Achtung, tieffliegende Pakete! Zwei gelbe DHL-Lieferwagen stehen Seite an Seite. Bei beiden Fahrzeugen sind die Hintertüren geöffnet. Beide Fahrer scheinen sich gut zu kennen. Sie scherzen, rauchen und stapeln Pakete auf der Strasse.
Dann beginnen sie, diese vom einen zum anderen Fahrzeug zu verschieben. Zum Teil im hohen Bogen geworfen, landet Ware – darunter auch grosse Kartons – im Inneren des Lieferfahrzeugs. «Die Paketboten warfen mit der Ware herum. 12 bis 20 Pakete sind nur so durch die Gegend geflogen», sagt Alain Arnold* zu BLICK.
So geht also Feinverteilung bei DHL, denkt sich der Leserreporter. Und beginnt den, wie er es nennt, «heftigen Umgang» mit den Paketen mit seinem Handy zu filmen. Er aus seinem PW aus einiger Entfernung, die beiden Fahrzeuge vor sich auf einer Strasse im Grünen, unweit eines Wohngebiets bei Kilchberg ZH. Das war Ende vergangener Woche an einem frühen Vormittag.
«Unentschuldbares Verhalten»
Arnold berichtet von zwei weiteren Lieferwagen, die zuvor noch bei der «Verteilaktion» mitmischten und anschliessend von dannen fuhren. Er verstehe ja, dass die Paketflut derzeit gross ist und kaum Zeit bleibt, die Pakete ordentlich zu verstauen. «Für mich als Konsument und möglicher Empfänger eines solchen Pakets ist ein solches Verhalten aber nicht zu entschuldigen», sagt Arnold.
Die Päckli seinen mehrheitlich reingeworfen worden. «Ich hätte keine Freude, wenn der Inhalt meiner Bestellung beim Auspacken bereits auseinander fällt.»
Auch der gelbe Paketlogistiker hat keine Freude an den Informationen von BLICK. Marketing-Chef DHL Express Schweiz, Michael Jutzi, sagt: «Dieses Verhalten entspricht keineswegs auch nur ansatzweise unseren hohen Qualitätsstandards. Auch übermässiges Paketvolumen rechtfertigt unsachgemässes und unvorsichtiges Handling der Sendungen auf keinen Fall.»
«Wir gehen der Sache dezidiert nach»
Jutzi bestätigt aber, dass es derzeit zu Umlade-Aktionen vom einen auf das andere Fahrzeug kommt. «Um das derzeit immens erhöhte Paketaufkommen fristgerecht abwickeln zu können und Touren aktuell möglichst effizient zu gestalten, werden in der Tat in manchen Gebieten Um- und Zuladungen auf den jeweiligen Touren getätigt», sagt Jutzi.
Allerdings würden auch dabei hohe Qualitätsstandards gelten. Der Fall hat Folgen. Der Marketing-Chef verspricht: «Wir gehen der Sache nun dezidiert nach.»
*Name geändert
Der Päcklirekord vom Vorjahr wird 2020 pulverisiert. Um einen Logistik-Kollaps zu vermeiden und damit die Weihnachtsgeschenke rechtzeitig in die Haushalte kommen, investieren die Post und ihre Rivalen wie DPD, UPS oder DHL derzeit in zusätzliche Fahrzeuge und engagieren fleissig Temporärkräfte. Die Corona-Krise erschwert die Arbeitsbedingungen zusätzlich. In den Paketzentren herrscht Maskenpflicht. Auch die Paketboten müssen Mundschutz tragen. Gleichzeitig steigt die Paketflut. Schon während der ersten Welle im Frühling haben sich so viele Menschen in Onlineshops mit Kleidung oder Elektroartikeln eingedeckt wie noch nie. In den kommenden Wochen sind die Logistiker noch mehr gefordert. Bis zum Ende des Jahres rechnet die Post mit 5,5 Millionen Paketen – pro Woche. Erkannt ist: Die Sortierlogistik ist das entscheidende Nadelöhr. Laut Post ist man besser als im Frühjahr auf die Paketflut vorbereitet. Patrik Berger
Der Päcklirekord vom Vorjahr wird 2020 pulverisiert. Um einen Logistik-Kollaps zu vermeiden und damit die Weihnachtsgeschenke rechtzeitig in die Haushalte kommen, investieren die Post und ihre Rivalen wie DPD, UPS oder DHL derzeit in zusätzliche Fahrzeuge und engagieren fleissig Temporärkräfte. Die Corona-Krise erschwert die Arbeitsbedingungen zusätzlich. In den Paketzentren herrscht Maskenpflicht. Auch die Paketboten müssen Mundschutz tragen. Gleichzeitig steigt die Paketflut. Schon während der ersten Welle im Frühling haben sich so viele Menschen in Onlineshops mit Kleidung oder Elektroartikeln eingedeckt wie noch nie. In den kommenden Wochen sind die Logistiker noch mehr gefordert. Bis zum Ende des Jahres rechnet die Post mit 5,5 Millionen Paketen – pro Woche. Erkannt ist: Die Sortierlogistik ist das entscheidende Nadelöhr. Laut Post ist man besser als im Frühjahr auf die Paketflut vorbereitet. Patrik Berger