Die Schweizer Bauern waren in den letzten Wochen ein Dauerthema. Immer wieder sorgten sie mit Kundgebungen in der ganzen Schweiz für Aufmerksamkeit. Das «SOS»-Notsignal, geformt aus Hunderten Traktoren, ist ein Bild, das nicht so schnell aus dem Kopf geht. Ihr Ziel: Fairere Preise für die eigenen Produkte. Derweil gibt es Stimmen aus anderen Lagern: Sie behaupten, dass es den Bauern – aufgrund der sowieso schon grosszügigen Subventionen – gut ginge.
Völlig klar ist, dass längst nicht alle Schweizer Landwirte an den Protesten teilnehmen. Doch wie schätzen sie selbst ihre Situation ein? Eine erste Umfrage des Vereins Faire Märkte Schweiz (FMS) liefert erste Ergebnisse und zeigt, wo den Bauern der Schuh drückt.
Alarmierende Trends im Agrarsektor
Fairness in der Vermarktung und Preisbildung. Darauf lag der Fokus der Untersuchung. Und dieser zeigt alarmierende Zustände unter den Bauern. 81 Prozent der befragten Landwirte sind der Meinung, dass ihr Wertschöpfungsanteil zu klein ist. Es profitieren vor allem die marktmächtigen Abnehmer – also die Detailhändler.
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Zur Höhe der Preise geben drei von vier Bauern an, nicht in die Debatte miteinbezogen zu werden. Die Vergütung werde ihnen diktiert. Das sei keine aufwandgerechte Entschädigung und ist nicht kostendeckend. Es ist eines der Hauptargumente der protestierenden Landwirte an den zahlreichen Kundgebungen.
Eine weitere Zahl, die die schlechte Stimmung auf den befragten Schweizer Bauernhöfen ausdrückt, thematisiert die verstrickte Beziehung zu den Detailhändlern. So kritisieren 65 Prozent, dass sie den einseitigen Konditionen des Abnehmers schutzlos ausgeliefert sind. Der Grund? Die grosse Marktmacht der Detailhändler. Knapp 8 Prozent fühlen sich ebenfalls ausgesetzt, können aber damit leben.
Nicht mit allem unzufrieden
Derweil sind die Landwirte nicht mit allem unzufrieden. Besonders bei der Warenbereitstellung, der Kommissionierung, kurzfristigen Stornierungen und korrekten Bezahlungen gemäss Abmachungen zeigen sich die Bauern glücklich.
Faire Märkte Schweiz kämpft nach eigenen Angaben auch für faire Preise in der Landwirtschaft – hat also ein gewisses Eigeninteresse: «Wir wollen diese Pilotergebnisse jetzt mit weiteren, breit abgestützten Daten anreichern», so FMS-Präsident Stefan Flückiger (64).