Auf einen Blick
- Krinauer Gasthaus Rössli kämpft ums Überleben als letzter Dorftreffpunkt
- Genossenschaft sucht verzweifelt nach neuem Wirt für rentablen Betrieb
- 250-Seelen-Dorf verlor bereits Dorfladen, Käserei, Bank und Post
Das «Rössli» ist der Treffpunkt in Krinau SG. Es ist das einzige Restaurant im 250-Seelen-Dorf auf 800 Metern über Meer im Toggenburg und der Mittelpunkt des sozialen Lebens. Seit Jahren aber ist das stattliche Gasthaus immer wieder akut vom definitiven Aus bedroht. Derzeit wird die traditionsreiche Wirtschaft von Mitgliedern der Genossenschaft geführt, die das Haus besitzt. Mit verkleinertem Angebot und reduzierten Öffnungszeiten. Die Meinungen im Dorf sind aber gemacht. «Wenn das Rössli schliesst, verlieren wir den letzten Treffpunkt im Dorf», so der Tenor.
Die Genossenschaft sucht verzweifelt nach einer neuen Wirtin oder einem neuen Wirt, wie das «St. Galler Tagblatt» schreibt. Präsident Heiri Rhyner kann sich gar nicht mehr an die Namen aller Beizer erinnern, die in den vergangenen 15 Jahren gekommen, aber immer auch wieder ziemlich schnell gegangen sind. Einwohnerinnen und Einwohner von Krinau haben die Genossenschaft vor über 40 Jahren gegründet. So wollten sie verhindern, dass die Gemeinde das Rössli und damit auch ihr Dorfleben verliert.
«Nur noch eine Schlafgemeinde»
Der Dorfladen, die Käserei, die Bank und die Post – sie alle haben bereits schliessen müssen. Das soll dem Rössli mit seinem Saal, den drei Gästezimmern mit Etagen-WC und der kleinen Terrasse nicht passieren. «Krinau ohne das Rössli wäre eine Katastrophe. Es wäre nur noch eine Schlafgemeinde», sagt Rhyner und kämpft für das Überleben der Beiz.
Der Genossenschaftspräsident ist überzeugt, dass ein Restaurant in Krinau rentabel betrieben werden kann. Dafür brauche es aber Durchhaltewillen, zudem müsse man es gut mit den Einheimischen können. Er sagt dem «St. Galler Tagblatt»: «Das Rössli kann nicht nur von der Dorfbevölkerung leben.» Es sei auch auf Wanderer, Velofahrer und Kundschaft aus der Umgebung angewiesen. Deshalb müsse der Betrieb durchgehend geöffnet sein, sonst bleibe diese Laufkundschaft aus.
Interessenten aus Italien und Indien
Interessenten für das Rössli gibt es allemal. Die Genossenschaft schaut nach den verschiedenen Fehlbesetzungen diesmal aber ganz genau hin und verlangt einen Betreibungsregisterauszug, einen finanziellen Nachweis und einen Strafregisterauszug – damit es diesmal auch längerfristig klappt. Das schrecke viele ab. Wie etwa drei Männer aus Rimini (I), die mit dem Postauto angereist seien und statt einer Strandbar eine Bergbeiz betreiben wollten. Oder einen Mann aus Ascona mit indischen Wurzeln, der beim Gespräch meinte, dass sein Personal noch in Indien sei.