Auf einen Blick
- Mieten in Genf steigen drastisch
- Luxuswohnungen oft möbliert und teuer, ideal für Expats
- Jahresmiete von 225'480 Franken für 100 Quadratmeter Wohnung
Die Mieten in der Stadt Genf schiessen höher in die Luft als die Wasserfontäne des Jet d'Eaus. Einer der neusten Auswüchse: Ein 100 Quadratmeter grosses Business-Apartment, nicht unweit vom 140 Meter hohen Jet d'Eau entfernt. Eine renovierte Altstadtwohnung in der obersten Etage an Top-Lage also, für die künftige Mieter gemäss Inserat monatlich 18'790 Franken berappen müssen. So viel Miete zahlen Normalverdiener im Jahr.
Was der oder die künftigen Bewohner dafür erhalten? Wohn- und Esszimmer seien vom berühmten Designer Noguchi inspiriert, preist der Vermieter das Business-Apartment an. Dazu Kunst an den Wänden, Hygieneartikel von Aesop und ein Reinigungsservice, der die Wohnung zweimal pro Woche auf Hochglanz poliert.
Teuerste Pflaster der Schweiz
Mit zwei Schlaf- und zwei Badezimmern sei die Wohnung ein wundervolles Daheim für ein Paar oder eine Familie. Bei einer Jahresmiete von 225'480 Franken müsste ein Paar knapp 680'000 Franken verdienen – damit es die Faustregel einhält, nicht mehr als ein Drittel des Bruttoeinkommens für die Miete aufzuwenden.
Die Mietpreise bei inserierten Wohnungen zeigen in Genf seit Jahren steil nach oben. Die Wohnungsnot ist akut und die Stadt für Mieterinnen und Mieter das teuerste Pflaster der Schweiz. Zum Vergleich: Zürich ist mehr als doppelt so gross und trotzdem werden in Genf mehr Wohnungen mit einer Monatsmiete von über 10'000 Franken ausgeschrieben.
Wohnungen im hochpreisigen Segment werden oft möbliert ausgeschrieben. Mit Business-Apartments können Vermieter in den Städten schöne Einnahmen erzielen, ohne das Diskussionen über überhöhte Renditen aufkommen. Wenig überraschend ist die Zahl der Business-Apartments in vielen Städten in den letzten Jahren deutlich gestiegen.
Riesiger Nachfrageüberschuss
Das Angebot entspricht einem Bedürfnis: Expats, die für ein, zwei Jahre in der Schweiz arbeiten, müssen hier nicht einen ganzen Hausrat anschaffen. Und bei Top-Shots in der Genfer Rohstoffbranche oder am Zürcher Finanzplatz zahlt schon mal der Arbeitgeber die Miete.
Werden jedoch bestehende Wohnungen in Business-Apartments umgebaut, geht oft auch bezahlbarer Wohnraum verloren.
Die Immobilienbranche macht in Genf das strenge Mieterschutzgesetz verantwortlich: So ist die Kluft zwischen den Bestandsmieten in langjährigen Mietverhältnissen und Angebotsmieten in keiner anderen Stadt so gross wie hier. Ein zentraler Treiber der Angebotsmieten ist jedoch der grosse Nachfrageüberschuss. Dass so viele Menschen in Genf wohnen wollen, hängt mit dem über lange Zeit extremen Beschäftigungswachstum in der Stadt zusammen.
Der fehlende Wohnraum in Genf und die hohen Mieten haben deshalb zu laufend wachsenden Pendlerströmen aus dem französischen Grenzgebiet geführt.