.
Kevin Coster nimmt Song für Hurrikan-Opfer auf
Oscar-Preisträger Kevin Costner (69) will mit einem Song den Opfern der Hurrikans Helene und Milton in den USA helfen. Er und seine Band Modern West hätten ihr erstes Lied in über vier Jahren veröffentlicht, teilte der Schauspieler auf Instagram mit.
Sämtliche Einnahmen von dem Song «Find Your Way» würden an die Hilfsorganisation Hope Force International gehen, die beim Wiederaufbau in den betroffenen Gebieten hilft.
Er selbst habe Phasen von Dunkelheit erlebt und sich dabei an Liedtexte geklammert, die ihm geholfen hätten, schrieb Costner. Er hoffe, dass dieses Lied all denen Zuflucht bietet, die die Hoffnung aus den Augen verlieren. Einen festen Kaufpreis gibt es nicht. Die Höhe der Spende solle jeder selbst entscheiden.
Taylor Swift und Dolly Parton spenden Millionen
Mit seiner Rock- und Countryband Kevin Costner & Modern West geht Costner als Sänger und Gitarrist häufig auf Tour. Der zweifache Oscar-Preisträger («Der mit dem Wolf tanzt») brachte zuletzt als Regisseur und Hauptdarsteller den ersten Teil seiner geplanten Western-Serie «Horizon» in die Kinos.
Stars wie die Sängerinnen Taylor Swift und Dolly Parton und das Schauspieler-Ehepaar Ryan Reynolds und Blake Lively haben für die Opfer der Hurrikans Helene und Milton bereits Millionenbeträge gespendet.
Bewohner kehren zurück: «Sie haben Tote draussen in einem Baum gefunden»
Nach dem Durchzug des Hurrikans Milton sind die Menschen in Florida am Freitag nach und nach in ihre teils zerstörten Wohnorte zurückgekehrt. Etwa der 57-jährige Mark Horner, der auf der Halbinsel Siesta Key wohnt, wo der Hurrikan auf Land traf. «Es wurde gesagt, dass es besser war als befürchtet – aber wenn man sich die Lage etwas genauer ansieht, dann sieht man, dass es uns wirklich hart getroffen hat», sagte er.
«Es war ziemlich beängstigend», sagte Susan Stepp aus Fort Pierce, einer Stadt an Floridas Ostküste, wo vier Bewohner einer Seniorenwohnanlage durch einen Tornado getötet wurden. «Sie haben Tote draussen in einem Baum gefunden», berichtete die 70-Jährige. «Ich wünschte, sie hätten sich in Sicherheit gebracht.»
Stepps Ehemann Bill sagte, der Tornado habe sein 22 Tonnen schweres Wohnmobil hochgehoben und durch den Garten geschleudert. Es sei «herzzerreissend» zu sehen, wie viel Schaden entstanden sei und «dass alle Dinge, die man liebt, einfach weg sind», sagte der 72-Jährige. «Aber es sind nur Dinge, und wir sind immer noch hier.»
Präsident Biden sagte am Freitag in Washington, die Experten schätzten die durch den Sturm verursachten Schäden auf rund 50 Milliarden Dollar.
Mindestens 16 Tote wegen Milton
Nach dem Durchzug des Hurrikans Milton haben die Menschen in Florida am Freitag nach und nach damit begonnen, in ihre teils zerstörten Wohnorte zurückzukehren und sich einen Überblick über die Schäden an ihrem Hab und Gut zu verschaffen. Fast 2,5 Millionen Haushalte und Geschäfte waren noch ohne Strom, einige Gebiete des Sonnenschein-Staates im Südosten der USA standen noch unter Wasser, wie AFP-Reporter berichteten. Mindestens 16 Menschen kamen durch Milton ums Leben.
Eine am Freitag veröffentlichte Schnellanalyse der Forschungsinitiative World Weather Attribution (WWA) kam zu dem Ergebnis, dass bedingt durch den Klimawandel die Niederschläge von Milton um 20 bis 30 Prozent und die Winde um zehn Prozent heftiger waren.
Video zeigt Alligator-Angriff
Während die Hurrikan-Opfer damit beschäftigt sind, die Schäden nach Milton einzuschätzen, lauert im Hochwasser die Gefahr. Alligatoren können darin schwimmen. Wie ernst die Lage ist, zeigt ein Video aus Fort Myers.
Wie aus dem Nichts greift ein Alligator den Pneu an, versucht mehrmals, zuzubeissen. Die Personen im Fahrzeug kommen mit dem Schrecken davon.
«Viele aufgeschreckte Tiere»
Der Wildtierexperte Christopher Gillette hatte am Donnerstag bereits vor der Gefahr gewarnt, dass sich Alligatoren im Hochwasser aufhalten könnten.
Es ist wahrscheinlich, dass die Tiere von den Fluten kilometerweit mitgerissen werden und so in den bewohnten Gebieten landen. «Viele aufgeschreckte Tiere werden unterwegs sein, auch sie versuchen, den Sturm zu überleben», sagt er zur US-amerikanischen «Sun».
