Sommer, Sonne, Sangria. Klingt nach einem besseren Programm als Putzen, Pflegen und Regen. Vor allem für Rentnerinnen und Rentner im nordischen Land Dänemark.
Das glauben zumindest die Behörden der dänischen Hauptstadt Kopenhagen. Diese haben bei der letzten Budgetrunde einen auf zwei Jahre ausgelegten Versuch gutgeheissen: Demnach sollen Senioren aus Kopenhagen eine Woche lang gratis Charterferien im Süden verbringen dürfen. Dies im Tausch gegen eine Woche anderweitiger Unterstützung durch die Stadt, wie die Zeitung «Altinget» berichtet.
Es wird Geld eingespart
Es geht um die Lebensqualität und Gesundheit der älteren Menschen. Aber nicht nur das: Es geht auch um die Entlastung des städtischen Gesundheitswesens.
Geht das auf? «Die Kosten pro Woche sind etwa gleich hoch», versichert Jens-Kristian Lütken, Arbeits- und Integrations-Bürgermeister Kopenhagens. Sprich: Die eingesparten Dienstleistungen wie Essenszubereitung und Hausreinigung lassen sich praktisch 1:1 für eine Woche Ferien im Süden verwenden. Lütkens glaubt sogar, dass unter dem Strich Geld eingespart wird.
Gemischte Reaktionen
Manche ältere Stadtbewohner freuen sich über die Aussicht auf Gratisferien. Es gibt aber auch Kritik: «Würde das tägliche Leben für unsere Senioren wirklich gut funktionieren, wäre ich vom Vorschlag begeistert, doch das ist nicht der Fall», sagt Lone Skov Al Awssi, Mitglied des Kopenhagener Seniorenrats.
Sie glaubt auch nicht, dass die Rechnung aufgeht: Voraussichtlich gehen jene Rentner, die am wenigsten Hilfe und Pflege brauchen, in die Gratisferien. Demzufolge wird das Gesundheitssystem weder kosten- noch personalseitig entlastet.
In dänischen Medien befragte ältere Menschen finden die Idee nicht grundsätzlich falsch, zumal sie Alleinstehenden auch die Möglichkeit zu etwas Sozialleben auf einer Charterreise eröffnet. Doch es gibt Zweifel, ob die Rechnung aufgeht. Und viele wollen lieber Haushaltshilfen und Spitex in Anspruch nehmen, als Gratisferien zu erhalten.
Keine neue Idee
Dänemark hat solch ein Programm bereits einmal getestet. Im Jahr 2000 begann der damalige Bürgermeister des Kopenhagener Vororts Farum, Peter Brixtofte, mit «Wohlfahrtsreisen» für die Rentner der Gemeinde. Diese profitierten von Trips nach Gran Canaria, in die Türkei oder nach Lanzarote. Schon 2002 wurden diese aber gestrichen. Brixtofte hatte die Finanzen der Gemeinde schlecht verwaltet und Gelder veruntreut. Ob es dieses Mal besser kommt?
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