Auf einen Blick
- Kunstgalerie Hauser & Wirth übernimmt Kunsthotel Castell Zuoz
- Betreiber Artfarm plant keine Änderungen im Management oder Betrieb
- Das Engadiner Kunsthotel wurde 1912 gebaut – und hatte viele verschiedene Besitzer
Hier eine Skulptur, da ein Bild und dort noch eines: Viele Hotels versuchen, ihren Gästen den Aufenthalt mit ausgesuchten Kunst-Stücklein zu versüssen. Aber kaum eine Herberge tut dies so konsequent wie das Vier-Sterne-Superior-Haus Hotel Castell in Zuoz im Oberengadin.
In den 68 Zimmern und in den öffentlichen Räumen ist das Thema omnipräsent. Werke von Künstlerinnen und Künstlern wie Thomas Hirschhorn, Chantal Michel, Fischli und Weiss oder Roman Signer zieren das Haus; das Prunk- und Trunkstück für viele Kunstfans ist dabei die Rote Bar, entworfen von Pipilotti Rist und der Architektin Gabrielle Hächler.
Galeristen übernehmen Kunsthotel von einem Künstler
Jetzt wechselt diese «anachronistische Hotelburg im Oberengadin» die Hand. Neue Besitzer des «Castell Zuoz»: die Schweizer Stargaleristen von Hauser & Wirth. Was der Kunstblog «Artnet» vor wenigen Tagen ins Blaue hinaus verkündet hat, wird nun erstmals offiziell als Fakt festgehalten: «Das Hotel Castell in Zuoz wurde per November 2024 vom vormaligen Besitzer Ruedi Bechtler an Ursula Hauser, André Remund und Iwan und Manuela Wirth von der Galerie Hauser & Wirth verkauft», bestätigt Federica Bertolini, General Manager von Artfarm.
Dieser Artikel wurde erstmals in der «Handelszeitung» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.handelszeitung.ch.
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Das Unternehmen Artfarm ist die unabhängige Hospitality-Firma von Iwan und Manuela Wirth, die bisher schon rund ein Dutzend Restaurants und Hotels in England, Schottland, Los Angeles und auf der Isla del Rey vor Mahón, Menorca, betreibt. In der Schweiz ist das «Castell Zuoz» das erste Hotel von Artfarm.
Die Schweizer Stargaleristen von Hauser & Wirth, ein weltweites Markenzeichen für zeitgenössische Kunst, übernehmen das Hotel von einem vormaligen Besitzer, der selber ein Künstler war: Das «Castell Zuoz» wurde 1996 grösstenteils vom Zürcher Unternehmer, Künstler und Sammler Ruedi Bechtler übernommen, der das Oberengadiner Haus zu seinem heutigen «Artsy»-Flair führte.
Das «Castell Zuoz» gehörte einst auch der Migros
Ausser dem Besitzerwechsel soll sich im «Castell Zuoz» nichts ändern, wie Federica Bertolini sagt: «Im Moment sind keine Wechsel geplant, weder im Management noch in der Art, wie und von wem das Haus geführt wird.» Artfarm, so die Managerin weiter, werde die Gesamtverantwortung für das Hotel übernehmen, «aber weiterhin mit der derzeitigen Managementstruktur zusammenarbeiten». Für welche Summe das Haus die Hand gewechselt hat, soll geheim bleiben: «Zum Verkaufspreis machen wir keine Angaben.»
Dass den Schweizer Galeristen ein Kunsthotel gefallen würde, war wohl klar. Es gebe aber noch eine weitere Verbindung zum «Castell Zuoz», sagt Bertolini: «Iwan und Manuela Wirth waren vor langer Zeit schon einmal Teilhaber dieses Hotels. Für sie ist es sehr speziell, diese Erbschaft in die Zukunft zu führen.»
Die heutige Kunsthochburg «Castell Zuoz», 1912 zunächst als Höhenklinik erbaut, hatte im Laufe ihrer mehr als hundertjährigen Geschichte verschiedene Besitzer. Darunter einst auch die Migros. 1955 erwarb der orange Riese das Haus, das bald darauf als Clubhotel an die Reisetochter Hotelplan abgegeben wurde, welches im Anschluss erfolgreiche Jahre feierte, bis die Ölkrise von 1973 als Partycrasher wirkte.
Unter der neuen Besitzerschaft von Hauser & Wirth, so ist zu vermuten, wird das Thema Kunst wohl noch stärker ausgespielt. Darum herum wird auch das schon heute sehr kunstsinnige Hochtal wichtiger für Artfarm. Bisher betreibt das Unternehmen bereits die Roth Bar in St. Moritz, ferner ist per Ende 2025 ein Hotel in Sils geplant.