Lieferketten unter Druck
Angriffe der Huthi-Rebellen treiben Containerpreise für Schiffe auf Rekordhöhe

Die Huthi-Rebellen greifen nach wie vor Schiffe im roten Meer an. Das treibt die Frachtraten nach oben – und sorgt für weitere Lieferengpässe.
Publiziert: 22.07.2024 um 00:52 Uhr
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Die Frachtpreise für einen Schiffscontainer haben sich seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt.
Foto: imago images/McPHOTO
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Es ist ärgerlich, wenn ein Medikament aus der Apotheke nicht lieferbar ist. Oder wenn das Paket länger braucht als angekündigt. Solche Lieferkettenprobleme – die wir vor allem seit Corona kennen – könnten uns bald wieder vermehrt beschäftigen. Denn die Preise für Schiffscontainer klettern auf Rekordniveau.

Die Frachtrate für einen Container mit der Länge von 40 Fuss (rund 12 Meter) hat sich seit Jahresbeginn mit einer Zunahme von 121 Prozent mehr als verdoppelt. Im Durchschnitt zahlen Firmen mittlerweile 5901 Dollar (5245 Franken) pro Container. Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Steigerung von fast 300 Prozent, wie Zahlen des österreichischen Kreditversicherers Acredia zeigen.

Damit steigen die Preise für den Warentransport per Schiff wieder auf den Höchststand von August 2022. Damals trieb der hohe Ölpreise aufgrund des Ukraine-Kriegs die Frachtpreise nach oben. 

Wegen Angriffe der Huthi-Rebellen

Schuld an den steigenden Containerpreisen sind auch jetzt geopolitische Spannungen. Seit Monaten greifen die Huthi-Rebellen aus dem Jemen immer wieder Schiffe im Roten Meer an. «Durch den Umweg um Afrika herum verlängern sich die Transit- und Lieferzeiten erheblich. Lieferketten sind gestört, Häfen teilweise überlastet und Schiffe weit im Voraus ausgebucht», erklärt Gudrun Meierschitz aus dem Vorstand von Acredia. Seit Mai steigen deshalb die Preise für Schiffscontainer wieder.

Mit ihren Angriffen wollen die Huthi-Rebellen die Hamas und die Palästinenser am Gazastreifen unterstützen. Die Huthis wollen weiterkämpfen, bis Israel die Offensive in Gaza beendet.

Die Frachtraten entwickeln sich aber nicht überall gleich: Die Kosten für einen Container zwischen Europa und den USA sind um 30 Prozent gestiegen. Dagegen ist es deutlich teurer geworden, Waren aus China nach Europa zu verschiffen. Die Frachtraten zwischen Shanghai (CHN) und Rotterdam (NLD) stiegen um 383 Prozent. 

«Europäische Unternehmen sind – im Gegensatz zu ihren US-amerikanischen Wettbewerbern – wesentlich stärker vom Handel mit Asien abhängig und anfälliger für Störungen an wichtigen Handelsrouten», so Meierschitz. 2022 stammten gemäss dem Bundesamt für Wirtschaft 9 Prozent aller importierten Waren in die Schweiz aus China. 

Kein Ende in Sicht

«Es ist nicht abzusehen, wie lange der Konflikt im Nahen Osten noch andauert», sagt Meierschitz. Die Bedingungen für den Warentransport über Wasser dürften sich also nicht so rasch verbessern. Das bringt Unternehmen in die Bredouille: Denn im zweiten Halbjahr zieht die Nachfrage normalerweise an – unter anderem wegen des Black Fridays und dem Weihnachtsgeschäft.

Aktuell wird das Angebot an freien Schiffscontainern zusätzlich verknappt. Starke Regenfälle und Stürme in Südafrika zwangen Frachtschiffe dazu, ihren Kurs zu ändern oder verhinderten die Weiterfahrt. 


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