Lebensmittel-Ampel
Apfelsaft schiesst Nutri-Score ab

Das Parlament beschneidet die Lebensmittelampel. Sie bleibt freiwillig, und der Bund soll nicht mehr über sie informieren.
Publiziert: 31.03.2024 um 19:02 Uhr
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Aktualisiert: 03.04.2024 um 10:16 Uhr
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Der Bund hat ein Hilfsmittel eingeführt: den Nutri-Score. Doch den muss man erst verstehen.
Foto: Screenshots Website BLV
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Miriam Weber
Beobachter

Bei den Konsumentinnen und Konsumenten ist der Nutri-Score ziemlich beliebt. Das zeigt eine nicht-repräsentative Umfrage des Beobachters. Über die Hälfte findet den Score hilfreich. 21 Prozent nerven sich über ihn. Ein Viertel der Befragten gab an, ihn noch nie beachtet zu haben.

Der Nutri-Score berechnet, wie gesund ein Lebensmittel ist. Früchte, Nüsse und gesunde Öle erhalten eine gute Bewertung. Produkte mit viel Salz und Zucker, zum Beispiel Chips, werden bestraft. Die Skala reicht von A bis E, also von ausgewogen bis unausgewogen.

Cola Zero gegen Apfelsaft

Das Bundesparlament verhindert nun aber, dass der Nutri-Score zu einflussreich wird. Nach dem Ständerat hat auch der Nationalrat einer Motion zugestimmt, die den Nutri-Score einschränken will. Besonders die Vertreter der Landwirtinnen und Landwirte kritisieren die Lebensmittelampel.

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Der Nutri-Score sei zu stark vereinfacht, argumentieren sie. So erhält etwa Cola Zero eine bessere Bewertung als Apfelsaft, der viel Fruchtzucker enthält. SVP-Nationalrat Alois Huber redete sich darüber beinahe in Rage: «Wenn Coci Zero besser ist als Apfelsaft, dann trinken Sie es halt und sterben daran. Vielen Dank!», beendete er sein Votum.

Das Parlament folgte Huber: Der Nutri-Score bleibt freiwillig, die Produzenten müssen ihn auf ihren Produkten nicht anbringen. Weiter dürfe das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) künftig kein Engagement für den Nutri-Score betreiben. Das BLV soll sich bei der Information rund um ausgewogene Ernährung auf die Schweizer Lebensmittelpyramide fokussieren.

Auf Anfrage teilt das BLV mit, die Anliegen der Motion seien grundsätzlich bereits erfüllt. «Wir werden analysieren, ob weitere Anpassungen notwendig sind und über die weiteren Schritte entscheiden», sagt Mediensprecherin Sarah Camenisch.

Konsumentenschutz kritisiert das Parlament

Der Konsumentenschutz kritisiert den Entscheid des Parlaments. Die Lebensmittelampel wirke nur, wenn sie breit angewandt werde, heisst es in einer Mitteilung. Der Entscheid des Nationalrats sei ein «unnötiger Bremsklotz für Konsumenten und Unternehmen».

Die grossen Lebensmittelhersteller wehrten sich lange gegen den Nutri-Score. Inzwischen haben sie sich mit ihm arrangiert. Mehr als 95 Schweizer Firmen wie Nestlé oder die Migros nutzen die Lebensmittelampel auf über 9000 Produkten.

«Bereits Wirkung gezeigt»

Wie der Konsumentenschutz schreibt, habe der Nutri-Score bereits Wirkung gezeigt. Hersteller hätten etwa den Zuckergehalt ihrer Produkte reduziert, um einen besseren Score zu erhalten.

Zudem ist die Lebensmittelkennzeichnung keine fixe Formel. Anfang dieses Jahres passte der Nutri-Score seine Berechnungen an. Das auf Entscheid des internationalen Lenkungsausschusses, an dem auch die Schweiz beteiligt ist. Zucker- und salzhaltige Lebensmittel, rotes Fleisch, Milch und Pflanzendrinks werden künftig strenger bewertet.

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