Für den Bundesrat ist bereits seit 2021 klar: «Online-Plattformen profitieren in hohem Mass von Leistungen der journalistischen Medien.» So hiess es damals in einem Bericht. Eine Abgeltung der journalistischen Medien für deren Leistungen wäre folglich berechtigt.
Gegenwärtig bereitet der Bundesrat eine Teilrevision des Bundesgesetzes über das Urheberrecht und verwandte Schutzrechte vor. Der Entwurf soll in Kürze in die Vernehmlassung gehen. Damit erhielte auch die Schweiz ein Leistungsschutzrecht, welches den Schutz journalistischer Leistungen explizit festhält. Also das Recht auf eine Vergütung, wenn eine Webplattform Artikel weiterverwendet.
Schweizer Medien haben für Google viel Wert
Vor diesem Hintergrund hat der Verlegerverband «Schweizer Medien» das Beratungsunternehmen Fehr Advice sowie Universität und ETH Zürich mit einer Studie beauftragt. In dieser wurden zwei Versionen von Google angeboten – eine mit und eine ohne journalistische Inhalte. Das Ergebnis: 70 Prozent der 1573 befragten Schweizer Internetnutzer gaben an, die erste Version zu bevorzugen. Daraus kann geschlossen werden, dass das Vorhandensein von Publikationen eine entscheidende Rolle für den Erfolg eines Tech-Giganten spielt.
Interessant: Schweizerinnen und Schweizer nutzen zur Informationsbeschaffung mit Abstand am ehesten Suchmaschinen (86 Prozent), an zweiter Stelle die Online-Portale der Medien (50 Prozent), vor den sozialen Medien (40 Prozent) und gedruckten Tageszeitungen sowie anderen Medien (29 Prozent). Die Hälfte der Internetnutzenden (53 Prozent) bleiben dabei im Google-Ökosystem: Sie klicken also nicht auf die Links zu externen Webseiten, weil die Antworten der Suchmaschine ausreichen, um das Informationsinteresse zu stillen, oder weil sie auf andere Services von Google weiterklicken.
Welchen Wert haben journalistische Erzeugnisse?
Medien stellen also jene Inhalte bereit, die das Nutzungserlebnis von Google positiv verbessern, gehen aber meistens in kommerzieller Hinsicht leer aus, da Google die Erlöse auf der eigenen Plattform nicht mit den Medienunternehmen teilt. «Wir sehen hier ein Marktversagen, bei dem es eine Regulierung braucht. Google nützt seine Monopolstellung aus», so die Studienautoren.
Derzeit zahlt Google den Schweizer Verlegern kein Geld für die Nutzung der Artikel. Wie viel müsste aber Google zahlen? Anhand der Daten wurde ein Wertbeitrag der Schweizer Medien für das Google-Ökosystem errechnet. Als Grundlage dient der Marktanteil Googles an der suchmaschinenbasierten Werbung in der Schweiz (Google-Umsatz mit Search Engine Advertising, rund 1 Milliarde Franken) sowie die Studienerkenntnis, dass Medien in 70 Prozent der Fälle einen wesentlichen Beitrag zum positiven Suchergebnis beitragen.
Davon ergibt sich ein «Fair Share», der bei mindestens 154 Millionen Franken liegen müsste.