Mit den steigenden Temperaturen geht auch die Heizperiode zu Ende – und damit die Sorgen um ausufernde Gas- oder Ölpreise. Mieterinnen und Mieter erhalten für gewöhnlich im Sommer die Nebenkostenabrechnung. Erwartet sie dort wegen des Ukraine-Kriegs ihr blaues Wunder?
«Die hohen Öl- und Gaspreise werden gravierende Auswirkungen haben, sie werden 1 zu 1 an die Mieter weitergegeben», warnt Natalie Imboden (51), Generalsekretärin des Schweizerischen Mieterinnen- und Mieterverbandes (SMV). Bei einer schlecht sanierten 4-Zimmer-Wohnung schlagen bei einer Verdoppelung des Gaspreises gut und gerne 1000 Franken mehr pro Jahr zu Buche!
«Viel Schindluderei»
Aber Achtung: Die Nebenkostenabrechnung bezieht sich auf das letzte Jahr und damit auf die Zeit vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs. Mieterinnen und Mieter kriegen die hohen Energiepreise erst im Sommer 2023 auf der Abrechnung zu spüren.
Imboden warnt allerdings, dass unter dem Vorwand des Kriegs hie und da schon in diesem Jahr höhere Rechnungen ins Haus flattern könnten. «Bei den Nebenkosten wird viel Schindluderei betrieben.» Umso wichtiger sei es, die Abrechnung genau zu prüfen. «In den Nebenkosten darf nur verrechnet werden, was im Mietvertrag vereinbart wurde», so die Mietervertreterin. «Ich kenne einen Fall, wo die neuen Schuhe das Hausabwarts auf der Rechnung standen. Das geht natürlich nicht!»
Ein Augenmerk sollten Mieterinnen und Mieter angesichts der steigenden Energiepreise auch auf die Aufteilung der Heizkosten haben. Werden diese wie im Mietvertrag abgemacht auf die Wohnungen aufgeteilt oder bezahlt man im Vergleich zum Nachbarn zu viel?
«Vermieter nicht schuld am Krieg»
Thomas Oberle (64), Jurist beim Hauseigentümerverband Schweiz (HEV), wehrt sich gegen Imbodens Vorwurf, bei den Nebenkosten werde «Schindluderei» betrieben. «Bei einem privaten Vermieter kann schon mal ein Fehler passieren», gibt er zu. Dass aber absichtlich zu hohe Rechnungen gestellt werden, hält er für ausgeschlossen. «Die Fehler passieren eher, weil die Regeln zu einer korrekten Nebenkostenvereinbarung im Mietvertrag derart komplex sind. Da blicken zum Teil nicht einmal mehr die Juristen durch!»
Die Hauseigentümer seien bestrebt, die Kosten tief zu halten. Das Heizöl etwa zum besten Zeitpunkt einzukaufen. «Aber sie sind auch keine Hellseher. Und vor allem sind sie nicht schuld am Krieg!», hält der HEV-Jurist fest.
Er empfiehlt Mietern und Vermietern, die Akonto-Beiträge zu überprüfen. Diese zahlt man monatlich sozusagen als «Vorschuss» für die Nebenkosten. Wer bereits heute höhere Akonto-Beiträge bezahlt, erlebt nächsten Sommer kein blaues Wunder. In Eigenregie und von heute auf morgen können Vermieter die Akonto-Beiträge allerdings nicht erhöhen – sie müssen dies zumindest ankündigen, noch besser sogar mit dem Mieter absprechen.
Akonto-Zahlung hin oder her: Es führt kein Weg daran vorbei, dass die Energiepreise sich aktuell in schwindelerregenden Höhen bewegen. Das werden die Schweizerinnen und Schweizer früher oder später im Portemonnaie zu spüren kriegen. Wer zur Miete wohnt, eben nur mit etwas Verzögerung.