Die Löhne der Landwirte geben zu reden. Wie einem Bericht des Bundesrats zu den Einkommen der Bauernfamilien zu entnehmen ist, verdienten sie zuletzt weniger. Der Arbeitsverdienst pro Stunde liegt bei 17 Franken.
«Der Bericht zeigt die Faktenlage gut auf», sagt Bauernpräsident Markus Ritter (56) zu Blick. Entscheidend sei letztlich nicht, was ein ganzer Betrieb verdient – sondern was effektiv pro Arbeitskraft bleibt. «Und das ist mit durchschnittlich 17 Franken pro Stunde viel zu wenig.»
Weil auf dem Bauernhof oft die ganze Familie mit anpackt, ist der Arbeitsverdienst je Familien-Jahresarbeitseinheit (FJAE) von besonderer Bedeutung. 2022 ist dieser um 6,3 Prozent auf 56'100 Franken gesunken. «Das macht mir grosse Sorgen», sagt Ritter. Einerseits müsse die Bürokratie abgebaut werden – die Belastung durch Büroarbeit habe in den letzten Jahren immer weiter zugenommen. «Und wir müssen die Produzentenpreise um mindestens fünf Prozent erhöhen, damit auch wieder etwas für die Betriebe übrigbleibt.»
Kampf um höhere Preise
Ritters Kredo ist klar: «Wenn bei uns die Kosten steigen, muss man das weitergeben können – sonst sehe ich schwarz.» Der St. Galler Mitte-Nationalrat will in einem ersten Schritt die Verhandlungsdelegation stärken, die um höhere Preise für die Bäuerinnen und Bauern kämpft.
Der Leidensdruck bei den Landwirten sei gross. «Die Löhne sind erschreckend – viele Bauern fühlen sich alleine.» Das sehe die Schweiz an den zahlreichen Protesten der vergangenen Tage und Wochen. «Diese haben auch mich etwas überrascht. Dass die Bereitschaft dazu da ist, zeigt, wie gross die Sorgen an der Basis wirklich sind.»
Für die Preisverhandlungen spürt Ritter einen «gewissen Druck». «Die Resultate sollen in den kommenden Wochen und Monaten sichtbar sein», verspricht er.
Kürzung von Direktzahlungen trifft Landwirte in den Bergen
Im Bericht stechen die grossen regionalen Gefälle ins Auge: 2021 lag das landwirtschaftliche Einkommen in der Talregion mit rund 100'000 Franken pro Jahr um 37 Prozent höher als in der Hügelregion und um 63 Prozent höher als in der Bergregion. «Die Produktivität auf dem Berg ist tiefer, die Investitionen sind höher», erklärt Ritter. Einen Stall im steilen Gelände zu bauen und zu unterhalten, koste nun einmal mehr.
Dafür erhalten die Betriebe auf dem Berg deutlich höhere Direktzahlungen. «Der Bundesrat will diese nun aber per 2025 zusammenkürzen – das würde die Bäuerinnen und Bauern in den Bergregionen empfindlich treffen.» Ritters Forderung: «So weit darf es nicht kommen.»