Beim Blick auf die Saläre von Topfussballern kommt uns Normalos mitunter das Augenwasser. Ob sie anhand der Leistungen berechtigt sind oder nicht: Die grossen Fussballclubs können sich solche Saläre leisten.
Denn der Wert der Topklubs nimmt weiter zu. Der Durchschnittswert der 30 wertvollsten Fussballclubs der Welt liegt bei 2,1 Milliarden Dollar, was 5,7 Prozent mehr ist als noch im Vorjahr. Das hat «Forbes» anhand von Zahlen aus dem Jahresbericht der Deloitte Football Money League sowie aus «Swiss Ramble», einem Fussballfinanzblog des in der Schweiz ansässigen Briten Kieron O'Connor, errechnet.
Der «Wert» ist hierbei ein Unternehmenswert bestehend aus Eigenkapital plus Nettoverschuldung, einschliesslich der Wirtschaftlichkeit des eigenen Stadions, aber ohne dessen Wert. Berücksichtigt wird auch das Betriebsergebnis der jeweiligen Klubs.
Demnach sieht die Rangliste wie folgt aus – alle Werte sind in Schweizer Franken umgerechnet:
Real Madrid
- Bewertung: 6,04 Milliarden (+9 Prozent gegenüber Vorjahr)
- Umsatz/Gewinn: 798 Millionen / 69,5 Millionen
Der Champions-League-Rekordgewinner ist führend beim Umsatz und den Sponsoreneinnahmen. Und dank der Dauerteilnahme an der Champions League natürlich ein globaler Brand mit viel Strahlkraft.
Manchester United
- Bewertung: 5,99 Milliarden (+9 Prozent gegenüber Vorjahr)
- Umsatz/Gewinn: 718 Millionen/171 Millionen
Für United war es mit Ausnahme des Cup-Triumphs eine Saison zum Vergessen. Der neue Mitinhaber Jim Ratcliffe (71) bezahlte für seinen 27-Prozent-Anteil am Klub rund 1,6 Milliarden Franken. Hätte er die Anteile an der Börse gekauft, wäre er deutlich günstiger davongekommen.
Barcelona
- Bewertung: 5,12 Milliarden (+2 Prozent gegenüber Vorjahr)
- Umsatz/Gewinn: 768 Millionen/–133 Millionen
Barcelona musste den Gürtel in den vergangenen zwei Jahren enger schnallen. Das hohe Minus im Ergebnis zeigt deutlich, wie schlecht es um die Finanzen steht. Der Wert des Klubs ist dennoch gestiegen.
Liverpool
- Bewertung: 4,91 Milliarden (+2 Prozent gegenüber Vorjahr)
- Umsatz/Gewinn: 658 Millionen / 93 Millionen
Wieder kein Titel, ausser dem eher belanglosen League Cup. Aber der Mythos Liverpool lebt. Die Reds können auf eine grosse globale Fan-Community zählen.
Manchester City
- Bewertung: 4,66 Milliarden (+2 Prozent gegenüber Vorjahr)
- Umsatz/Gewinn: 795 Millionen/134 Millionen
Der Seriensieger erweist sich als gutes Investment: Seit der Übernahme durch Sheikh Mansour 2008 hat sich der Umsatz verachtfacht. Mit den Erfolgen kamen auch die globalen Fans. Die Sky Blues sind auf der Überholspur.
Bayern München
- Bewertung: 4,57 Milliarden (+3 Prozent gegenüber Vorjahr)
- Umsatz/Gewinn: 714 Millionen/77 Millionen
Erstmals seit zwölf Jahren gab es für die Bayern dieses Jahr keinen Titel. Die Finanzen und die Attraktivität des Klubs sind aber weiterhin top. Ausser Borussia Dortmund (Rang 12) schafft es kein weiterer Bundesliga-Klub in die Top 30.
Paris St. Germain
- Bewertung: 4,01 Milliarden (+4 Prozent gegenüber Vorjahr)
- Umsatz/Gewinn: 690 Millionen/–155 Millionen
Die heimische Liga dominieren die Pariser nach Belieben. Zuletzt gab es aber ein deftiges Minus, das vielleicht mit der Abkehr des Systems zu tun hat, als PSG vor allem auf klingende Namen setzte. Mit dem Abgang von Topstar Kylian Mbappé (25) könnte der Wert weiter leiden.
Tottenham Hotspur
- Bewertung: 2,93 Milliarden (+14 Prozent gegenüber Vorjahr)
- Umsatz/Gewinn: 608 Millionen/147 Millionen
Gemessen an Titeln ist Tottenham zwar der erfolgloseste Verein dieser Top Ten. Ein Top-Stadion mitsamt lukrativen Verträgen mit der American-Football-Liga (NFL), regelmässige Teilnahmen an der Champions League und vernünftiges Wirtschaften der Eigentümer sorgen dennoch für diese Top-Platzierung.
Chelsea
- Bewertung: 2,86 Milliarden (+1 Prozent gegenüber Vorjahr)
- Umsatz/Gewinn: 567 Millionen/0 Millionen
Mit US-Unternehmer Todd Boehly (50) an der Spitze wirft Chelsea nur so mit Geld um sich. Den sportlichen Erfolg brachte dies bislang nicht zurück, sondern hat vor allem die Wirtschaftlichkeit des Vereins belastet. Der Klub braucht dringend ein besseres Händchen mit den Trainern und bei Spielerkäufen bessere Verhandlungen der Transfersummen.
Arsenal
- Bewertung: 2,38 Milliarden (+15 Prozent gegenüber Vorjahr)
- Umsatz/Gewinn: 512 Millionen/128 Millionen
Die Nordlondoner knüpfen langsam an glorreiche alte Zeiten an. Der Wert des Klubs ist zuletzt sprunghaft wieder angestiegen. Beim Gewinn mischt Arsenal zuvorderst mit.
England dominiert – die USA holen auf
Sechs von zehn Klubs sind also England. Innerhalb der Top 30 kommen weitere sechs britische Klubs dazu, nämlich West Ham United, Aston Villa, Newcastle, Fulham, Crystal Palace und Brighton.
Auffällig ist, dass in den Top 30 bereits neun Teams aus der nordamerikanischen Liga MLS dabei sind, zuvorderst der Los Angeles FC auf Rang 15 und Inter Miami auf Rang 17. Obwohl die MLS sportlich von Europäern weiterhin etwas belächelt wird, braucht sie sich in Sachen Wirtschaftlichkeit nicht zu verstecken.
Unterschiedliche Bewertungen
Hier sei noch darauf hingewiesen, dass die Bewertung von Fussballclubs keine exakte Wissenschaft ist. Laut dem neuen Sportico-Ranking ist der wertvollste Fussballklub der Welt beispielsweise weiterhin Manchester United, vor Real Madrid, Barcelona, Liverpool und Bayern. Obwohl das Ranking kleine Unterschiede aufweist, sind die Klubs in den Top Ten allerdings dieselben wie bei Forbes.
Und dann gibt es noch die Rankings nach Marktwert der Spieler. Auch da sind, nimmt man die Daten von transfermarkt.de, dieselben zehn Teams in den Top Ten. Allerdings angeführt von Manchester City, vor Arsenal, Real Madrid, Barcelona und Bayern.