Auf einen Blick
- Holzofebeck in Winterthur sucht verzweifelt nach finanzieller Unterstützung
- Crowdfunding-Kampagne gestartet, um traditionsreiche Bäckerei zu retten
- Ziel: 100'000 Franken, bisher 5300 Franken von 41 Spendern gesammelt
Marcel und Sarah Gerber suchen verzweifelt nach Unterstützung. «Es fällt uns schwer, um Hilfe zu bitten, aber wir tragen eine Verantwortung», sagen sie. Die beiden führen den «Holzofebeck» in der Altstadt von Winterthur ZH in der dritten Generation. Seit 1968 ist dieser ein Teil des Stadtbildes. Holzofenbäckereien sind selten geworden – der Familienbetrieb ist ein Kulturgut. Doch die Zeiten sind schwer. Mit einem Crowdfunding wollen Gerbers ihren Beck nun retten.
So sollen insgesamt 100’000 Franken auf der Plattform Gofundme.com zusammenkommen, wie der «Landbote» berichtet. Doch wie kam es überhaupt zum finanziellen Engpass? In der Ausschreibung erklären die Bäcker die Gründe. Die Übernahme und der Betrieb des Geschäftes haben viel Kapital erfordert. «Leider mussten wir in den ersten Monaten aufgrund von schlechtem Wetter und einer etwas zu grosszügigen Personalplanung hohe Verluste hinnehmen», heisst es weiter.
4000 Franken innert 18 Tagen
Sarah und Marcel Gerber sind aber auch selbstkritisch – sie stehen erst seit Frühling 2024 in der Traditionsbackstube. «Kleine Fehltritte und mangelnde Erfahrung» führten zu unerwarteten Zusatzkosten von 24'000 Franken. Zudem sind bald Renovationen erforderlich, um in der Backstube weiterhin Brot mit guter Qualität backen zu können. Mit den jetzigen Umsätzen können sie sich gerade über Wasser halten. Wie lange das noch möglich ist, wissen sie aber nicht. Darum suchen sie jetzt nach Hilfe.
Einfach ist das nicht. Doch man wolle die zehn Angestellten nicht hängenlassen. Bis zum 24. Dezember waren innert 18 Tagen gut 4000 Franken an Spenden eingegangen. Mittlerweile haben 41 Spenden zu 5300 Franken verholfen.
Während Corona-Pandemie als Skandal-Bäckerei bekannt
Der Holzofebeck hat turbulente Jahre hinter sich. Urs Gerber, der langjährige vorherige Betriebsleiter, sorgte während der Corona-Pandemie mehrfach negativ für Schlagzeilen. Dieser hat in den Schaufenstern der Filiale Bildschirme aufgehängt, die coronakritische und nachweislich falsche Aussagen verbreiteten. «Die Covid-19-Impfung ist die grösste Bedrohung, der die Menschheit je ausgesetzt war», hiess es unter anderem.
Später teilte der Ex-Inhaber 18 Videos mit antisemitischen Verschwörungstheorien auf seiner privaten Website. Von einer Anklage wurde Urs Gerber im Sommer 2023 zuerst vom Bezirksgericht Winterthur freigesprochen. Ein Urteil, welches das Obergericht Zürich diesen Herbst korrigierte. Es verdonnerte den Bäcker zu einer bedingten Geldstrafe von 3000 Franken.
Schon während des Prozesses hat der Beschuldigte sich über die tieferen Umsätze seiner Bäckerei infolge der Medienberichte beklagt. Inwiefern dies bis heute nachhallt, bleibt unklar. Marcel und Sarah Gerber lassen auf jeden Fall nichts unversucht, um nach dem Neuanfang das Stück Winterthurer Geschichte am Leben zu erhalten.