Es herrscht ein reges Kommen und Gehen der Feriengäste auf dem Zebuhof bei Lauerz SZ. Hier lebt Kari Bürgi (48) mit Ehefrau Nadia (46) und den Kindern Pascal (15), Jeannine (13) und Amélie (11) auf seinem Bauernhof mit Traumaussicht auf die Berge und Seen. «Diese Weitsicht und die Ruhe gefällt unseren Feriengästen besonders gut», sagt Bürgi.
Der Rinderzüchter und seine Familie bieten über die Plattform Nomady.ch in Lauerz drei Stellplätze für Camper an. «Bis August sind wir fast ausgebucht und haben nur noch tageweise freie Plätze», sagt der Landwirt. Waren die letzten Jahre Feriengäste aus dem In- und Ausland zu Gast auf Bürgis Hof, ist dieses Jahr wegen Corona der Zebuhof bei Feriengästen aus der Schweiz sehr beliebt.
So auch bei Familie Rittano aus dem Kanton Bern. Eigentlich waren Ferien mit dem Wohnmobil in Korsika geplant. Stattdessen ist das Ehepaar mit den drei Kindern und dem Hund auf Ferientour durch die Schweiz. «Uns war eine Auslandsreise in der momentanen Zeit zu unsicher», sagt der Familienvater.
Nebenverdienst für Bauer Bürgi und zahlbare Ferien für Naturliebhaber
Drei Nächte war die Familie zu Gast auf dem Hof der Familie Bürki, bevor sie an ihre nächste Station ins Wallis weiterreiste. Rittanos besuchten erstmals den Hof in Lauerz und sind begeistert. «Wir werden noch dieses Jahr wieder bei Kari und Nadia campen», so Cesare Rittano.
Auf der Suche nach einem Campingplatz in der Nähe des Tierparks Goldau SZ wurden sie auf die neue Buchungsplattform aufmerksam. «Der TCS-Campingplatz war ausgebucht und bei unserer Anfrage zum Übernachten auf dem Parkplatz beim Tierpark wurden wir auf Nomady hingewiesen», erklärt der Berner. Das Konzept des nachhaltigen Tourismus gepaart mit Respekt für Mensch und Natur entspricht genau der Berner Familie.
Für Kari Bürgi, der neben seiner Tätigkeit auf dem Hof auch noch in einer Firma für Lüftungsunterhaltsarbeiten arbeitet, bringt die Vermietung der Stellplätze an einen willkommenen Zustupf in die Familienkasse. 35 Franken pro Nacht kostet ein Platz mit Wasser, Stromanschluss und WC für ein Wohnmobil bei Bürgis. Dazu kann ausserdem direkt ab Hof Zebufleisch von Rinderzüchter Bürgi gekauft werden. «Das hat uns während dem Lockdown, als wir unsere Produkte nicht mehr auf den Märkten verkaufen konnten, auch sehr geholfen», sagt Kari Bürgi. Mahlzeiten werden von Bürgis nicht angeboten. «Wir verweisen an Restaurants aus unserer Gegend. Da gibt es einige gute Lokale, die wir gern empfehlen.»
Zurückhaltende Gastgeber und Ruhe suchende Gäste
Neben dem Zusatzeinkommen gefällt Familie Bürgi auch der Kontakt mit den Gästen, sofern dieser erwünscht ist und es die Zeit zulässt. «Wir drängen uns nicht auf, aber wenn sich jemand für unseren Hof interessiert, gewähren wir gern einen Einblick», so der Bauer.
Sie seien aber eher zurückhaltend und würden sich den Feriengästen anpassen, wie die Ehefrau erklärt. «Unsere Gäste sollen bei uns ihre Ferien abseits der Hektik in Ruhe geniessen können.» Sei dies auf dem Stellplatz am abgelegenen Waldrand oder auf einem der Plätze vor oder hinter Bürgis Haus: «Das wird von den Gästen geschätzt, wie wir aus den Rückmeldungen wissen. Einige sind schon das zweite oder dritte Mal bei uns», sagt der Gastgeber.
Aussergewöhnliche Wohnmobile
Fasziniert ist Bauer Bürgi auch von den Campern oder Wohnmobilen, die auf seinem Hof vorfahren. Da findet sich vom einfachen VW-Bus bis hin zu exklusiven Gefährten alles: «Ein deutscher Gast hatte in seinem Wohnmobil gleich noch einen Smart dabei, mit dem er Ausflüge mit seiner Frau in der Gegend machte und auf einem Tesla hatte ein Gast auch schon ein Dachzelt zum Übernachten bei uns», erzählt Bürgi.
Oft ergeben sich interessante Gespräche mit den Gästen. So beispielsweise mit Vegetariern. «Klimatisch ist bei uns Gemüseanbau nicht möglich, darum leben wir von der Zebuzucht und vom Verkauf unserer Fleischprodukte vom Hof. Das habe ich ihnen dann erklärt.»
Eine Bereicherung in jeder Beziehung
Familie Bürgi hat bis jetzt vorwiegend positive Erfahrungen mit den Campern auf ihrem Hof gemacht. Insbesondere seit sie über die neue Plattform ihre Stellplätze anbieten. Wer buchen will, bezahlt bei Nomady mit Kreditkarte online im Voraus. Das Start-up erhebt dafür eine kleine Vermittlungsgebühr vom Stellplatzanbieter und den Campern.
Für Bürgi lohnt sich diese Gebühr. So kann er sicher sein, dass er zu seinem Geld kommt und Gäste, die eine Reservierung vorgenommen haben, nicht einfach wegen schlechtem Wetter nicht erscheinen und andere Gästeanfragen wegen solchen Reservationen abgelehnt werden müssen. Das sei vorher schon vorgekommen und sei etwas ärgerlich, so Bürgi. Sein Fazit als Vermieter und Gastgeber: «Für uns ist die Vermietung in jeder Beziehung eine Bereicherung.»
Start-up profitiert vom Camping-Boom und Corona
Seit etwa fünf Jahren bieten Bürgis Stellplätze auf ihrem Hof an. Seit letztem Jahr neu über das Start-up Nomady.ch von Oliver Huber und Paolo De Caro. Die beiden Jungunternehmer haben im Frühling 2019 mit der Onlineplattform Nomady gestartet. Aktuell sind 64 Camps in der Schweiz online buchbar. «Fast täglich kommen neue dazu. Die Nomady-Angebote sind sehr gefragt bei Leuten, die Rückzugsorte in der Natur für sich und die Familie oder mit Freunde suchen», erklärt Geschäftsführer Huber.
Die Idee dazu hatten die Start-up-Gründer Huber und De Caro bei einer gemeinsamen Reise nach Alaska. Sie selber sind ebenfalls sehr naturverbunden und keine Fans von Massentourismus. Das junge Unternehmen liegt mit seinen Angeboten für Camper im Trend und profitiert momentan zudem von der Corona-Krise. Denn auf Auslandsferien verzichten wegen Corona dieses Jahr zahlreiche Schweizer und buchen lieber Ferien in verschiedenen Regionen der Schweiz – abseits der Massen. Huber sagt: «Die Nachfrage ist seit März extrem angestiegen. Wir suchen darum laufend neue Camps an idyllischen Plätzen bei Gastgebern, welche unserer Philosophie entsprechen.»