Die Schweizerische Nationalbank SNB heize die Klimakrise weiter an. Das zumindest behauptet die Klimaallianz, ein Bündnis von mehr als 140 Organisationen – darunter WWF, Pro Natura und der Schweizerische Gewerkschaftsbund.
Fehlende Transparenz der SNB
Die Klimaallianz hat erstmals Schätzungen zu sämtlichen Investitionen der SNB vorgenommen. «Sie verwaltet Aktien im Wert von rund 203 Milliarden US-Dollar», sagt Stephanie Wyss, Mitglied der Klimaallianz-Geschäftsstelle. «Für 23 Prozent dieser Investitionssumme ist nicht im Detail bekannt, welche Aktien damit gehalten werden» – also etwa bei einem Investitionsvolumen von rund 47 Milliarden US-Dollar.
«Trotz fehlender Transparenz kann auch zu diesem Teil der Investitionen eine Schätzung gemacht werden, weil die SNB passiv investiert und damit breite Marktindizes nachbildet.» Das Resultat veröffentlicht die Klimaallianz dieser Tage auf der Website unsere-snb.ch. «So können sich alle Interessierten selbst ein Bild machen, in welche Unternehmen die SNB investiert», sagt Wyss – darunter auch Konzerne, die zu den grössten CO2-Emittenten der Welt gehören. Dass die Zentralbank in solche Unternehmen investiert, sei unverständlich: «Dadurch agiert sie wie ein Klimaleugner.»
Investitionen in Öl- und Gasförderung
Die SNB halte unter anderen Aktien der Öl- und Gasproduzenten Shell oder Repsol, die gravierende Umweltschäden verursachten und Menschenrechte verletzten. Shells langjährige Förderung hat das Nigerdelta in Nigeria in einen Ölsumpf verwandelt, Proteste der lokalen Bevölkerung seien mit Gewalt niedergeschlagen worden.
Repsol sorgte in Peru erst vergangenes Jahr für eine der grössten Umweltkatastrophen des südamerikanischen Landes, als rund zwei Millionen Liter Rohöl ins Meer flossen.
SNB betont sie habe ihre Anlagerichtlinien nicht verletzt
Aus Sicht der Klimaallianz verletzt die SNB mit Investitionen in Unternehmen wie Repsol ihre eigenen Anlagerichtlinien. In denen hält die Zentralbank fest, sie erwerbe keine Wertschriften von Unternehmen, die «grundlegende Menschenrechte massiv verletzen» oder «systematisch gravierende Umweltschäden verursachen».
Stossend sei auch, dass die SNB durch die «enormen Aktienpakete», die sie bei solchen Konzernen halte, eigentlich deren Klimastrategie beeinflussen könnte, dies aber nicht tue, sagt Wyss.
Die SNB betont auf Anfrage von SonntagsBlick, sie habe ihre Anlagerichtlinien nicht verletzt. Der Gesetzgeber habe ihr auch bewusst nicht den Auftrag erteilt, mit ihrer Anlagepolitik Einfluss auf die Entwicklung bestimmter Wirtschaftssektoren zu nehmen.
Zudem investiere die Nationalbank nicht in Unternehmen, deren Geschäftsmodell hauptsächlich auf dem Abbau von Kohle zur Energiegewinnung basiere – weil in der Schweiz ein breiter Konsens über den Kohleausstieg bestehe. Die SNB: «Ein solcher besteht bei Öl und Gas nicht.»