Nach dem Hurrikan kommen die Betrüger – Behörden warnen
Nach dem verheerenden Hurrikan Milton rufen Behörden in Florida ihre Bürger dazu auf, sich vor Kriminellen in Acht zu nehmen.
«In vielen Gebieten des Landkreises ist es durch die aufeinanderfolgenden Einschläge der Hurrikane Helene und Milton zu erheblichen Sachschäden gekommen», teilte der lokale US-Verbraucherschutz in einer öffentlichen Mitteilung mit und warnte die Bewohner, «vorsichtig zu sein, wenn sie jemanden mit Reparaturarbeiten beauftragen».
Der dringende Appell: «Achten Sie auf unseriöse Bauunternehmer, die Anzahlungen nehmen und wenig oder gar nichts leisten.» Und weiter: «Vermeiden Sie Geschäfte mit Leuten, die von Tür zu Tür um Arbeit werben; nutzen Sie die Gelegenheit, sie zuerst zu überprüfen.»
Die Behörden warnten die Bürger ausserdem davor, Bauunternehmern gegenüber auf der Hut zu sein, die Vorauszahlungen für ihre Leistungen verlangen oder darauf bestehen, dass für umfangreiche Reparaturen keine Genehmigung erforderlich sei. Sie empfahlen, nur mit lizenzierten und versicherten Bauunternehmern zusammenzuarbeiten.
Kapitän überlebte Hurrikan dank Kühlbox
Mit letzter Kraft hat ein Mann den Hurrikan Milton überlebt. Der Kapitän eines Fischerboots war durch den Sturm in Seenot geraten. Das Schiff kenterte, und der Mann war dem Hurrikan schutzlos ausgeliefert. 48 Kilometer von der Küste entfernt. Während Milton wütete, klammerte er sich an eine Kühlbox.
«Dieser Mann hat ein Albtraumszenario überlebt, das selbst für den erfahrensten Seemann ein Albtraum ist», sagt Dana Grady von der Küstenwache zu CBS News. Am Ende konnte der Kapitän gerettet werden. «Er überlebte dank einer Schwimmweste, seines Notortungssenders und einer Kühlbox.»
Der Mann wollte vor dem Hurrikan noch Arbeiten auf dem Boot erledigen. Doch er kam danach nicht mehr weg. Per Funk erklärte er, dass sich das Ruder mit der Leine verfangen hatte. Kurz darauf war Milton schon da. Der Kapitän zog sich schnell die Schwimmweste an. Dann brach der Funkkontakt ab.
Jetzt wird die Zerstörung deutlich
Mit Tagesanbruch wurde langsam das Ausmass der Zerstörung deutlich, das Hurrikan Milton hinterlassen hat.
Der Sturm zog von der Golfküste Floridas über den US-Bundesstaat hinweg auf den Atlantik hinaus. In seiner Schneise: mindestens 15 Tote, Überschwemmungen, heruntergerissene Stromleitungen, zerstörte Existenzen.
Laut Gouverneur DeSantis wurden bisher fast 1000 Menschen gerettet. Tausende von Helfern wurden im ganzen Staat eingesetzt. Bei einer dramatischen Aktion rettete ein Nachrichtenteam eine alleinerziehende Mutter und ihre vier Kinder, die sieben Stunden in den Fluten gefangen waren.
Die Küstenwache hat nach dem Hurrikan Milton einige Häfen wiedereröffnet, darunter Key West und Port Miami in Florida sowie mehrere Häfen in Georgia und South Carolina. Zahlreiche Häfen in Florida, darunter St. Petersburg und Fort Myers, bleiben geschlossen.
Laut poweroutage.us waren am Donnerstagabend im gesamten Bundesstaat immer noch mehr als 2,6 Millionen Kunden ohne Strom – am frühen Nachmittag waren es noch 3,2 Millionen.
Stadtarbeiter arbeiten daran, 30 Wasserleitungsbrüche zu reparieren, die durch umgestürzte Bäume verursacht wurden. Die Trinkwasserversorgung wurde wiederhergestellt, aber die Stadt hat bis Montag ein Abkochgebot für Wasser. Einwohner sollten Wasser vor dem Verzehr abkochen – laut CDC mindestens eine Minute lang –, aber zum Händewaschen und Duschen ist es weiterhin unbedenklich.
Biden an Trump gerichtet: «Hast du kein Leben, Mann?»
US-Präsident Joe Biden hat angesichts der kursierenden Falschbehauptungen nach Hurrikan Milton spöttisch auf die Frage reagiert, ob er im Austausch mit dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump stehe. «Machen Sie Witze?», sagte er zu dem fragenden Journalisten und fügte an Trump gerichtet hinzu: «Hast du kein Leben, Mann? Hilf diesen Leuten!»
Sowohl Biden als auch dessen Stellvertreterin Kamala Harris hatten Trump in den vergangenen Tagen vorgeworfen, die Hilfsmassnahmen nach dem Sturm durch die gezielte Verbreitung von Falschinformationen zu behindern. Nun erklärte Biden, Menschen riskierten ihr eigenes Leben, um anderen zu helfen und sähen sich Todesdrohungen ausgesetzt. Dies sei ein Resultat von «rücksichtslosen, unverantwortlichen, unerbittlichen Falschbehauptungen und offenen Lügen», die weiterhin verbreitet würden.
