Alles wird teurer, vor allem das Wohnen. Dieser Eindruck existiert vor allem im bevölkerungsreichsten Kanton der Schweiz, Zürich, wo das Wohnungsangebot notorisch knapp ist.
Eine Analyse im aktuellen Wirtschaftsmonitoring des Amts für Wirtschaft und Arbeit (Awa) zeigt aber: Im Durchschnitt geben die Zürcherinnen und Zürcher nicht mehr fürs Wohnen aus als vor rund 20 Jahren. Seit 2005 sind die durchschnittlichen Löhne nämlich um 18 Prozent gestiegen, die durchschnittlichen Mieten um 12 Prozent.
Dass die durchschnittlichen Mieten nicht stärker gestiegen sind als die Einkommen widerspiegelt sich auch darin, dass sich der Anteil der Mietausgaben am Bruttoeinkommen kaum verändert hat. Seit 20 Jahren gibt ein Haushalt im Durchschnitt rund 22 Prozent seines Einkommens für die Miete aus. Je nach Einkommen unterscheidet sich dieser Anteil zwar stark, die Entwicklung ist aber in allen Einkommenskategorien relativ stabil.
Langzeitmieter kommen am besten davon
Bei genauerer Betrachtung gibt es jedoch grosse Unterschiede: Neue Mietverträge sind heute rund 25 Prozent teurer als 2005. Günstiger geworden sind jedoch langjährige Mietverhältnisse. Wer beispielsweise zwanzig Jahre in der gleichen Wohnung bleibt, zahlt im Schnitt 7 Prozent weniger als noch im Jahr 2005.
Auch der Wohnort spielt eine wichtige Rolle: In der Stadt Zürich sind die Mieten verglichen mit der Agglomeration überproportional stark gestiegen. 39 Prozent sind es bei Neumieten, 15 Prozent bei bestehenden Mieten. Gleichzeitig verdienen Stadtzürcherinnen und Stadtzürcher heute aber überproportional mehr als 2005.
Problem der Wohnungsknappheit nicht gelöst
Hauptgründe für die Knappheit auf dem Wohnungsmarkt sind der Trend zu kleineren Haushalten sowie das Bevölkerungs- und Einkommenswachstum. Gleichzeitig ging die Wohnbautätigkeit in den vergangenen Jahren bekanntlich zurück.
"Die Knappheit auf dem Mietwohnungsmarkt dürfte sich also eher noch verschärfen", so die Volkswirtschaftsdirektion. Verdichtetes Bauen sei jedoch oft kompliziert, vor allem in den Städten. Viele Projekte würden durch eine zunehmende Regulierungsdichte und durch Einsprachen verzögert oder verhindert.
Im Kanton Zürich verdoppelte sich die Dauer des Bewilligungsverfahrens seit 2010 beinahe, von rund 100 auf 180 Tage. Schnellere Bewilligungsprozesse und weniger Auflagen, etwa beim Lärmschutz, könnten gemäss Volkswirtschaftsdirektion helfen, das Angebot zu erhöhen und die Wohnungsknappheit zu lindern. (SDA/rae)