«Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals ein begeisterter Camper werde», sagt Rolf Järmann (54) zu BLICK. Etwa 100 Hotelübernachtungen hat er früher pro Jahr üblicherweise gebucht. Damit ist aber längst Schluss.
Seine Frau Anita (53) sei es gewesen, die ihn vor acht Jahren ermuntert habe, gemeinsam eine Geschäftsreise in den Norden Deutschlands mit einem gemieteten Wohnmobil zu unternehmen – und dort auch Ferien zu verbringen. «Bei dieser Reise hat es mir gleich den Ärmel reingezogen», sagt der selbstständige Applikationsentwickler und ehemalige Radrennprofi (28 Siege, darunter Etappen am Giro d’Italia, an der Tour de Suisse sowie an der Tour de France).
Reisen und spontane Kurztrips auf eigenem Blog
Kaum zurück von der Reise, hat das Ehepaar ein eigenes Wohnmobil bestellt, und nach sechs Monaten stand auch schon ihr Camper vor der Tür ihres Einfamilienhauses im Sarganserland. Platz hat es im Wohnmobil für vier Personen. «Ehrlicherweise muss ich aber sagen, dass es dann eng wird. Unsere Kinder sind aber schon ausgeflogen, und nur für uns beide ist der Camper perfekt», so Rolf Järmann.
Die Järmanns schwärmen von der Unabhängigkeit, vom Gefühl der Freiheit, spontanen Kurztrips ohne Pläne und von neuen Entdeckungen, die sie mit dem «Womo» auf ihren Reisen machen. Sie schätzen auch noch einen weiteren Vorteil: «Der Haushalt ist in fünf Minuten gemacht.» Die Järmanns haben einen eigenen Blog mit Tipps und Reiseberichten, etwa über ihre Reise zum Nordkap, nach Spanien, Marokko, Polen, Schottland, Griechenland, Frankreich und in viele weitere Länder.
Die letzte Reise war Anfang März 2020 nach Sizilien. «Wir sassen wegen des Coronavirus noch zwei Tage in Italien fest und schafften es gerade noch zurück, bevor der Lockdown in der Schweiz eintrat.»
Unmut der Camper wegen Corona-Massnahmen
Seither sehnt sich das Paar wie viele andere begeisterte Camper danach, dass sie endlich wieder reisen können. «Dass die Stell- und Campingplätze noch immer geschlossen sind, hat zu viel Unverständnis und Unmut bei Campern geführt», weiss Järmann. «Dabei verfügen Camper von Dusche und WC bis zur Küche über die gesamte Wohnungs-Infrastuktur, und wir können problemlos Abstand halten.»
Es sei daher auch teilweise zu wildem Campen gekommen. «Wir haben uns aber an die Massnahmen gehalten und bis auf einen Geschäftstermin in Bern keine Reisen mehr mit dem Wohnmobil gemacht», so Rolf Järmann. Auf Anfrage im Vorfeld konnten die Järmanns auf dem Hof bei einem Bauer bei Bern mit ihrem Womo nächtigen.
Neuer Verein für Wohnmobil-Fans will politisch aktiv werden
«Stellplätze mit Entsorgungsstationen sind in der Schweiz generell zu wenig vorhanden. Dabei wäre Bedarf da, und gerade in der Zwischensaison könnten Touristenorte beispielsweise mit ungenutzten Parkplätzen bei Bergbahnen Geld verdienen», bemängelt Camper Järmann.
Im Mai wurde daher der Verein Wohnmobilland Schweiz gegründet, dem sich bereits 150 Mitglieder angeschlossen haben. «Wir möchten nicht nur mit Tipps unterstützen und Camper vernetzen, sondern uns auch politisch mit gesammelten Vorstössen für mehr Stellplätze engagieren», so Järmann, der zum Präsident gewählt wurde.
Ausserhalb der Campingplätze gibt es aktuell etwa 100 Stellplätze in der Schweiz. Diese sind oftmals bei Bauern, die sich damit einen Zustupf verdienen. Zum Teil gibt es auch auf Autobahnraststätten Entsorgungsstellen. «Für Wohnmobilbesitzer ist die Schweiz gegenüber dem Ausland leider noch zu wenig attraktiv», sagt Järmann.
Mit Womo-Besitzern liesse sich viel Geld verdienen, meint Järmann: «Ein Wohnmobil kann schnell gegen 90’000 Franken kosten. Die meisten Wohnmobilbesitzer sind daher nicht mehr ganz jung, relativ gut situiert und geben Geld in Geschäften und Lokalen in der Region aus.» Auch das Ehepaar Järmann ist oft und gern in der Schweiz unterwegs. Vor allem in den Bergen. Einer ihrer Lieblingsplätze ist der Grimsel. «Ich bin auch ein leidenschaftlicher Fotograf, und dort oben ist der Sternenhimmel einfach phantastisch.»
Startklar für neue Entdeckerreisen
Wohin Järmanns nächste Reise geht, weiss das Paar jetzt noch nicht. «Das entscheiden wir immer spontan. Je nach Wetterbericht fahren wir einfach dem schönen Wetter entgegen.» Startklar und ungeduldig sind sie aber schon lange. «Damit wir etwas Campingfeeling haben, sassen wir in den letzten Wochen auch schon vor unserem Wohnmobil beim Apéro.»
Ob in den Bergen, am See oder in der Stadt: Campen macht Spass und ist eine günstige Alternative zu teuren Hotels. Zwölf Campingplätze, die gemütliche und erlebnisreiche Ferien garantieren.
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