Markus Segmüller (57) hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten ein kleines Gastro-Imperium in Zürich aufgebaut. Zur sogenannten Segmüller Collection gehören sechs der angesagtesten Restaurants der Stadt, etwa das mondäne Carlton an der Bahnhofstrasse oder das rustikale Adlisberg in der Nähe des Zoos. In normalen Zeiten sind die sechs Restaurants Ertragsperlen, in Zeiten von Corona reissen sie Monat für Monat ein tiefes Loch in die Kasse des Gastrounternehmers.
Segmüller hat für BLICK kalkuliert, welche Kosten ihm entstehen, auch wenn die Restaurants geschlossen sind, also zum Beispiel keine Lebensmittel eingekauft oder Löhne bezahlt werden müssen. «Pro Mitarbeiter rechne ich mit Kosten zwischen 1500 und 2000 Franken», sagt der Wirt. Bei 115 Angestellten, die alle in Kurzarbeit sind, kommt eine stattliche Summe zusammen. «Pro Monat kostet mich der Lockdown 200'000 Franken!»
Kulante Vermieter
Denn Lohnnebenkosten müssen ebenso gezahlt werden wie Versicherungen aller Art, Miete oder Energiekosten. Dazu kommen etwa noch Lehrlingslöhne, Zeitungsabos oder Ferien, die die Mitarbeiter im Moment nicht beziehen. «Wir haben sehr kulante Vermieter, darunter die Stadt Zürich, die sind uns entgegengekommen.»
Doch auch so dürften die Reserven bald aufgebraucht sein. «Aufgeben ist aber keine Option», sagt der Wirt mit Nachdruck. Daran habe er keine Sekunde lang einen Gedanken verschwendet. Doch für ihn ist klar: «Jetzt braucht es dringend Entschädigungszahlungen für die ganze Branche.»
Ins gleiche Horn stösst Casimir Platzer (58), als Präsident von Gastrosuisse der Cheflobbyist der Branche. Er bemängelt nicht nur die angedrohte Verlängerung des Gastro-Lockdowns. «Dass der Bundesrat bei seinem Entscheid noch keine konkreten Ausfallentschädigungen für die geschlossenen Betriebe angekündigt hat, ist schlimm und hart», klagt Platzer. «Der Bundesrat muss aber für den angerichteten Schaden bezahlen», betont er. «Denn die Schliessung der Restaurants wurde befohlen.»
Es braucht Planungssicherheit
Was den Zürcher Gastwirt Segmüller besonders viel Kraft gekostet hat, ist die «Salamitaktik» des Bundesrats. «Wir mussten uns innert kürzester Zeit viermal neu erfinden, jetzt ist der Kampfwille bei vielen erlahmt.» Nach Schutzkonzepten, zweimaliger Vorverlegung der Polizeistunde und der totalen Schliessung innert weniger Wochen wünscht Segmüller nur noch eines: «Eine klare Ansage, wann und wie es weitergeht, damit wir Planungssicherheit haben.»
Um sich entweder auf eine mögliche Wiedereröffnung Ende Februar vorzubereiten – oder die Frage nach dem langfristigen Überleben beantworten zu können.