Lieferengpässe – und das voll in der Erkältungssaison
Gibts für die verpfnüselte Schweiz genügend Nasensprays?

Eine Basler Pharmafirma deckt viele von uns mit den Schnupfensprays ein, wenn wir erkältet sind. Die Produktion braucht seine Zeit, andere Hersteller gibt es nur wenige. Sowieso sind solche Basismedis stark von Lieferengpässen betroffen. So steht es um die Nasensprays.
Publiziert: 14.11.2024 um 18:21 Uhr
|
Aktualisiert: 14.11.2024 um 18:23 Uhr
1/6
In der Schweiz grassiert derzeit die Erkältungssaison.
Foto: imago images/photothek

Auf einen Blick

  • Die Erkältungssaison hat in der Schweiz schon im Oktober begonnen
  • Nasenspray-Lager sollte reichen, Engpässe sind aber möglich
  • Aktuell fehlt es besonders an Antibiotika
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_243.JPG
Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Überall hustet und schnäuzt es. Die Schweiz steckt voll in der Erkältungssaison. Und sie hat in diesem Jahr sehr früh begonnen, die Pfnüsel-Zeit hat bereits im Oktober eingesetzt. Entsprechend ist die Nachfrage nach Nasensprays seit einigen Wochen vergleichsweise hoch. 

Das bestätigt auch einer, der es wissen muss: «Der Verkauf von unserem Nasenspray Xylo-Mepha hat schon früh angezogen», sagt Andrej Salát von Mepha Schweiz gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Die Basler Pharmafirma Mepha, die seit 2011 zum israelischen Konzern Teva gehört, setzt hierzulande am meisten Medikamenten ab und ist auch die grösste Lieferantin von Pfnüsel-Sprays.

Wohl eher kein Engpass, aber...

Droht deshalb bald ein Nasenspray-Engpass? Salát gibt sich gegenüber der Zeitung optimistisch, dass es nicht dazu kommen wird. Sein Unternehmen habe eine «überdurchschnittliche Menge» des Sprays hergestellt. «Es sollte bis zum Schluss lieferbar bleiben.» Nur: Erkältungswellen sind wie das Wetter nur schwer vorhersehbar – und damit auch schlecht planbar. Zurzeit ist das Nasenspray-Mittel Rinosedin von Mepha-Konkurrent Streuli nicht lieferbar. 

Erschwerend kommt hinzu, dass die Pharmafirma nicht wirklich auf kurzfristigen Nasenspray-Mehrbedarf reagieren kann. Laut dem Bericht dauert die Produktion des Sprays sechs Monate. Kommen zur Vorlaufzeit noch die Bestellungen bei den Wirkstofflieferanten dazu, geht es ein bis sogar zwei Jahre. 

Höchste Apothekerin schlug im Oktober Alarm

Das Nasenspray-Beispiel steht symbolisch für das Problem, mit dem die Schweiz seit der Corona-Pandemie kämpft und das sich vor zwei Jahren zugespitzt hat: die starke Zunahme von Lieferengpässen bei Medikamenten. «Es fehlen zwischen 700 und 1000 Medikamente. Seit einigen Jahren verschlechtert sich die Situation», schlug Martine Ruggli (59), höchste Apothekerin der Schweiz, Mitte Oktober Alarm. Laut ihrem Apothekerverband Pharmasuisse bewegen sich die Lieferschwierigkeiten «auf einem ähnlich hohen Niveau» wie 2023.

Derzeit sind hierzulande über 700 Medikamente nicht lieferbar, wie die Website drugshortage.ch ausweist. Die Mehrzahl machen günstige Basismedis zu einem Herstellerpreis von bis zu 14.99 Franken aus, bei denen die Hersteller mit tiefen Margen operieren müssen. Der Grund: Bei Generika herrscht im Gegensatz zu patentgeschützten Medikamenten starker Wettbewerb. Die verschiedenen Hersteller konkurrenzieren sich über den Preis. «Der bestehende Preisdruck bei unseren ohnehin schon niedrigen Gewinnmargen führt letztlich dazu, dass immer weniger Anbieter ein Generikum überhaupt herstellen», führt Mepha-Manager Salát gegenüber dem «Tages-Anzeiger» aus. Kommt es dann bei der Produktion von solchen Billigmedikamenten ohne Patentschutz zu Problemen, löst das schnell einen Medikamentenmangel aus. Es fehlen schlicht die Alternativen.

An Antibiotika mangelt es besonders

Welche Medikamente fehlen derzeit besonders? «Auf den Winter relevant sind insbesondere die Antibiotika», sagte Enea Martinelli (59), Chefapotheker der Berner FMI-Spitalgruppe und Pharmasuisse-Vizepräsident, vor knapp einem Monat zu Blick. Von den Mitteln, die gegen bakterielle Erkrankungen zum Einsatz kommen, sind aktuell über 80 Präparate nicht lieferbar.

Martinelli verwies damals auf die Lieferengpässe der Breitbandantibiotika Amoxicillin und Co-Amoxicillin. Die Ärzte verschrieben die beiden Mittel unter anderem bei Atemwegserkrankungen wie Hals-, Nasen- oder Ohreninfektionen – also bei typischen Erkältungssymptomen. 

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.