Nach Milliarden-Verlust
Kein Geld für Kantone – Ökonomen kritisieren SNB

Die Ökonomen des SNB-Observatory sehen den Entscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB) kritisch, wegen des massiven Jahresverlusts auf eine Ausschüttung an Bund und Kantone zu verzichten. Sie bezeichnen das Vorgehen zur Gewinnausschüttung als «unverständlich».
Publiziert: 12.01.2023 um 09:19 Uhr
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Aktualisiert: 12.01.2023 um 09:32 Uhr
Die SNB-Spitze um Präsident Thomas Jordan steht wegen des diesjährigen Ausschüttungsverzichts in der Kritik. Im Zuge des massiven Jahresverlusts verzichtet die SNB auf eine Ausschüttung an Bund und Kantone.(Archivbild)
Foto: ANTHONY ANEX

So dürfte das Eigenkapital der SNB laut den Schätzungen der Ökonomengruppe zwar von rund 200 Milliarden auf noch 66 Milliarden Franken geschrumpft sein. Selbst die Ausschüttung des Maximalbetrags von 6 Milliarden würde aber «keinen wesentlichen Unterschied» machen. Hinter dem «SNB Observatory» stehen der Basler Wirtschaftsprofessor Yvan Lengwiler, der emeritierte Genfer Professor Charles Wyplosz und der EFG-Chefökonom und frühere Zentralbanker Stefan Gerlach.

Zudem verwende die SNB ihre Rückstellungen für Auslandinvestitionen von knapp 96 Milliarden per Ende 2021 nicht, um ihren Fremdwährungsverlust von 132 Milliarden aufzufangen. Die Entscheidung werfe die Frage auf, welchen Zweck diese Rückstellungen hätten, heisst es in dem Bericht. Trotz des Verlusts hatte die SNB angekündigt, die Rückstellungen für Währungsreserven um 9,6 Milliarden aufzustocken: «Diese Politik entbehrt jeder wirtschaftlichen und finanziellen Logik», heisst es.

Wahrscheinlich auch nächstes Jahr keine Ausschüttung

In der Folge würden die hohen Verluste der Ausschüttungsreserve entnommen, die damit von 102 Milliarden im Jahr davor auf -39 Milliarden schrumpfe. Das mache es auch wahrscheinlich, dass es im nächsten Jahr erneut keine Ausschüttung geben werde, konstatiert das «SNB-Observatory».

Der riesige Jahresverlust selbst widerspiegelt für die Ökonomen die Risiken einer «riesigen Bilanz». In guten Jahren bedeute das grosse Gewinne und in schlechten Jahren massive Verluste. Immerhin konstatiert das SNB-Observatory, dass die Nationalbank die Aufwertung des Frankens zugelassen habe, weil sie früher als andere Zentralbank die steigende Inflation erkannt habe. «Es ist beruhigend festzustellen, dass sich die SNB auf die Preisstabilität und nicht auf die Rentabilität konzentriert hat», loben die Ökonomen.

Die SNB hatte zum Wochenbeginn einen Jahresverlust gemäss provisorischen Berechnungen von 132 Milliarden Franken ausgewiesen. Der Verlust verunmögliche eine Gewinnausschüttung an den Bund und die Kantone, teilte die Nationalbank mit. Den ausführlichen Bericht zum Jahresabschluss will die SNB am 6. März 2023 veröffentlichen. (SDA)

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