Aeschi
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Gastro-Suisse schlägt Alarm:Ohne Hilfe müsste jeder zweite Betrieb schliessen

Krisenbranche Gastgewerbe
Jetzt droht neue Kündigungswelle

Der Bundesrat dürfte nächsten Mittwoch den Beizen-Lockdown bis Ende Februar verlängern. Das bringt viele Gastwirte in grosse Nöte, jetzt müssen Entschädigungen fliessen.
Publiziert: 10.01.2021 um 12:12 Uhr
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Aktualisiert: 10.01.2021 um 16:37 Uhr
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Denn der Branche droht eine Verlängerung des Lockdowns bis Ende Februar.
Foto: keystone-sda.ch
Christian Kolbe

Der Branchenverband Gastrosuisse zeichnet ein düsteres Bild: «Bis Ende März wird die Hälfte aller Betriebe im Gastgewerbe eingehen, wenn sie jetzt keine sofortigen finanziellen Entschädigungen erhalten», heisst es in der jüngsten Medienmitteilung. Das zeige eine aktuelle Umfrage bei den Mitgliedern von Gastrosuisse. Es liege nun am Bundesrat, am kommenden Mittwoch einen flächendeckenden Kahlschlag und somit eine Kündigungswelle im Gastgewerbe zu verhindern.

Denn so wie es aussieht, dürfte der Bundesrat verordnen, dass Beizen und Bars bis Ende Februar geschlossen bleiben.

In gleiche Horn wie der Branchenverband stossen zahlreiche Zürcher Gastronomen in ganzseitigen Inseraten in den Sonntagsmedien. Sie richten einen dringenden Appell an Bundesrat und den Zürcher Regierungsrat, wollen wegen der «Zwangsschliessung» Geld von den Behörden sehen: «Wir fordern vom Staat eine vollständige Entschädigung für den durch diesen Entscheid entstandenen Schaden.»

Eine weitere Kündigungswelle droht

Die Liste der Forderungen der Zürcher Gastronomen ist lang: «Kompensieren Sie in vollem Umfang unsere Mieten, Lohnausfälle, Lohnnebenkosten, Energiekosten, den Warenverderb, die Investitionen in Schutzkonzepte etc.» Eine so umfassende Liste hat wohl noch keine Branche eingereicht!

Casimir Platzer (58), Präsident von Gastrosuisse, warnt nach den Kündigungswellen im Frühling und im November und Dezember vor einen weiteren Stellenabbau im Gastgewerbe: «Wenn der Bund jetzt nicht handelt, steht in der Branche eine dritte Kündigungswelle an.» Vor der Krise hätten über 80 Prozent der Betriebe eine gute bis sehr gute Liquidität gehabt. In einem Monat stünden 80 Prozent sehr schlecht da. «Sehr viele von ihnen sind sogar in ihrer Existenz bedroht, wenn sie jetzt kein Geld erhalten», fasst Platzer die Umfrageergebnisse zusammen.

Auch ohne Corona schwierige Branche

Allerdings: So rosig lief das Geschäft der Wirte schon ohne Corona nicht. Die «Sonntagszeitung» schreibt, dass «schon vor Corona sechs von zehn Restaurant unrentabel waren». Konkret heisst es: «Nur gerade 38 Prozent der Betriebe erwirtschaften genügend Rendite.» Das bedeutet: «62 Prozent der Betriebe waren schon vor Corona betriebswirtschaftlich gesehen nicht überlebensfähig.» Zum Beispiel, weil das eingesetzte Eigenkapital zu wenig oder gar nicht verzinst wurde oder der Eigenlohn des Wirts nie und nimmer zum Leben reicht. Das führe zur Selbstausbeutung vieler Wirt.

Pikant: Die Zahlen stammen aus dem Branchenspiegel von Gastrosuisse, der Verband weiss also, dass auch in guten Zeiten, das Gastgewerbe kein Zuckerschlecken ist. Mit der Interpretation der Zeitung ist Platzer nicht einverstanden, weist auf die kleinen Margen hin, muss aber einräumen, dass 6 von 10 Unternehmen «gerade mal so rauskommen».

Allerdings ist in den schlechten Corona-Zeiten bislang die grosse Konkurswelle ausgeblieben: 2020 gab es weniger Gastrokonkurse als noch im Vorjahr.

Trotzdem: Die Lage im Gastgewerbe ist mit der Aussicht auf viele weitere Wochen verordneter Schliessung verzweifelt. Denn auch geschlossene Betriebe kosten, pro Mitarbeiter legt ein Gastronom jeden Monat 1500 bis 2000 Franken drauf – ohne einen Franken Umsatz.

Deshalb planen einige Wirte nun den Aufstand: Mit Hashtag #wirmachenauf wehren sich Beizer gegen den Lockdown, wollen am Montag ihre Lokale öffnen. Und riskieren damit hohe Bussen. Gegenüber BLICK TV sagt Platzer: «Als Verband können wir so eine Aktion nicht unterstützten.» Aber er habe Verständnis für Betriebe, die aus lauter Verzweiflung keinen anderen Ausweg mehr sähen, um auf sich aufmerksam zu machen.

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