Spätestens seit Corona ist das Thema Desinfektion aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Zu höheren Preisen hat das auch schon geführt. So setzen Coiffeure nun ein paar Franken für Schutzmaske und Wegwerfkittel auf die Rechnung.
Richtig zu beissen haben Kunden und Kundinnen aber am Corona-Zuschlag der Zahnärzte. So mancher verrechnet neu eine «Grundtaxe für Arbeitsplatzdesinfektion». Diese kann ganz schön happig ausfallen. Und den Zahnarztbesuch zusätzlich verteuern.
Überraschung bei der Rechnung
Überrascht vom Zahnarztzuschlag wurde BLICK-Leserin Antonia N.* Und zwar, als sie einen zweiten Blick auf die Rechnung warf. Ihr sprang der Posten Arbeitsplatzdesinfektion ins Auge. Dafür verlangte die behandelnde Zahnärztin der Grosspraxis «Zahnärzte am Central» in Zürich 15.30 Franken.
N. rief daraufhin in der Praxis an. Das Sekretariat sagte ihr, dass man mit der Ärztin abkläre, ob die Desinfektionsgebühr erlassen würde. «Mir wurde gesagt, die Gebühr sei fürs Lüften, Fiebermessen und Reinigen mit einem neuen Mittel», so die BLICK-Leserin.
Keine Vorab-Information zur Gebühr
Auf wiederholte Rückfrage in der Zahnarztpraxis kommt aus, dass der Zuschlag erst im Zuge der Corona-Krise eingeführt wurde. Und es hiess: «Alles bleibt so auf der Rechnung, wie es ist!»
Besonders ärgert N. dabei, dass sie vorab nicht über den Corona-Zuschlag informiert wurde. «Ich frage mich, ob sie davor einfach mit dem Fensterreiniger geputzt haben und ob die frische Luft auch extra kostet?», so N. zu BLICK.
Mehraufwand beim Desinfizieren
Die «Zahnärzte am Central» bestätigen den Corona-Zuschlag, sehen aber nichts dabei. «So ist das mit den Menschen. Erst haben wir ihnen die Gebühr nach der Einführung nicht berechnet und somit geschenkt und keiner bedankt sich», sagt der Kieferchirurg Norbert Faas gegenüber BLICK. «Jetzt müssen sie zahlen und beschweren sich gleich.»
Keine Frage: Die Corona-Regeln machen einzelne Arbeiten und Dienstleistungen aufwendiger und teurer. Gewisse Zuschläge sind deshalb gerechtfertigt. Doch gewisse Anbieter schlagen auf fragwürdige Weise Profit aus der Situation. Haben Sie Corona-Zuschläge oder -Preiserhöhungen beobachtet, die Sie als unfair und überrissen empfinden? Eine Mitteilung würden wir schätzen.
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Tatsächlich ist die «Grundtaxe für Arbeitsplatzdesinfektion» nichts Neues. Seit Januar 2018 ist sie Bestandteil des Zahnarzttarifs. Ob man die Gebühr dann den Patientinnen und Patienten in Rechnung stellt oder nicht, ist den Praxen selbst überlassen. Die grosse Mehrheit machte bislang davon keinen Gebrauch.
Zahnarzt verteidigt die Zusatzkosten
«Wir haben mit den neuen Schutzmassnahmen aus Bern mehr Aufwand und Kosten, daher berechnen wir den Zuschlag nun auch», sagt Faas von der Praxis «Zahnärzte am Central».
Als Mehraufwand zählt er unter anderem das Desinfizieren der Türklinken auf, die Kosten für die Bereitstellung der Desinfektionsmittel für die Kundschaft und das Lüften mit längeren Pausen zwischen den Patientinnen und Patienten. «Ich mache meine Arbeit, und wer kommt, der kommt. Es ist so viel zu tun. Wer sich beschwert, soll halt fernbleiben.»
Auch die Schweizerische Zahnärzte-Gesellschaft SSO, die die Tarifposition einführte, verteidigt die Zusatzkosten. «Die Anforderungen an die Hygiene sind in den letzten 20 Jahren stark gestiegen, sie benötigen mehr Zeit und es sind zusätzliche Arbeiten im Hintergrund notwendig», so ein Sprecher des Verbands.
Corona macht den Weg für Gebühren frei
Die «Zahnärzte am Central» sind nicht die einzige Praxis, die Corona zum Anlass nehmen, die Grundtaxe neu in Rechnung zu stellen. «In den letzten Wochen sind uns rund ein Dutzend Zahnarztpraxen aufgefallen, die die Gebühr neu erheben», sagt Preisüberwacher Stefan Meierhans (51) zu BLICK.
«Viele Zahnärzte waren zuvor zögerlich, die Gebühr ihren Kunden zuzumuten. Doch seit der Corona-Krise ist diese Hemmschwelle offensichtlich gefallen», sagt Meierhans.
War es beim Zahnarzt vorher unhygienisch?
Auch der Konsumentenschutz kritisiert die Gebühr. «Der Konsument sollte davon ausgehen, dass beim Zahnarzt hygienische Verhältnisse vorherrschen und man vor einer Infektion geschützt ist», sagt eine Sprecherin.
Das findet auch Leserin N. 15.30 Franken fürs Fensteraufmachen und um mit Desinfektionsmittel die Arbeitsfläche zu reinigen, das geht ihr nicht in den Kopf. Sie habe die Rechnung zwar zähneknirschend bezahlt, sagt sie. «Aber in Zukunft werde ich wohl einen anderen Zahnarzt suchen.»
* Name der Redaktion bekannt