Auf dem Dach sprudelt ein Whirlpool, im Restaurant im Erdgeschoss steht Gault-Milau-Koch Toni Albino am Herd. Die 74 Wohnungen auf zehn Etagen sind mit allem Komfort ausgestattet. Ein Klingeln reicht – und schon eilt das Pflegepersonal herbei.
Willkommen in der Welt von Gustav, der Altersresidenz an der Europa-Allee beim Hauptbahnhof Zürich. Die SBB haben den Turm gebaut und der Di-Gallo-Gruppe vermietet. Sie betreibt in der Ostschweiz eine Reihe von Alters- und Pflegeheimen. Mit Gustav stösst di Gallo in das Luxus-Segment vor.
Doch reiche Senioren sind schwierigere Kunden als erwartet. Am 1. Mai sind die Wohnungen bezugsbereit, vermietet sind aber erst wenige. Auf der Homepage sind noch sämtliche Wohnungen erhältlich.
«Im Unterschied zu Käufern von Wohnungen wollten Mieter eben zuerst sehen, was sie alles erhalten», sagt Marketing-Chef UrsRuoss (47). «Wir haben die Vermarktung unterbrochen, bis die Bauarbeiten abgeschlossen sind.»
Statt Senioren melden sich Banker
Allein daran kann es allerdings nicht liegen. Auch der Preis dürfte viele Interessenten abschrecken: Die Miete der 1,5- bis 4,5-Zimmer-Wohnungen bewegt sich zwischen 7000 und 15 000 Franken monatlich. Pro Jahr müssen Gustav-Bewohner also bis zu 180 000 Franken auf den Tisch legen.
Statt Senioren sollen sich vor allem Banker gemeldet haben. Schliesslich sind UBS und CS ebenfalls in der Europa-Allee eingemietet. Ihre Angestellten schätzen, wenn jemand die Wohnung lüftet und die Pflanzen giesst, wenn sie auf Reisen sind. Einfach an Banker vermieten darf Ruoss die Wohnungen aber nicht. Denn die SBB schreiben im Mietvertrag vor, dass Gustav eine Altersresidenz sein muss.
Gleichwohl wird das Angebot nun abgespeckt. Leistungen wie Mahlzeiten bei Toni Albino und der Pflegebereitschaftsdienst sind im Basispaket nicht mehr inklusive. «Dies entspricht dem Wunsch der meisten Interessenten», sagt Ruoss. Die günstigste 1,5-Zimmer-Wohnung ist neu schon für 4850 Franken zu haben.