Vogelgezwitscher und das Plätschern der Aare, dazu ein Duftmix aus Flusswasser, Grillfleisch und Gras: Idylle pur auf dem Campingplatz Eichholz am Stadtrand von Bern. Noch sind zu Beginn des Pfingstwochenendes am Freitagmittag erst wenige Camper und Zelte auszumachen. Aber Campingleiter Sebastian Geissel (32) weiss: «Ab 17 Uhr ist hier die Hölle los.»
Über das Pfingstwochenende sind alle 50 Camper-Stellplätze, die zehn Zimmer und ein Grossteil der Zeltwiese besetzt. Auf dem Eichholz können maximal 500 Personen campen. «Wir sind ganzjährig gut gebucht», sagt Geissel. Zur Hälfte kommen Schweizer, dazu viele Besucher aus den Nachbarländern, aber auch solche aus Grossbritannien, Australien oder Südamerika.
Es locken nicht nur die Idylle, sondern auch die tiefen Preise. Den kleinen Zeltplatz gibts für 10 Franken, das Zweibettzimmer für 25 Franken, der Stellplatz fürs Wohnmobil kostet pro Person 32.50 Franken. «Bei grossen Konzerten in Bern oder während des Festivals auf dem nahen Gurten sind wir stets ausverkauft», fügt Geissel an.
Nachhaltiger Campingboom
Mit dem sonnigen Wetter über Pfingsten erhält der Camping-Boom gerade neuen Schub. Viele Schweizer entdecken ihr eigenes Land als Ferienziel neu, Camping eignet sich dafür ideal. «Es begann schon vor der Pandemie, wurde während dieser noch stärker und hält an», weiss Geissel.
Oliver Grützner (51), Leiter Tourismus & Freizeit beim TCS, pflichtet ihm bei: «Die Entwicklung von Camping ist nachhaltig.» Im letzten Jahr habe der TCS, mit 25 eigenen Plätzen der grösste Camping-Anbieter in der Schweiz, 900'000 Logiernächte verzeichnet. Das sind 43 Prozent mehr als 2019, vor der Pandemie. «Die Vorausbuchungen haben ebenfalls einen Höchststand erreicht», führt Grützner aus. Die Nachfrage aus dem Ausland sei fast wieder so hoch wie vor Corona.
Am Pfingstwochenende sind die TCS-Plätze voll, kurzfristig gebe es nur noch wenige freie Stellplätze in der Romandie und im Engadin. «Dasselbe gilt für den Sommer», sagen Grützner und Geissel unisono.
Kindergeburtstag im Camping
Manche haben aber auch Glück. Manfred Kahlstädt (69) ist von Kassel in Deutschland angereist. 600 Kilometer ist er mit seiner Frau in einem gemieteten Wohnmobil gefahren, um erstmals in der Schweiz zu campen. Ohne fixen Plan, ohne Vorreservation. Er ergatterte den letzten freien Platz und verbringt nun zwei Nächte im Eichholz, insgesamt «2 bis 3 Wochen in der Schweiz». «Der Campingplatz ist wunderschön und das Personal freundlich», schwärmt der Camping-Veteran. Auf dem Programm seien noch Luzern und die Aareschlucht. Ob er wieder spontan Stellplätze findet?
Mehr zum Camping in der Schweiz
Frühzeitig reserviert hat Valentin Ritz (40). Er wohnt nur fünf Minuten entfernt in Spiegel BE und ist fürs Pfingstwochenende mit befreundeten Familien im Eichholz. Hier feiern sie die Geburtstage seiner Tochter und seines Sohnes. «Der Campingplatz ist als Event-Location mit Kindern super», schwärmt er. Es habe Platz für Detektivspiele auf dem grossen Areal, man könne die Kinder auch mal unbeaufsichtigt lassen.
Auch sonst verbringt Familie Ritz die Ferien gerne auf Campingplätzen, mal in Yverdon, im Wallis oder auf Sardinien. Besonders freut sie, dass immer mehr junge Familien das Campen als Ferienform entdecken.