Carsten Spohr (55) rechnet mit ungebrochener Reiselust. Der Lufthansa-Chef ist optimistisch, dass bald wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht wird. Wegen den steigenden Kerosinpreise kündigt Spohr im Interview mit der «Schweiz am Wochenende» auch höhere Preise für Flugtickets an. Spohr: «Tickets werden teurer, das ist klar.» Und weiter rechnet er vor: «Wenn der Ölpreis um zehn Dollar pro Barrel nach oben geht, steigt der Ticketpreis im Schnitt um zehn Dollar.»
Die Preise machen ihm weniger Sorgen als das fehlende Personal. Vor allem bei der Abfertigung am Boden. Er warnt vor weiteren Flugausfällen im Frühling und Sommer. Dieses Wochenende annulliere seine Airline eine dreistellige Anzahl von Flügen. An den Flughäfen fehlt Personal, weil in der Coronakrise Stellen abgebaut wurden.
Bei der Swiss rumort es in der Kabine
Lufthansa, die Muttergesellschaft der Swiss, sei sicher, «dass die Swiss es schafft, die Zufriedenheit der Angestellten wieder dorthin zu bringen, wo sie hingehört.» Spohr sagt das nicht ohne Grund.
Die Stimmung in der Swiss-Kabine ist auf dem Tiefpunkt. Bei der Tochter-Airline der Lufthansa melden sich immer mehr Mitglieder des Kabinenpersonals kurzfristig krank. Verdächtig viele, wie Watson zuletzt berichtete.
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Und beim Tagesanzeiger heisst es in der aktuellen Ausgabe: «Die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter der Swiss sind frustriert.» Die Stimmung sei ausgesprochen schlecht, sagt ein Gewerkschaftsvertreter im Bericht. Eine Flugbegleiterin sagt, dass das Personal nun die Managementfehler der Vergangenheit ausbaden müsse. Sie spricht von körperlich und psychisch erschöpften Kolleginnen und Kollegen.
Spohr kündigt Neueinstellungen an
Das Kabinenpersonal ist heute knapper besetzt als vor der Massenentlassung im letzten Sommer. Die Airline bietet dem Personal deshalb an, Ferientage zurückzukaufen oder Pensionierungen herauszuschieben. Zudem will die Swiss bei Krankmeldungen genauer hinschauen. Das kommt beim Personal gar nicht gut an.
Lufthansa-Spohr erkennt an: «Unsere Kabinenbesatzungen hatte in den letzten beiden Jahren enorme Zusatzbelastungen zu ertragen.» Die Zugeständnisse, die man verlangen musste, seien enorm gross gewesen. «Da verstehe ich gut, dass einige erschöpft sind. Aber jetzt setzen wir alles daran, dass sich die Dinge normalisieren. Bei der Swiss stellen wir zum Beispiel wieder Mitarbeitende ein», kündigt Spohr an. (uro/SDA)