Blühende Bergwiesen, plätschernde Bäche und das idyllische Läuten der Kuhglocken: Damit locken Reiseveranstalter in der Schweiz seit Jahren Touristen an. Aber Herr und Frau Schweizer haben langsam genug von der Heimat-Idylle. Die Reiselust zieht sie ins exotischere Ausland.
«Aktuell sind mehr als zwei Drittel der Wohnungen in den Resorts im Juli und August belegt», sagt der Sprecher Alain Brunner von Hapimag. Der Reiseveranstalter bietet 57 verschiedene Feriendestinationen in Europa und den USA an.
Mehr Buchungen für Herbst als vor Corona
Die beliebtesten Ziele im Ausland: Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich. Das Buchungsvolumen ist laut Hapimag im Vergleich zum Corona-Sommer letztes Jahr um 50 Prozent gestiegen – es liegt nur noch sechs Prozent unter dem Niveau von 2019.
«Für September und Oktober haben wir sogar eine bessere Buchungslage als vor Corona im Jahr 2019. Es sind rund neun Prozent mehr als noch 2019», sagt Brunner.
Europa ist das beliebteste Auslandsziel
Auch andere Anbieter spüren die erhöhte Nachfrage. «Bei uns hat das Buchungsvolumen in diesen Tagen spürbar zugenommen», sagt Markus Flick, der die Anbieter Kuoni und Helvetic Tours vertritt. «Aktuell legen die Buchungen wöchentlich um rund 10 Prozent zu.»
Die Lieblingsdestinationen auch hier: die Nachbarländer der Schweiz und Staaten im Mittelmeerraum. «Vielfältiger sind die Destinationen jener Reisewünsche, die uns für den Herbst oder Winter 2021 und 2022 erreichen», sag Flick.
Buchungsboom soll erst noch kommen
Bei Tui sieht es ähnlich aus. Am liebsten wollen die Kunden im Sommer auf Kreta, in die Südtürkei und Mallorca, gefolgt von Kos und Rhodos.
Aber: Noch ist man hier noch nicht auf Vor-Corona-Niveau. Die Reise-Experten erwarten jedoch bald eine signifikante Zunahme. «Wir rechnen damit, dass sich dies in den nächsten Wochen ändern wird, da dann auch einige Fragen bezüglich Grenzöffnungen und Reisemöglichkeiten geklärt sein werden», sagt Tui-Sprecherin Milica Vujcic.
Reisebedingungen sollen weiter gelockert werden
Tatsächlich sollen die Reisebedingungen in den nächsten Wochen und Monaten gelockert werden. Schon bereiten sich einige europäische Nachbarländer auf Lockerungen und die Rückkehr der Touristen vor.
Zu der positiven Aussicht dürfte auch das Corona-Zertifikat der EU beitragen, das spätestens Ende Juni vorliegen soll. In der Schweiz ist man ebenfalls an einer solchen Lösung dran, die dann EU-weit kompatibel sein soll.
Unsicherheit bleibt trotzdem hoch
Bis dahin dominiert die Corona-Unsicherheit aber weiterhin das Geschehen. Der Reiseveranstalter Hotelplan beobachtet zweierlei: Einerseits steigt die Anzahl konkreter Anfragen ins Ausland. Der Such-Traffic auf der Seite geht ebenfalls in Richtung Auslandsferien.
Andererseits ist Corona weiterhin fest in den Köpfen der Menschen verankert. «Unsere Kunden haben viele Fragen und Unklarheiten», sagt Bianca Gähweiler von Hotelplan. Am Ende siegt dann häufig doch die Vorsicht: «Die beliebteste Destination aktuell bleibt dann ganz klar weiterhin die Schweiz.»