Die steigenden Krankenkassenprämien stehen im Sorgenbarometer der Schweizer Bevölkerung ganz weit oben. In den letzten beiden Jahren erhöhten die Krankenkassen ihre Prämien um über 15 Prozent. Für viele Familien ist das eine riesige Belastung.
Für die Chefs der Krankenkassen fällt die Prämienlast hingegen kaum ins Gewicht. Sie gehören zu den Spitzenverdienern, wie eine neue Auswertung des «Tages-Anzeigers» zeigt.
Spitzenverdiener Andreas Schönenberger
Das höchste Salär bekommt Andreas Schönenberger (58), der CEO der Sanitas. Für ihn gab es im letzten Jahr inklusive Pensionskassenbeiträge 955'000 Franken. Zum Vergleich: Bundesräte erhalten in der Schweiz 473'000 Franken im Jahr, haben aber zahlreiche Privilegien, die ein Gesamtpaket in den Bereich von 1,1 Millionen Franken ergeben.
Im Bereich von Schönenbergers Lohn liegen auch die Chefs der Post (Roberto Cirillo) und der SBB (Vincent Ducrot). Beide Staatskonzerne sind viel grösser als die Sanitas. Diese liegt selbst unter den Krankenkassen weit hinter der CSS und Helsana, die beide mehr als doppelt so viele Versicherte haben.
Allein für Schönenbergers Pensionskasse bezahlt die Sanitas jährlich 179'000 Franken, was in vielen Branchen ein unerreichbarer Lohn ist. Das Salär sei «den heutigen Marktanforderungen angemessen», sagt der Krankenversicherer. Und verweist darauf, dass das Vergütungsvolumen der gesamten Geschäftsleitung seit 2019 um fast eine Million Franken zurückgegangen sei.
Vergütungen sind stark gestiegen
Am zweitmeisten verdient Philomena Colatrella (56), Chefin der CSS. Mit 796'000 Franken ist sie aber deutlich abgeschlagen. Dicht dahinter folgt Groupe-Mutuel-Chef Thomas Boyer (52) mit 783'000 Franken, wobei seine Lohnangaben noch fürs Jahr 2022 gelten, die Firma hat ihren neuen Geschäftsbericht noch nicht publiziert.
Am wenigsten von allen Chefs der zehn grössten Krankenversicherer bekommt Christian Conti (54) von Sympany. Doch auch die 471'000 Franken sind noch ein Spitzenlohn.
Parlament will Vergütungen deckeln
Die Saläre des Spitzenpersonals bei den sieben Krankenversicherern, die ihren Geschäftsbericht für 2023 schon publiziert haben, stiegen zum Vorjahr um 4 Prozent. Seit 2017 haben die Vergütungen gar um gut 20 Prozent zugelegt.
Vorderhand muss sich Schönenberger keine Sorgen um seinen Lohn machen. Der Ständerat hat es letztes Jahr abgelehnt, die Löhne von Krankenkassen-Geschäftsleitungsmitgliedern auf maximal 250'000 Franken pro Jahr zu beschränken. Im Nationalrat hatte sich noch eine Mehrheit dafür gefunden.
Gar nichts machen will das Parlament trotzdem nicht. Die Gesundheitskommissionen beider Räte haben einem Vorstoss zugestimmt, der etwas offener formuliert ist. Er fordert ebenfalls einen Lohndeckel für die Chefetagen der Krankenkassen in der Grundversicherung, will aber die genaue Festlegung dem Bundesrat überlassen. (gku)