Trump bringt Rettungskräfte unter
«Diejenigen, die solche Lügen verbreiten, untergraben das Vertrauen in die Rettungs- und Bergungsarbeiten», sagte Biden. «Diese Lügen schaden auch denjenigen, die am meisten Hilfe brauchen. Es stehen Menschenleben auf dem Spiel.»
US-Medienberichten zufolge hat Trump 275 Polizisten und Rettungskräfte kostenfrei in seinem Hotel Trump Doral in Miami untergebracht.
Der auf Florida zusteuernde Sturm Milton wurde von der höchsten Stufe 5 auf eine 4 zurückgestuft, wie das Nationale Hurrikanzentrum (NHC) der USA mitteilt. Er könnte jedoch im Verlauf des Tages wieder die stärkste Stufe erreichen und droht den bereits sturmgeplagten US-Bundesstaat erneut hart und mit möglicherweise katastrophalen Folgen zu treffen.
Das NHC teilte am Montag (Ortszeit) mit, inzwischen habe der Sturm Windgeschwindigkeiten von bis zu 257 Kilometern pro Stunde. Den Vorhersagen zufolge wird Milton zunächst über die mexikanische Halbinsel Yucatán hinwegfegen und dann in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag an der Westküste von Florida auf Land treffen.
«Ein unglaublicher Sturm»
In Anbetracht der drohenden Katastrophe war der Wetterexperte des Senders NBC 6 South Florida, John Morales, den Tränen nahe. «Es ist einfach ein unglaublicher, unglaublicher, unglaublicher Hurrikan», so Morales. Nachdem er kurz leer schlucken musste, fuhr er fort: «Der Druck ist in zehn Stunden um 50 Millibar gefallen. Entschuldigung. Das ist einfach schrecklich.»
Der Sturm hatte innerhalb kurzer Zeit schnell an Kraft gewonnen und wurde zunächst vom NHC binnen weniger Stunden von 3 auf 5 hochgestuft. Die Behörde erklärte, dass Milton bis zu seinem Auftreffen auf Land ein «extrem gefährlicher Hurrikan» bleiben werde. Die Chefin der US-Katastrophenschutzbehörde Fema, Deanne Criswell, sagte dem Sender ABC, die Bundesbehörden seien auf den Sturm vorbereitet, die regionalen Behörden erhielten zusätzliche Mittel.
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Floridas Gouverneur Ron DeSantis rief für zahlreiche Bezirke den Notstand aus. Für Montag wurden erste Evakuierungen angeordnet, darunter auch in Teilen der Metropolregion Tampa mit mehr als drei Millionen Einwohnern, was zu etlichen Staus führte. «Bleibt der Sturm auf seinem derzeitigen Kurs, wird es der schlimmste Sturm sein, der das Gebiet von Tampa seit über 100 Jahren getroffen hat», erklärte der nationale Wetterdienst.
Lange Autoschlangen
Für die Westküste Floridas wurde für Dienstagabend oder den frühen Mittwoch eine grosse Sturmflut vorhergesagt, bei der das Wasser in Tampa bis zu 3,6 Meter steigen könnte. Aufgrund heftiger Regenfälle wurde vor örtlichen Sturzfluten gewarnt.
In der Innenstadt von Orlando warteten die Menschen in langen Autoschlangen, um Sandsäcke einsammeln zu können. Er könne sich mit seinen Haustieren in Georgia in Sicherheit bringen, sagte der 32-jährige Tony Carlson der Nachrichtenagentur AFP. «Die Menschen glauben, dass es ziemlich schlimm werden wird.» Die 29-jährige Maria Torres sagte, ihre Familie habe nicht vor, den Ort zu verlassen. Sie habe sich mit einem Generator, Lebensmitteln und Wasser vorbereitet.
«Sintflutartige Regenfälle»
Auch im mexikanischen Bundesstaat Yucatán bereiteten sich die Menschen auf die Ankunft des Hurrikans vor. Arbeiter verbarrikadierten Glastüren und Fenster, Fischer zogen ihre Boote an Land. Zudem wurden die Schulen geschlossen. Im Onlinedienst X warnte die neue mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum die Bevölkerung vor der Möglichkeit «sintflutartiger Regenfällen».
Florida und weitere Bundesstaaten im Südosten der USA waren erst Ende September von dem Sturm «Helene» heimgesucht worden. Der Sturm, der mit Hurrikan-Stärke 4 auf die Küste getroffen war, richtete massive Schäden an. Zahlreiche Gebäude wurden beschädigt oder komplett zerstört, vielerorts wurde die Stromversorgung lahmgelegt.
Nach bisherigen Angaben der US-Behörden kamen mindestens 225 Menschen durch «Helene» ums Leben, darunter mindestens 15 in Florida. Damit ist «Helene» nach dem Hurrikan «Katrina» im Jahr 2005 der folgenschwerste Sturm, der in den vergangenen 50 Jahren das Festland der USA heimgesucht hat.