Nachrichten gehören zu den wichtigsten Einflussfaktoren an den Finanzmärkten. Sie liefern den Anlegern Informationen, um den Wert von Vermögenswerten einzuschätzen und fundierte Anlageentscheidungen zu treffen. Aber die schiere Menge an verfügbaren Informationen überfordert viele Privatanlegende. Hier kommt ChatGPT ins Spiel.
Die NLP-Funktionen (Natural Language Processing) von künstlichen Intelligenzen wie ChatGPT sind gut darin, in einem Meer an Informationen, etwa über bestimmte Aktien, nach Mustern zu suchen. Aber ist ChatGPT gut genug, um Privatanlegenden dabei zu helfen, bessere Aktien auszuwählen? Ja, sagen die Forscher Matthias Pelster und Joel Val in einer Studie mit dem Titel «Can ChatGPT Assist in Picking Stocks?»
Dieser Artikel wurde erstmals im Angebot von handelszeitung.ch veröffentlicht. Weitere spannende Artikel findest du unter www.handelszeitung.ch.
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Pelster und Val führten Ende des letzten Jahres während zweier Monate jeweils zwei separate Abfragen durch. Zunächst baten sie ChatGPT, für jedes S&P-500-Unternehmen zu prognostizieren, ob die nächsten Quartalsresultate die Analystenschätzungen übertreffen oder nicht. Dabei sollte ChatGPT alle verfügbaren Informationen berücksichtigen, insbesondere natürlich die Analystenschätzungen, aber beispielsweise auch Social-Media-Diskussionen.
KI schlägt die Analysten
Bei dieser ersten Abfrage ging es also darum, ob ChatGPT die Quartalszahlen besser als die Analysten prognostiziert. Und tatsächlich, die Ergebnisse von Pelster und Val zeigen, dass ChatGPT diese Aufgabe gemeistert hat.
In einer zweiten Abfrage baten die Forscher ChatGPT dann, die «Attraktivität» einer Aktie auf einer Skala von -5 bis +5 zu bewerten, im Hinblick auf die erwartete Aktienperformance im nächsten Monat.
Und auch bei der zweiten Aufgabe reüssierte die künstliche Intelligenz. Die Performance von Portfolios mit hohen Attraktivitätsbewertungen übertrafen diejenigen mit niedrigen Bewertungen deutlich.
Vielversprechendes Tool für Privatanlegende
Für Privatanlegende sind das vielversprechende Neuigkeiten. Denn die Ergebnisse deuten darauf hin, dass ChatGPT ein nützliches Tool bei Investmententscheidungen sein kann. Anlegende könnten ChatGPT beispielsweise im Vorfeld der Veröffentlichung von Quartalszahlen dazu nutzen, um die Unternehmen auszusieben, für die ChatGPT besonders negative Überraschungen prognostiziert.
Ausserdem könnten sie mittels der künstlichen Intelligenz den Pool an Aktien reduzieren, den sie sich genauer anschauen wollen. Etwa, weil sie nur diejenigen Aktien in Betracht ziehen, denen ChatGPT eine hohe Attraktivität punkto Kurssteigerungen bescheinigt.
ChatGPT ist also mehr als nur ein Chatbot. Es ist eine KI, die den Anlegenden helfen kann, die ungeheure Informationsflut zu bewältigen und bessere Anlageentscheidungen zu treffen. Was aber auch klar sein sollte: Es ist nicht klug, blind auf ChatGPT zu vertrauen. Die eigene Analyse und das eigene Risikomanagement sollten immer an erster Stelle stehen. Aber als zusätzliche Unterstützung kann ChatGPT einen realen Mehrwert bieten. Vielleicht ist es deshalb an der Zeit, ChatGPT ein paar Fragen zu Ihrem Portfolio zu stellen.