Mega-Inflation in der Türkei
Olivenöl, Zahnpasta und Co. mit Alarmsicherung am Regal

Die Inflation erreichte in der Türkei zum Jahresende einen Wert von fast 65 Prozent. Dazu verliert die türkische Lira kontinuierlich an Wert. Das hat dramatische Folgen.
Publiziert: 12.01.2024 um 12:56 Uhr
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Aktualisiert: 13.01.2024 um 10:10 Uhr
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Diebstahl-gesicherte Zahnpasta in einem türkischen Supermarkt.
Foto: Anne Pollmann/dpa
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Die Türkei ächzt weiterhin unter einer extrem hohen Inflation. Die jährliche Inflationsrate erreichte laut dem türkischen Statistikamt im Dezember 2023 fast 65 Prozent.

Für die türkische Bevölkerung hat diese Entwicklung verheerende Folgen. Nicht nur Wohnungsmieten, Autos und andere wichtige Güter sind inzwischen für die allermeisten unerschwinglich, auch einfache Alltagsgegenstände sind zu Luxusgütern mutiert. Gewissen Supermärkte stellen Alltagsgüter – Butter, Zahnpasta, Olivenöl oder Ähnliches – nur noch alarmgesichert ins Regal, wie Business Insider meldet. Und dies, obwohl die Türkei die Mehrwertsteuer auf Nahrungsmitteln vor einem Jahr von 8 auf 1 Prozent senkte.

Besonders die Mittelschicht ist betroffen. Es werde vermehrt auf Mahlzeiten verzichtet. Rentner müssen wieder arbeiten, um über die Runden zu kommen. Zwar hat das türkische Arbeitsministerium per Anfang 2024 den Mindestlohn um satte 49 Prozent auf neu 17'000 Lira (etwa 482 Franken) erhöht. Doch reicht das? Falls die Türkei die Inflationsrate 2024 wie prognostiziert auf 36 Prozent senken kann, besteht ein Gewinn beim Reallohn.

Allerdings lag die Prognose 2023 weit neben der Realität. Und laut der Arbeitnehmervertretung Türk-Is liegt die Armutsgrenze ohnehin bei 47'000 Lira (rund 1333 Franken), also sehr weit über dem Mindestlohnniveau.

Das bedeutet die Lira-Schwäche für Schweizer

Obwohl die türkische Regierung 2023 längst überfällige Zins-Massnahmen gegen die Inflation verordnet hat, bleibt die Lira extrem schwach. Diese hat zum Schweizer Franken im vergangenen Jahr mehr als 75 Prozent an Wert verloren.

Sinken dadurch die Preise für Ferien in der Türkei weiter? «Die Preise bei Pauschalreisen bleiben recht stabil, weil Reiseveranstalter Hotelbetten meist in Euro kaufen und die Preise nachfragegetrieben sind – und die Nachfrage ist aktuell sehr stark», sagt Deniz Ugur (45) vom Zürcher Türkei-Spezialisten Bentour Reisen. Er räumt aber ein, dass Leistungen vor Ort – Golf, Wellness, Mahlzeiten, Shopping – dank des starken Frankens deutlich billiger geworden sind.

Eine ordentliche Mahlzeit für zwei Personen inklusive Getränken im Restaurant kostet meist rund 20 Franken. «In Istanbul, wo weiterhin viele Leute wohlhabend sind, können die Preise gerade in touristischen Etablissements aber weiterhin deutlich höher liegen», so Ugur.

Aus der Türkei importiert die Schweiz laut Seco-Daten primär Textilien und Metalle, und in geringerem Mass Agrarprodukte. Am kommenden Weltwirtschaftsforum in Davos sind türkische Wirtschaftsvertreter präsent.

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