Foxconn-Mitarbeitende fliehen aus der Fabrik
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Aus Angst vor Lockdown:Foxconn-Mitarbeitende fliehen aus der Fabrik

Massenflucht bei Zulieferer Foxconn und Lockdown-Chaos
Jetzt drohen Engpässe beim iPhone

Das brandneue iPhone 14 ist heute schon Mangelware. Bald könnten sich die Lieferengpässe aufgrund eines neuerlichen Lockdown-Chaos in China noch verschärfen.
Publiziert: 31.10.2022 um 15:37 Uhr
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Aktualisiert: 01.11.2022 um 09:11 Uhr
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Bilder und Videos in den sozialen Medien zeigen, ...
Foto: keystone-sda.ch
Sarah Frattaroli

Sie klettern über Zäune, verlassen das Fabrikgelände mit Taschen und Koffern unter dem Arm, fliehen vor dem neuerlichen Lockdown: Mitarbeitende des Apple-Zulieferers Foxconn in der ostchinesischen Metropole Zhengzhou.

Sie fürchten, im «closed loop» hängenzubleiben: Während eines Lockdowns dürfen Fabriken in China zwar weiterarbeiten – allerdings stecken die Angestellten auf dem Firmengelände fest. Das heisst: Schlafen, Essen und Arbeiten in der Fabrik. Teils unter haarsträubenden Bedingungen. Im Foxconn-Werk in Zhengzhou etwa wurden die Kantinen aus Angst vor Ansteckungen vor zwei Wochen geschlossen. Die Arbeiter müssen seither in den Schlafsälen essen.

Experte: Flucht bei Foxconn ist real

Foxconn hat nach Protesten zwar angekündigt, die Kantinen wieder zu öffnen, doch den Angestellten reicht das offensichtlich nicht.

Die chinesischen Staatsmedien dementieren die Massenflucht. Doch auf den sozialen Medien kursieren unzählige Videos davon und sorgen weltweit für Schlagzeilen. Eine Quelle von Blick in China bestätigt: «Die Flucht bei Foxconn passiert auf jeden Fall – aber wie viele Leute fliehen, weiss keiner.» Die Quelle will anonym bleiben. Die chinesischen Behörden haben ihren Würgegriff auf die Zivilgesellschaft in den letzten Monaten, besonders seit dem Parteikongress, verstärkt. Wer sich öffentlich kritisch äussert, riskiert Repressalien.

30 Prozent weniger iPhones

Dass es ausgerechnet beim iPhone-Zulieferer zur Covid-Massenflucht kommt, überrascht den Kenner der chinesischen Wirtschaft nicht. Das Unternehmen gerät wegen haarsträubender Arbeitsbedingungen seit Jahren immer wieder in die Negativschlagzeilen. Unter anderem kam es in den Fabriken zu einer Häufung von Suiziden.

Foxconn ist mit 800'000 Angestellten in 12 Fabriken der grösste private Arbeitgeber Chinas. Alleine im Werk in Zhengzhou arbeiten je nach Quelle 200'000 bis 350'000 Menschen. Die Fabriken gleichen Kleinstädten. Diejenige in Zhengzhou wird «iPhone City» genannt, weil dort besonders viele Smartphones vom Band gehen.

Die Nachrichtenagentur «Reuters» meldet unter Berufung auf Insider, dass die iPhone-Produktion in Zhengzhou aufgrund des Lockdown-Chaos im November um 30 Prozent einbrechen wird. Das Weihnachtsgeschäft ist in Gefahr!

Foxconn fahre nun zwar die Kapazitäten in anderen Fabriken hoch, etwa im südchinesischen Shenzhen, so Reuters weiter. Es scheint aber illusorisch, dass Foxconn die Ausfälle ausgleichen kann. Die Firma produziert 70 Prozent aller iPhones weltweit.

Früher für Weihnachten bestellen

Apple selber will sich auf Anfrage von Blick nicht zu allfälligen Lieferengpässen äussern. Grosse Verkäufer von iPhones in der Schweiz versuchen zu beschwichtigen. Die Lager seien prall gefüllt, heisst es etwa bei Mediamarkt.

Allerdings: Einige iPhone-Modelle, darunter das brandneue iPhone 14, sind schon heute knapp. «Wenn das Produkt garantiert unter dem Weihnachtsbaum liegen soll, empfehlen wir dieses Jahr etwas früher zu bestellen», rät Migros-Tochter Digitec Galaxus. Bereits in den vergangenen Jahren kam es aufgrund der weltweit stockenden Lieferketten und geschlossener Containerhäfen in China immer wieder zu Engpässen bei iPhones.

Covid-Code selbst in der U-Bahn

Aus europäischer Perspektive mutet das neuerliche Lockdown-Chaos absurd an: Landesweit gibt es in China knapp 3000 neue Covid-Fälle pro Tag. In der Schweiz sind es 5000 – bei einer 160-mal kleineren Bevölkerung! Hierzulande gelten keinerlei Massnahmen, während in China über 200 Millionen Menschen im Lockdown stecken. Ganze Städte werden abgeriegelt.

Der Blick-Informant aus Shanghai erzählt: «Manchmal will man morgens aus dem Haus und merkt, dass es zugesperrt ist.» Covid-bedingt braucht jeder in China einen Covid-Code, etwa zum Betreten von Gebäuden oder beim Benutzen der U-Bahn. Das sei denn auch der wahre Grund, warum die Regierung an ihrer Null-Covid-Strategie festhalte, vermutet die Quelle, die eine hochrangige Position in der Wirtschaft bekleidet. «Die Regierung hat das perfekte Tool gefunden, um die Bevölkerung zu überwachen.»

Leidtragende ist nicht nur die Bevölkerung, es sind auch nicht nur die eingesperrten Foxconn-Angestellten, sondern es ist die Wirtschaft als Ganzes. Die 200 Millionen Menschen, die im Lockdown sitzen, sind laut den japanischen Finanzanalysten von Nomura für ein Viertel der chinesischen Wirtschaftsleistung verantwortlich.

«Seit dem letzten grossen Lockdown in Shanghai im Frühling stehen viele Läden an der zentralen Einkaufsstrasse leer», erzählt der langjährige Einwohner im Gespräch mit Blick. Bevor die Nachwehen des letzten Lockdowns überwunden sind, steht schon der nächste ins Haus.

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