Viele Bürger aus Aarburg AG nerven sich über die zahlreichen Sozialhilfe-Empfänger in ihrer Gemeinde. Rund ein Drittel der Steuereinnahmen wird von der Fürsorge verschlungen. Von den 17 Millionen Franken Steuereinnahmen gingen 2016 rund 5,7 Millionen für 400 Personen drauf. Allein eine vierköpfige irakische Familie hat seit 2004 rund 580'000 Franken gekostet. Wer Unterstützungsgeld bezieht, wird deshalb hinter vorgehaltener Hand gerne als Sozialschmarotzer betitelt.
Markus Röthlisberger wehrt sich
Dagegen wehrt sich nun Einwohner Markus Röthlisberger (64). «Ich bin doch kein Sozialschmarotzer», sagt er entschieden zu BLICK. Er stellt klar: «Ich habe für mich nur das Allernötigste.» Seit einem Monat bezieht der Rentner nun AHV und Ergänzungsleistungen. Zuvor lebte er aber gut sechs Jahre von der Sozialhilfe. Zwei Herzinfarkte und ein fünffacher Knochenbruch am Fuss machten den früheren Naturarzt, Verkäufer und Sanitär zum Sozialfall.
Röthlisberger zeigt BLICK seine Akten und rechnet vor: «Ich kostete die Sozialhilfe rund 2250 Franken pro Monat.» Eingeteilt wurde das Geld vom Amt: 820 Franken für die Miete inkl. Nebenkosten und 385 für die Krankenkasse. Hinzu kommt noch ein variabler Betrag für Zahnarzt, Spitex und Haushaltshilfe.
Einziger Luxus: Zigaretten
Der Aargauer findet das nicht übertrieben. Im Gegenteil. Zum Leben blieben ihm monatlich 770 Franken.«Damit zahlte ich mein Essen, Kleider, Hygiene- und Haushaltsartikel», sagt er. Sein Luxus: «Hin und wieder gönnte ich mir auch mal eine Zigarette.» Röthlisberger hält fest, dass er auf vieles verzichten musste. Er zählt auf: «Ferien, Ausflüge und Ausgang lagen nicht mehr drin.»
Er verkaufte sein Auto, sein Boot auf dem Zugersee und zügelte von einer 4,5-Zimmer-Wohnung in ein Studio. Mittlerweile schläft, kocht und isst Röthlisberger in einem 65 Quadratmeter grossen Raum. «Zum Glück habe ich gute Freunde und eine tolle Partnerin», sagt er.
Er schämt sich nicht
Röthlisberger machte keinen Hehl aus seiner Sozialhilfe. «Vielleicht hat gerade deshalb nie jemand negativ reagiert und mich beleidigt», sagt er. Er stellt klar: «Ich schämte mich auch nicht. Natürlich gibt es auch Leute, die Sozialhilfe zu Unrecht beziehen und es sich so gemütlich machen! So ein Typ war ich nie!»
Heute schaut der Rentner positiv in die Zukunft. Seit Januar erhält der Frühpensionär AHV und Ergänzungsleistungen. Deshalb hat er neu mit 2540 Franken im Monat etwas mehr zur Verfügung. «Das ist nicht genug für eine grössere Wohnung», sagt er. Doch nun kann er etwas auf die Seite legen: «Damit erfülle ich mir einen Wunsch und fahre in die Ferien.» Ansonsten möchte er nur eines: «Gesund werden und gesund bleiben.»